Rezension

Spannend und witzig

Frostkuss - Jennifer Estep

Frostkuss
von Jennifer Estep

Cover:
Ich finde die deutsche Aufmachung der Reihe wunderschön. Die Cover wirken mystisch und fantastisch, gleichzeitig werden die Kapiteleinleitungen sehr liebevoll gestaltet und die Extras am Ende verstärken den Eindruck noch einmal.

Meinung:
Es ist ja kein Geheimnis, dass die bleibende Hogwarts-Macke bei mir dafür sorgt, dass ich total auf Akademie-Bücher im fantastischen Genre abfahre. Die Handlung und die Figuren können noch so wenig überzeugend sein, Akademie-Aspekte finde ich grundsätzlich immer super. Deswegen dachte ich, dass das Buch doch genau das Richtige für mich ist und war positiv überrascht, wie gut es mir gefallen hat.
Gwen besucht die Mythos Academy, da sie eine besondere Gabe hat: wenn sie Gegenstände oder Menschen berührt, erfährt sie so ziemlich alle Geheimnisse über die jeweilige Person. Das kann manchmal praktisch sein, aber auch ein Fluch. Um diese Fähigkeit besser kontrollieren zu können, muss sie fernab von ihrem gewohnten Umfeld lernen. Das führt dazu, dass Gwen zur Außenseiterin wird, da sie nicht viel auf die mythologischen Unterrichtsstunden gibt und fast alle Schüler für Freaks hält. Als sie jedoch zufällig an dem Abend in der Bibliothek ist, als eine Schülerin ermordet wird, spürt sie, dass ihre Gabe zu mehr fähig ist, als sie nur zu nerven.
Ich muss sagen, dass ich Gwen wirklich sehr gern mochte. Sie ist zynisch, lehnt grundsätzlich alles von der Akademie ab und steht auf Comics, obwohl sie theoretisch selbst wie in einem Comic lebt. Sie sieht sich selbst nicht als Besonders an, dabei ist ihre Gabe nichts Alltägliches. Ihre Kommentare über die Schüler, ihre Gewohnheiten und den Unterricht fand ich teilweise wirklich witzig und dadurch kann man das Buch auch sehr schnell lesen.
Der Stil ist umgangssprachlich, aber deswegen nicht weniger fantastisch. Man fliegt durchs Buch, weil es sich sehr flüssig und schnell lesen lässt, dabei aber sehr bildreich und wortgewandt ist. Gestört hat mich hier nur das permanente Gefasel über Gwens Gypsygabe. Wenn es das nicht war, war sie das Gypsymädchen, ihre Großmutter spielt mit der Gypsygabe vor, eine Gypsy zu sein, um sich durch Wahrsagerei das Geld zu verdienen und achja, Gwen ist das Gypsymädchen. Das Wort hat mich irgendwann tierisch genervt und das fand ich schade.
Teilweise fand ich auch einige kleinere Handlungsfäden etwas unlogisch und ungenau, das hat mich aber nur am Rande gestört. So auch, dass fast jeder mit jedem irgendwie rummacht und das nicht zu knapp. Zwar wird erklärt warum, aber ich fand es in der Masse doch etwas unglaubwürdig.
Die Handlung hat mir gut gefallen. Das Setting und die Atmosphäre sind überzeugend. Der Kontrast zwischen dieser altbackenen Schule, wo Schüler über griechische Götter lernen und den reichen Chicimici-Kram, wie Designerklamotten, Laptops und Smartphones fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig, aber zum Ende hin immer normaler. Es war mal etwas anderes und auch zeitmäßig aktuell. Es werden auch Gründe genannt, wieso das so ist und deswegen fand ich es zum Schluss okay.
Die Handlung fand ich sehr spannend und nebenbei habe ich wieder neue Aspekte über Mythologie hinzugelernt. Der Wechsel zwischen seltsamen Ereignissen, Gefahren und Unterricht war sehr angenehm, sodass man Spannung hatte, aber auch entspannen konnte und wieder mehr über die entworfene Welt lernen konnte.
Zum Ende hin geschehen einige unerwartete Wendungen, die mit Gwens Entdeckung zu tun haben und auch mit dem ach so gefährlichen Logan. Dieser tritt hier noch nicht allzu stark zutage, ich bin aber gespannt, wie sich sein Verhältnis zu Gwen entwickeln wird. Jedoch fand ich diese Dinge nicht allzu vorhersehbar, was wirklich Spaß gemacht hat.

Fazit:
Der Serienauftakt konnte mich definitiv überzeugen. Protagonistin Gwen ist sehr zynisch und dadurch entstehen witzige Situationen, die nicht klischeehaft sind. Die Handlung ist spannend und gleichzeitig sehr informativ, ohne zu viel Infodump zu erzeugen. Einzig und allein einige Handlungsstränge konnten mich nicht überzeugen und die immerwährende Erwähnung des Wortes „Gypsy-“ nervte zum Ende hin, was unnötig war. Dennoch bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon auf die weiteren Teile.