Rezension

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Ich fürchte mich nicht
von Tahereh Mafi

Bewertet mit 5 Sternen

"Die Erde ist eine Scheibe.
Das weiß ich, weil ich vom Rand gestoßen wurde, und seit 17 Jahren versuche mich daran festzuhalten. Seit 17 Jahren versuche ich wieder auf die Scheibe zu klettern, aber man kann die Schwerkraft nicht bezwingen, wenn niemand einen die Hand reicht.
Wenn niemand es wagt, einen zu berühren." Seite 31

Die Welt wie wir sie kennen existiert nicht mehr. Sie wird vom Reestablishment regiert und es herrschen Krieg und Gewalt. Die Menschen hungern, denn die Natur wurde zerstört und mit ihr sind auch fast alle Tiere ausgestorben.

In dieser Welt lebt die 17 Jährige Juliette und sie hat es bisher nicht leicht gehabt in ihrem Leben. Denn schon ihr Leben lang ist sie eine Ausgestoßene, ein Monster und schon immer war sie einsam. Von den Eltern wurde sie verstoßen und seit einem Unglück, bei dem ein kleiner Junge starb, ist sie in der Psychiatrie eingesperrt... Isolationshaft. Denn Juliette hat eine Gabe... nur eine Berührung reicht um Menschen zu quälen oder gar zu töten.
264 Tage saß sie in Isolationshaft, als man ihr einen jungen Mann in die Zelle stößt. Es ist Adam, der vorgibt ein neuer Mithäftling zu sein, aber in Wirklichkeit ein Spion Warner's, dem Oberbefehlshaber des Reestablishments ist. Aber Adam hat eine sehr interessante Vergangenheit. Warner ist fasziniert von Juliette und ihrer Gabe, und möchte ihre übernatürlichen Kräfte für seine Zwecke nutzen. Aus diesem Grund lässt er sie in seinem Palast bringen. Doch Juliette möchte nicht foltern oder gar töten und beginnt sich zu wehren...

"Ich fürchte mich nicht" ist wieder so ein Buch das mich total überrascht hat. Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Auch ist der Schreibstil der Autorin sehr ungewöhnlich, anders. Keine Frage... er ist flüssig, gefühlvoll, mitreißend und sehr angenehm zu lesen. Aber wenn man das Buch durchblättert, fällt er sofort ins Auge. Es gibt viele durchgestrichene Sätze in diesem Buch. Diese zeigen meist die wahren Gedanken Juliette's. Aber auch Juliette's Verstörtheit wird durch ständige Satzwiederholungen sehr gut dargestellt. Zu Beginn etwas seltsam und ungewohnt, aber das legt sich sehr schnell.

Die Geschichte ist aus der Sicht Juliette's geschrieben und geht richtig zu Herzen. Schon auf den ersten Seiten ist man in der Geschichte gefangen und fiebert/leidet mit ihr mit. Stückchenweise erfährt der Leser was es mit Juliette's Gabe auf sich hat und wie sie dadurch eine Ausgestoßene der Gesellschaft wurde. Und wie einsam sie sich fühlt, denn selbst ihre Eltern haben sie als Kind verstoßen und abholen lassen. Auch dass sie ihr Schicksal so angenommen hat und sich nie gegen die Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren sind zur Wehr gesetzt hat. Sehr beeindruckt hat mich, dass sie trotz allem was ihr passiert ist, nie irgendwelche Rachegefühle hatte, sondern immer alles mit sich allein ausgemacht hat.
Bis sie dann auf Adam trifft... Adam, ein sehr sympathischer junger Mann, den sie schon aus ihrer Kindheit kennt und der sie überraschenderweise berühren kann. Zum Ersten mal in ihrem Leben kann sie jemanden berühren und verliebt sich in ihn. Und endlich schafft es Juli sich zum ersten mal in ihrem Leben zu wehren.
Aber auch die anderen Charaktere um Juliette und Adam hat die Autorin sehr gut dargestellt. Besonders Warner finde ich ist ein sehr faszinierender Charakter, obwohl er mir auch wieder sehr unsympathisch ist. Über ihn hätte ich gerne etwas mehr erfahren, da es sehr geheimnisvoll erscheint. Vielleicht gibt’s ja da noch was im nächsten Teil.

"Ich fürchte mich nicht" ist der Debütroman von Tahereh H. Mafi. Es ist eine spannende Dystopie und wunderschöne Liebesgeschichte in einem, die sehr gefühlvoll geschrieben ist. Ein mitreißender Auftakt der Triogie um Juliette. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung. "Ich fürchte mich nicht" bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.