Rezension

Spannende Aspekte, in denen man sich häufig selbst erkennt

Wie gut soll ich denn noch werden?! - Isabell Prophet

Wie gut soll ich denn noch werden?!
von Isabell Prophet

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin nicht gut genug, das Leben der Anderen ist viel einfach, ich selbst muss einfach besser werden – wer kennt solche Gedanken nicht.? Unter anderem diese Denkweise untersucht die Autorin in „Wie gut soll ich denn noch werden?! Schluss mit übertriebenen Ansprüchen an uns selbst.“ Sie hat „in diesem Buch viel Wert darauf gelegt, dass wir uns bewusst machen, dass wir selbst uns einem Optimierungsdruck aussetzen, angelockt von unseren Möglichkeiten. Aber das ist ja nicht die ganze Wahrheit […] Selbstoptimierung kommt auch von außen.“

Es geht auch um die Wesenszüge des Menschen in Bezug auf die eigenen Ansprüche und das Konsumverhalten sowie über die Wirkung der Strategien der Firmen, mithilfe derer sie Güter und Methoden zur Selbstoptimierung vertreiben. Es wird zudem die tragende Rolle des Internets aufgezeigt.

 

Der Einstieg war schwierig, aber es lohnt sich, es nicht wegzulegen, sondern weiterzulesen, da man irgendwann mit dem Buch warmgeworden ist und sich auf die Themen und den Schreibstil der Autorin einlassen konnte.

Das Buch weist eine gute und anschauliche Strukturierung auf. Der Text ist in verschiedene Kapitel und innerhalb dieser durch diverse Unterüberschriften gegliedert. Dies sorgt dafür, dass die Kapitel nicht zu lang erscheinen, sondern auch optisch immer mal wieder eine kurze Pause kommt. Am Rand stehen oftmals Schlüsselbegriffe, die den Inhalt des beschriebenen Abschnittes knapp, aber pointiert zusammenfassen. Wenn bestimmte Aspekte gesucht werden, können diese im Anhang in einem Stichwortregister schneller gefunden werden.

Die Autorin erklärt ihre Ansätze gut und ergänzt diese mit anschaulichen alltäglichen Beispielen, in denen der Humor nicht zu kurz kommt. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass sie direkt aus ihrem Leben und aus dem ihrer Freunde erzählt und die angesprochenen Themen nicht weit hergeholt scheinen. An vielen Stellen führt sie Ansichten aus Werke anderer Autoren oder aus wissenschaftlichen Studien an, die ihre Meinung stützen und glaubwürdiger erscheinen lassen.

Der Leser hat das Gefühl, als würde die Autorin direkt vor einem stehen, da sie normale Alltagssprache verwendet und dabei zum Teil kein Blatt vor dem Mund nimmt. Sie schließt sich selbst in die angesprochene Gesellschaft mit ein, indem sie von einem „wir“ spricht und sich nicht als besser oder überlegener darstellt. Dadurch fällt es dem Leser leichter, ihren Worten zu folgen und diese authentisch zu finden.

Vor dem Lesen kam die Erwartung auf, dass in diesem Buch Lösungsansätze aufgezeigt werden, die helfen, die übertriebenen eigenen Ansprüche herunterzuschrauben oder sogar komplett loszulassen. Dies ist leider nicht erfolgt. Vielmehr versucht die Autorin die Leser in Bezug auf die angesprochene Thematik zu sensibilisieren und sie zu motivieren, Einscheidungen bewusster zu treffen und den eigenen Konsum sowie die eigenen Ansprüche auch mal kritisch zu hinterfragen.

 

Viele der aufgezeigten Denkansätze dürften dem Leser bekannt vorkommen, allerdings sind diese im täglichen Leben nicht so präsent. Dies in komprimierter zusammengefasster Form dargeboten zu bekommen, ist hilfreich, sich der Tragweite der Thematik bewusst zu werden.

Die Autorin schafft es, den Leser trotz der wichtigen Aspekte, die sie anspricht, nicht deprimiert, sondern nachdenklich und positiv gestimmt zurückzulassen. Sie erweckt das Gefühl, dass sich jeder Mensch, wenn er bereit dazu ist, weiterentwickeln und sich selbst als gut genug betrachten kann, unabhängig davon, was Werbungen einem vermitteln.