Rezension

Spannend und zum Nachdenken anregend

Der Fall des Präsidenten
von Marc Elsberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der ehemalige US-Präsident Douglas Turner wird in Athen verhaftet: Der Internationale Strafgerichtshof wirft ihm Kriegsverbrechen in Afghanistan vor. Juristin Dana Marin muss das beweisen – und riskiert nicht nur ihr Leben.

Ein griechisches Gericht muss nun über seine Auslieferung nach Den Haag entscheiden. Doch nicht nur die USA setzen alle Hebel in Bewegung, damit es nicht soweit kommt. Die Börsen reagieren, Griechenland stürzt ins Chaos. Dana sieht ihr Leben bedroht und ihr wichtigster Zeuge gerät in Gefahr.

Marc Elsbergs Thriller spielt in der unmittelbaren Zukunft, mitten in einem US-Wahlkampf. Er ist sehr nah dran an der politischen Realität, formt aus mehreren ehemaligen US-Präsidenten einen neuen, dreht ein bisschen an den Fakten, die über das Verhalten der US-Armee in Afghanistan bekannt wurden, spitzt ein wenig zu und schmiedet daraus einen Plot – das Ergebnis ist Hochspannung pur.

Die Leserin ist sehr bald auf alles gefasst – eine US-Invasion in Griechenland, einen Krieg unter NATO-Mitgliedern, auf die Ermordung von Richtern, Zeugen, Anwälten.

Marc Elsberg greift mit seinen Thrillern immer wieder existenzielle Probleme der Menschheit auf. Im vorliegenden geht es um Moral und wachsende Ungleichheit sowie das Spannungsfeld zwischen realer Macht und Rechtsprechung.

Die Handlung im Buch bestimmen drei Punkte. Erstens: Elektronische Mittel helfen, den Präsidenten zu überführen. Zweitens: Starke Desinformationskampagnen, die wir ja in der Realität seit Jahren erleben, zum Teil höchst professionell geführt, inklusive künstlicher Intelligenz. Und drittens das – meist kurzfristige – Aufflackern breiter Bewegungen, angetrieben durch die sozialen Medien. Schon der Begriff soziale Medien ist irreführend. Das sind inzwischen riesige Kontroll-, Überwachungs- und Vermarktungsmaschinen und als solche höchst problematisch.

Das Buch hat mir gut gefallen, doch habe ich einige Kritikpunkte: Der Titel ist irreführend, denn es geht um den Ex-Präsidenten. Anfangs hielt ich es auch für möglich, dass der amtierende Präsident stürzt.

Dann wird offensichtlich doch nicht die Ermordung der Lehrerfamilie angeklagt, die so detailliert beschrieben wird.

Alex und seine Freunde sind genauso fit wie die CIA? Ist so etwas möglich?

Und das Ende war mir zu versöhnlich, alles scheint ins richtige Gleis zu kommen.