Rezension

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spannende, ereignisreiche Fortsetzung mit Überraschungen

Der Wächter (Die Geschichte von Sin und Miriam 2) - Sabine Schulter

Der Wächter (Die Geschichte von Sin und Miriam 2)
von Sabine Schulter

Bewertet mit 5 Sternen

Da es sich um den zweiten Band der Reihe handelt, kann meine Rezension Spoiler enthalten! Vorwissen ist bei der Komplexität der Geschichte auf jeden Fall zu empfehlen, auch wenn es ein paar Rückblicke gibt.

 

Miriam und Sin haben eine große Schlacht geschlagen und sind nur knapp davongekommen. In ihrer Heimat ist das Problem mit dem Suchenden, für den Moment, in den Griff bekommen worden, doch überall tauchen neue, bedrohliche Nachrichten auf, die man nicht ignorieren darf.

Die magischen Bäume werden ihrer Energie beraubt und keiner weiß, wie man diese Situation stoppen kann, denn die Suchenden führen die Jäger in die Irre. Verluste, Verzweiflung und immer wieder neue Verwirrung sorgen dafür, dass Unruhe entsteht, aber niemand der Lösung auf die Spur kommt.

Der Ursprung allen Übels soll in Ägypten zu finden sein, so bleibt den Wächtern rund um Miriam nicht viel anderes übrig, als die Reise in das fremde Land anzutreten, denn Miriam scheint die einzige zu sein, die noch helfen kann. Doch was sie dort erwartet, ist überraschend, erschreckend und alles andere als einfach zu händeln.

 

Zwei Jahre sind seit den Geschehnissen des letzten Bandes vergangen und zu Beginn des Buches bekommt man einen kleinen Überblick darüber, wie es den Figuren in der Zeit ergangen ist. Dadurch kommt man gut in die Handlung rein, wird auf den neusten Stand gebracht und hat nicht das Gefühl, viel verpasst zu haben. Auch zu den vergangenen Erlebnissen, die man aus Band eins kennt, gibt es kleine Rückblenden, die über die Geschichte verteilt sind. So kann man kleine Erinnerungslücken wieder schließen bzw. einfach das Wissen auffrischen, wenn das lesen vielleicht doch schon länger zurück liegt. Da die Passagen gut eingebunden sind, ergeben sich auch keine langatmigen Momente, sollte einem das Geschehen noch präsent sein.

 

Der Schreibstil von Sabine Schulter ist wieder sehr angenehm, flüssig und mitnehmend. Ich habe mich schon nach wenigen Seiten wieder sehr wohl bei den vertrauten Figuren gefühlt und war neugierig, was sie wohl dieses Mal erleben werden. Besonders da der erste Band recht abgeschlossen wirkte, war ich gespannt, was die Autorin sich ausgedacht hat, um die Reise der Protagonisten weitergehen zu lassen. Und ich wurde alles andere als enttäuscht.

Umso weiter man im Buch voranschreitet, umso mehr Geheimnisse werden gelüftet, man erfährt etwas zu den Ursprüngen, die ich so absolut nicht erwartet hätte und taucht auch immer tiefer in die Strukturen bei den Limaren ein. So wird die komplexe Welt noch greifbarer und man findet sich immer besser zurecht, versteht, wieso einige Situationen so verworren sind und warum man Probleme nicht anders angehen kann. Hierarchie, in der Vergangenheit fest verankerte Strukturen und festgefahrene Einstellungen stehen den Figuren da teilweise im Weg. Auch Miriam als Frau hat es manchmal schwer, sich durchzusetzen, obwohl sie für alle so wichtig ist.

 

Das Buch wird wieder aus zwei Perspektiven geschildert. Auf der einen Seite begleitet man Miriam, die aus der Ich-Perspektive berichtet, auf der anderen ist man nah bei Sin, auch wenn er nicht aus der Ich-Perspektive erzählt. So ist man sehr nah bei den beiden wichtigsten Charakteren und kann die Handlung gut verfolgen, auch wenn sich die Wege der beiden mal trennen. So ermöglicht die Autorin einem auch Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten der beiden. Immer wieder gibt es Situationen, die sehr aufwühlen, die bedrohlich sind und neue Sorgen hervorrufen. Am liebsten würde Sin Miriam vor allem schützen, was ihr gefährlich werden könnte, aber dafür ist die junge Erwachte einfach zu neugierig und möchte helfen, wo es ihr nur möglich ist. Dadurch werden die tiefen Gefühle der beiden füreinander auch immer wieder zum Thema. Sie sind wirklich ein sehr schönes, größtenteils harmonisches Paar und irgendwie muss man sich beim Lesen mit ihnen freuen, dass sie den Widrigkeiten trotzdem und ihr Glück genießen können – zumindest zwischendurch. Diese leidenschaftlichen Passagen werden zwar immer wieder überschattet vom nächsten anrollenden Chaos, aber es bietet wenigstens kleine Erholungsphasen.

Auch viele andere, bereits bekannte, Charaktere sind wieder mit dabei. Von ihnen erfährt man ebenfalls, wie sich ihre Leben seit dem Ende des letzten Bandes entwickelt hat und ich finde es schön, dass sie nach wie vor an der Seite von Miriam und Sin stehen. In diesem Buch kommen nun noch viele weitere Personen hinzu und machen die Handlung noch abwechslungsreicher und bunter, da jeder seine ganz eigene Geschichte, Ecken, Kanten und Macken mitbringt. Ganz besonders interessant fand ich zwei Charaktere, mit denen man wohl zu Beginn so gar nicht rechnet und die auf den ersten Blick auch nicht in die Konstellation passen wollen. Ich zwar auch sehr lange unsicher, wie viel ich ihnen trauen soll und selbst am Ende des Buches bin ich skeptisch geblieben.

Die Reise nach Ägypten bringt außerdem noch Einblicke in die Vergangenheit von Sin, die bisher nur wenig thematisiert wurde. So lernt man auch ihn noch intensiver kennen. Und obwohl man von dem Land selbst nicht sehr viel erfährt, macht der Handlungsort doch eine andere Atmosphäre, als in Deutschland im ersten Band.

 

Die Entwicklungen im Buch werden immer verstrickter, turbulenter und gefährlicher. Bald sind die Figuren wieder in einer fast ausweglosen Situation gefangen, die viele Verluste und Opfer einfordert.

Die verschiedenen Handlungsaspekte machen die Geschichte dabei sehr abwechslungsreich und lassen niemals Langeweile aufkommen. Selbst wenn es gerade nicht dramatisch und gefährlich ist, ist es dann entweder mal sehr emotional und leidenschaftlich oder überraschend durch die Entdeckungen und Offenbarungen. Ich bin schon jetzt sehr gespannt, was Sabine Schulter im nächsten Band für uns bereithalten wird.

 

Fazit

Obwohl ich nach dem ersten, sehr gelungenen Band fast etwas skeptisch war, wie die Autorin die Spannung und Abwechslung in der Geschichte erhalten will, bei dem recht abgeschlossenen Ende des ersten Buches, hat Sabine Schulter es wieder geschafft, mich in die Geschichte zu ziehen und zu begeistern. Die Reise nach Ägypten bringt viele neue Aspekte in die Handlung, macht sie facettenreich, überraschend und immer wieder gefährlich. Man taucht noch tiefer in die komplexe Welt der Limare und Suchenden ein und ich bin schon jetzt sehr gespannt, was noch alles kommen wird im nächsten Buch.