Rezension

Spannende Buchidee bei der Durchhaltevermögen gefragt ist.

Die fünf Gaben
von Rebecca Ross

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT:

Wie jedes Mädchen im Haus Magnalia fiebert Brienna der Sommersonnenwende entgegen. Denn dann wird sie zur Berufenen erklärt und kann ein neues Leben bei einem Gönner beginnen. Sie lässt sich auf das Angebot eines Lords aus dem Norden ein, auch wenn sie dafür schweren Herzens von ihrem Lehrer, Master Cartier, Abschied nehmen muss. Kaum ist sie jedoch im Reich Maevana angekommen, steht mehr als ihr Glück auf dem Spiel: Mit ihrer besonderen Gabe soll sie den König stürzen und somit ihre Vorfahren verraten. Als sie Cartier schließlich wiederbegegnet, muss sie sich entscheiden, ob sie ihrer Familie oder ihrem Herzen die Treue hält.  

Quelle: Carlsen  

COVER: 

Das Cover zeigt das Gesicht einer jungen Frau. Umrankt wird diese von Blättern und Zweigen. Die Schriftart des Titels wirkt geschwungen und elegant und passt damit perfekt zur Thematik der Häuser und Könige. Und auch unter dem Schutzumschlag ist das Buch ein Hingucker. Dort verbirgt sich eine Prägung eines Zweiges und die Farbe und das Papier des Einbands erscheinen edel und wertvoll. 

MEINE MEINUNG: 

Ich lese unheimlich gerne Fantasybücher aus dem Jugenbuchbereich. Kein Wunder also, dass ich zu Die fünf Gaben gegriffen habe. Die Klappentext und auch der Prolog hatten es mir direkt angetan und ich war super gespannt auf die Geschichte. Meine Euphorie hielt allerdings nicht lange an. Warum, das werde ich gleich ausführlicher erklären.  

Das Buch ist in drei Teile unterteilt und in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Brienna geschrieben. Der erste Teil beschäftigt sich mit Briennas Ausbildung im Hause Magnalia. Dort erlernt sie eine der fünf Gaben und ist als sechste Arde nur aufgrund ihrer Herkunft, eine Waise mit zwei Blutlinien, aufgenommen worden. Die Gaben, die unterrichtet werden, haben allerdings nichts Magisches an sich. Vielmehr geht es dabei um ein großes Talent in einem der Bereiche Kunst, Musik, Schauspiel, Wissen und Esprit, das ausgebaut werden soll, um am Ende in den Dienst eines Gönners zu gelangen. Bei Brienna ist die ganze Sache allerdings etwas schwierig und nach einigen Umwegen landet sie bei Master Cartier und erlernt die Gabe des Wissens.  

Leider war dieser Part des Buches für mich, entschuldigt meine direkte Ausdrucksweise, einfach stinklangweilig. Die Erzählungen zum Hause Magnalia, zu der Umgebung, zu den Mädchen und zum Ablauf selber konnten mich einfach nicht fesseln. Und alles was dem Leser an Hintergrundinformationen mit auf den Weg gegeben werden sollte, wurde in Briennas Unterricht verpackt. So erfährt man über ihre Stunden bei Cartier über die missliche Lage des Nachbarlandes Maevana. Und auch wenn Brienna großes Interesse an den verschiedenen Häusern und Verbindungen hatte, war ich von den ganzen Informationen eher erschlagen. Man muss also gut sondieren, denn viele Informationen sind sehr wichtig. So wird Maevana aktuell von einem König regiert, obwohl das Land immer in der Obhut einer Königin stehen sollte. Nach einem verheerenden Krieg wurden aber die möglichen Königinnen ihrer Magie beraubt und getötet. Erst als sich Briennas Ahnengedächtnis einschaltet, scheint es einen Lichtblick für Maevana zu geben.  

Gott sei Dank wurde es dann also etwas spannender, als Brienna in die Hände eines Gönners übergeben wurde. Zwar kann ich die enge und familiäre Verbindung zwischen den beiden bis heute nicht nachvollziehen, aber immerhin hat die Geschichte dann an Fahrt aufgenommen. Brienna hängt sich in die Pläne ihres Adoptivvaters rein und vertraut ihm vom ersten Moment an blind. Ich fand Brienna vollkommen naiv und unüberlegt. Sie weiß zu dem Zeitpunkt ja, dass sie eine wichtige Schlüsselrolle spielt. Daher kann ich dieses plötzliche Urvertrauen absolut nicht nachvollziehen.  
Auch insgesamt gesehen bin ich mit Brienna nicht wirklich warm geworden. Sie war zwar schon ganz nett, aber ich konnte keine Verbindung zu ihren Gedanken und Gefühle aufbauen, was es mir schwergemacht hat, ihre Entscheidungen immer nachzuvollziehen.  

Grundlegend fand ich die Thematik des Buches schon sehr spannend. Nur die Umsetzung ist für meinen Geschmack einfach zu träge gewesen. Der Weltenbau ist nicht wirklich komplex und dennoch mochte ich die beiden gegensätzlichen Reiche Maevana und Valenia sehr. Um alles gut nachvollziehen zu können, muss man aber genau aufpassen, die Abstammungslinien verfolgen und sich Namen und Decknamen merken. Der drohende Krieg scheint bei dieser Gedankenflut daher gar nicht so nah. Und auch die angedeutete Liebesgeschichte erscheint da eher matt. Man merkt zwar, dass es zwischen Brienna und ihrem Master knistert und funkt, zu ernsthaften Annäherungen kommt es aber eher nicht.  
Ich würde sagen, für dieses Buch braucht man Durchhaltevermögen, denn der Handlungsverlauf hat leider erst ab der Hälfte des Buches etwas an Fahrt aufgenommen. Brienna hat einen Auftrag, der nicht ganz ungefährlich zu sein scheint. Alleine das macht die Geschichte schon spannender. Zum Ende hin gerät sie allerdings zwischen die Fronten und muss sich zwischen Familie und Freunden entscheiden. Dieser Punkt hat dazu beigetragen, dass mir der Inhalt, gerade zum Schluss, am besten gefallen hat. Im Verlauf gab es hin und wieder einige Szenen, in denen ich der Handlung nicht folgen konnte. Oftmals wird nämlich zum Ende eines Kapitels eine Szene angefangen und man denkt, das nächste Kapitel würde dort ansetzten. Aber Fehlanzeige! Und so habe ich mich des Öfteren gefragt: wie sind wir denn nun hier gelandet?  
Daher hat es mich überrascht, dass das Ende ohne fiesen Cliffhanger und völlig rund daherkommt.  

Das Buch lässt mich zweigeteilter Meinung zurück. Zum einen mochte ich die Idee, die beiden Reiche und die Sache mit dem Ahnengedächtnis sehr. Zum anderen war mir die Story einfach etwas zu flach, zu wenig fesselnd, zu vorhersehbar und vom Aufbau her zu langweilig. Ich hätte mir mehr unvorhergesehne Wendungen und brenzlige Situationen gewünscht, denn insgesamt läuft alles für einen bevorstehenden Krieg einfach viel zu glatt. Protagonistin Brienna könnte etwas mehr Tiefe vertragen und mit ein wenig mehr Augenmerk auf ihre “echte Gabe”, hätte das Buch zu etwas ganz Besonderem werden können.  

BEWERTUNG: 

Meine anfängliche Euphorie ist schnell der Ernüchterung gewichen. Das Buch ist keineswegs schlecht, konnte mich aber nicht wie gewünscht fesseln und überzeugen. Es gibt viele gute Ansätze und Ideen, die Ausarbeitung ist dagegen aber ein wenig lahm. Nichtsdestotrotz beinhaltet das Buch eine spannende Thematik, die ich weiterverfolgen werde.