Rezension

Spannend und viel Humor

Jahresausklang auf Sylt
von Brina Stein

Bewertet mit 4.5 Sternen

Rita, Rosi und Ute, drei lebenslustige Landfrauen aus der Nähe von Hannover fahren mit dem Zug nach Sylt. Hans-Hugo, einer von drei Männern, die sie auf ihrer letzten Kreuzfahrt kennengelernt hatten, hat sie über die Jahreswende auf die Insel eingeladen und im Hotel "Hannover" einquartiert. Im Zug lernen sie noch Uschi und Werner mit ihrem denkenden Koffer Louis kennen, die auch auf dem Weg nach Westerland sind und in einer kleinen Penion "Haus Erwin" logieren. Ina und Basti, ein junges Paar aus Hannover mit einem Reisebüro, bei dem die Damen ihre Kreutfahrten immer buchen, sind mit ihrem Hundchen auch von der Partie.
Als dann die Segeljacht von Uschi und Werner verschwindet und auch Uschi und Werner angeblich nicht im "Haus Erwin" angekommen sind, ist der detektivische Spürsinn der Damen geweckt und sie gehen auf Ermittlungstour. Dazu sieht vor allem Rosi sich befähigt, weil sie ja jeden Dienstag vor dem Fernseher sitzt und sich von Jan Feder, der auch auf Sylt den Jahresausklang begeht, abschaut, wie man Täter dingfest macht...

Gleich zu Beginn des Buches lerne ich die Autorin kennen, bei deren Beschreibungen der Landschaft, der Sehenswürdigkeiten und auch der kulinarischen Genüsse man merkt, dass sie sich oft und sehr gerne auf der Insel aufhält.
Im Prolog kommen dann Paul und Erwin, ein Geisterpärchen, dass auf dem Dachboden von "Haus Erwin" lebt und das nur von Tieren und Kindern gesehen werden kann, dazu.
Auch die anderen Protagonisten: die drei Herren Hans-Hugo, Kalli und Josef; die Damen Rosi, Rita und Ute; Ina und Bastie mit ihrem Hund; und auch den "Kapitän" des "Hauses Erwin" samt Frau und Sohn - und alle habe ich bald ins Herz geschlossen. Jeden auf seine eigene Art und Weise.

Bei den Landpartien, die die drei Pärchen unternehmen, sehe ich z.B. die Kirche St. Severin direkt vor mir. Bei den Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Auch den Lakritzwodka würde ich sehr gerne mal probieren. Alles ist so detailliert und liebevoll beschrieben, dass ich mich gleich mittendrin fühle.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, so dass mir die Seiten nur so durch die Hände geflutscht sind. Es macht richtig Spaß, die Insel auf diese Art zu erkunden. Vor allem, wenn man so kompetente Leute dabei hat, wie Hans-Hugo. Egal ob in Westerland, in List, Hörnum, Keitum, Kampen oder Rantum - immer hat er einen kulinarischen Tipp oder eine Idee, was man sich anschauen sollte.

Der "Kriminalfall" an sich ist in meinen Augen eher zur Erheiterung gedacht. Sonst wird den Damen langweilig. Der Humor, der auf allen Seiten mitschwingt gefällt mir sehr gut. Und auch die Aufklärung des Falles kommt nicht wie gewohnt daher. Da hatte ich so nicht mit gerechnet. Aber sehr gut gemacht.

Alles in allem hat mich die Autorin von Sylt überzeugen können und die Insel steht jetzt auf meiner "will ich noch ansehen"-Liste. Um die Protagonisten und Erwin und Paul noch besser kennen zu lernen, werde ich mich auch mit dem Wellengeflüster und der Kreuzfahrt nach Madeira befassen.
Es ist ganz bestimmt nicht das letzte Buch gewesen, dass ich von Brina Stein gelesen habe.