Rezension

Spannende Geschichte

Die Farben des Feuers - Pierre Lemaitre

Die Farben des Feuers
von Pierre Lemaitre

Das Buch beginnt wie ein Gesellschaftsroman aus den 1920er Jahren und steigert sich dann zu einer sehr spanenden Geschichte, die sich stellenweise wie ein Thriller liest.
Madeleine wächst in der sehr reichen Bankiersfamilie Pericourt auf, heiratet einen schönen Mann, bekommt den Sohn Paul - alles bestens, so denkt man. Doch das Unglück beginnt, als ihr Vater stirbt und ihr kleiner Sohn vor der Beerdigung aus dem zweiten Stock der Villa springt. Er bliebt sein Leben lang gelähmt, die Ehe ist schon lange gescheitert und der Kindsvater sitzt im Gefängnis. 
Madeleine kümmert sich vorwiegend um ihren Sohn und weniger um die Finanzen der Bank. So ist es für den Prokuristen Gustave Joubert, Madeleines Onkel Charles und ihren ehemaligen Liebhaber Andre Delcourt ein Leichtes sie in den Ruin zu treiben und aus der feudalen Villa zu jagen. Doch Madeleine sinnt auf Rache und ist dabei sehr erfindungsreich...
Das Buch ist zwar anfangs verhalten, eine weitere Geschichte von reichen Leuten, aber dann wird es zu einem ganz spannenden Krimi. Das Vorgehen von Madeleine ist raffiniert, ihre Helfer sind einfallsreich und man möchte unbedingt wissen, ob sie ihr Ziel erreichen.
Anfangs musste ich mich erst orientieren und die zahlreichen Personen einordnen, doch das geht schnell besser und man findet gut in das Geschehen hinein. Man schwankt zwischen dem Mitleid für die arme Madeleine und dem für ihre Opfer, denen alles genommen werden soll. 
Alles geschieht vor dem Hintergrund geschichtlicher Umwälzungen in den 1920er und 1930er Jahren, als die Welt sich dem Faschismus zuwendet und die heraufziehenden Gefahren nicht sieht.
Lemaitre schreibt zwar für meinen Geschmack etwas umständlich und sehr detailreich, aber auch daran gewöhnt man sich schnell. Ihm ist ein ganz fesselndes Portrait einer Gesellschaft am Abgrund gelungen!