Rezension

Spannende Familien- und Unternehmensgeschichte

Das Haus der schönen Dinge - Heidi Rehn

Das Haus der schönen Dinge
von Heidi Rehn

Bewertet mit 4 Sternen

Der jüdische Kaufmann Jacob Hirschvogl verwirklicht 1897 seinen Lebenstraum und eröffnet sein Kaufhaus am Rindermarkt. Dort ist jeder Kunde König, unabhängig von seinem Stand und seinem Geldbeutel. Seine Frau Thea und seine Tochter Lily ergänzen ihn in seiner Arbeit. Das Kaufhaus wird schnell zu einem Publikumsmagneten, doch bald kommen auch schwere Zeiten für die Familie und ihr Kaufhaus.

Beinahe 100 Jahre und drei Generationen umfasst die Geschichte der (fiktiven) Familie Hirschvogl in München. Sehr anschaulich lässt die Autorin Heidi Rehn die vergangenen Zeiten neu auferstehen und den Leser die Münchner Luft der jeweiligen Zeit schnuppern. Schon das Coverbild lässt erahnen, wie ansprechend das Kaufhaus gestaltet wurde, und mit den Frauen der Familie erlebt der Leser den Wandel der Zeit. Aber auch die historischen Umschwünge sind gut eingefangen. Dem Buch vorangestellt ist ein Stammbaum der Familie Hirschvogl, so dass man hier schon einen guten Eindruck zu dieser Familie bekommt. Das Schicksal der Familie ist äußerst realistisch beschrieben, so dass man tatsächlich davon ausgehen könnte, dass es das Kaufhaus und die Familie Hirschvogl gegeben hätte. Dass dies nicht der Fall ist, gibt die Autorin in „Statt eines Nachwortes“ zu. Dank ihrer guten Recherche ist dennoch eine äußerst spannende Familien- und Unternehmensgeschichte gelungen.

Dass die Erzählung nichtsdestotrotz auf wahren Begebenheiten beruht, wird klar, wenn altbekannte Namen wie Hertie, Wertheim und andere Kaufhäuser mit diesen fiktiven Ereignissen verquickt werden. Dadurch erhält der Roman eine beklemmende Wirklichkeit, die jedem Leser nahegehen muss. Andererseits erinnert der anfängliche Aufschwung des Kaufhauses an eigene Besuche im Kaufhaus, noch bevor die ersten Informationen über Insolvenzen und Schließungen durch die Nachrichten gegangen sind, weil viele Verkäufe inzwischen über das Internet erfolgen.

Manches in der Geschichte könnte etwas gestrafft werden, doch insgesamt hat mir das Buch viele schöne Lesestunden geschenkt, hat mich aber auch nachdenklich werden lassen über die geschichtlichen Gegebenheiten im letzten Jahrhundert. Sehr zu empfehlen!