Rezension

Spannende Geschichte

Der Fluch der Rose - Iny Lorentz

Der Fluch der Rose
von Iny Lorentz

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:
Augsburg, Ende des 15. Jahrhunderts

Maria wird als Ziehkind in den Haushalt der Familie Fugger aufgenommen und führt ein glückliches Leben in Augsburg. Doch die Welt des Mädchens ändert sich schnell. Sie zieht mit der Familie von Hans Fugger in die neu errichtete Fuggerau, wo künftig Erz abgebaut werden sollte. Dort lernt sie den Mönch und Priester Johannes kennen...

Johannes kam als ungefähr zweijähriger Bub ins Kloster Arnoldstein und wurde dort von den Mönchen erzogen. Als er im passenden Alter ist erhält Johannes die Priestweihe und entzieht sich somit vollkommen einer möglichen Ehe. Und dabei hat er erst vor kurzem Maria richtig kennengelernt, die ihn sofort bezaubert hat.

Eine Zukunft zwischen den beiden jungen Leuten erscheint unmöglich. Noch dazu haben sie einen durchtriebenen Widersacher und Feind...

Meinung:
Das Cover ist aufwendig und auffallend gestaltet. Beherrscht wird die Aufmachung von einem kräftigen Blau, welches sich nicht nur auf dem Kleid der Dame wiederfindet, sondern vor allem am Buchrücken und der Rückseite des Buches. Dazu gibt es eine goldene Schrift, die sich perfekt mit dem Blau einlässt und stark hervorsticht.

Die beiden Personen auf dem Cover könnten Figuren aus dem Buch darstellen. Wenn die Dame im Vordergrund blondes Haar hätte, könnte man denken, dass es sich um Maria handelt, die weibliche Hauptprotagonistin des Romans. Im Hintergrund sieht man einen Mönch, der dem Betrachter den Rücken zuwendet. Auch die Umgebung von ihm wirkt sehr klosterähnlich und bei ihm könnte es sich um Johannes handeln.

Insgesamt finde ich das Bild auffällig und ganz schick, es ist nicht perfekt und einzigartig, würde aber meine Aufmerksamkeit in einer Buchhandlung wecken.

 

Ich habe schon seit längerer Zeit nichts mehr Neues von Iny Lorentz gelesen. Ich weiß selbst nicht, woran das liegt, eigentlich hat mir jedes Buch, welches ich bisher von dem Autorenpaar gelesen habe, gefallen. Und genau so war es auch bei diesem, neuen Roman. Mir hat die Inhaltsangabe von „Der Fluch der Rose“ auf Anhieb gefallen und es versprach, eine spannende Geschichte zu werden.

 

Ich empfand die Schreibweise durchweg sehr angenehm. Sie wurde der damaligen Zeit angespasst, nicht zu modern, aber auch nicht zu altmodisch. Genau so, dass sie glaubwürdig wirkte und den Leser ans Ende des 15. Jahrhunderts entführt. Es gibt ab und an die Einbindung von historischen Begriffen oder von lateinischen Begriffen, die man aber auch als Laie erkennt und leicht übersetzen kann. Falls doch mal ein Wort unbekannt erscheint oder man nicht sofort darauf kommt, was die Bedeutung dessen ist, gibt es am Ende des Buches ein Glossar, wo einige Begriffe erklärt werden.

 

Auf den letzten Seiten gibt es nicht nur ein wunderbar erklärendes Nachwort mit allerhand Details, die zeigen, was für eine Recherche hinter dem Roman steckt. Zusätzlich gibt es noch ein Personenverzeichnis, das weiterhilft, falls man mal den Überblick bei den Protagonisten verliert. Ich brauchte dieses nie, mir sind alle Personen schnell im Gedächtnis geblieben und ich hatte auch keine Probleme, diese wiederzuerkennen.

 

Mir haben während der ganzen Geschichte Monatsangaben oder wenigstens mal eine Jahresangabe gefehlt. Ich hang manchmal etwas in der Zeit und konnte nie genau benennen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Ab und an eine kleine Angabe dazu wäre hilfreich gewesen. So gab es an einigen Textstellen lediglich einen Hinweis auf das Alter von Marie oder Johannes, was eine grobe Orientierung gibt.

Der Roman ist in elf Teile gegliedert, ein jedes besitzte eine passende Überschrift. Vielleicht wäre es ja auch eine Möglichkeit gewesen, dort die Handlungszeit zu benennen...

Dazu wäre es, zumindest für mich, ganz nett gewesen, wenn eine Karte am Anfang oder Ende des Romans eingebaut worden wäre. Dort hätten ja nur die wichtigsten Handlungsorte vermerkt werden müssen, das wäre für mich ausreichend gewesen. So wäre es einfacher gewesen, Entfernungen abzuschätzen oder eine grobe Orientierung zu haben, wo bestimmte Orte liegen.

Wie schon erwähnt, sieht man an einigen Stellen des Buches eine ausgezeichnete Recherche. Sei es bei der Sprache, bei bestimmten historischen Begebenheiten oder den Persönlichkeiten. Hier gibt es eine Vermischung von realen und fiktiven Personen, wobei viele Protagonisten erfunden sind. Alle Charaktere agieren ebenbürtig und sind alle lebhaft dargestellt. An einigen Stellen hätte ich es schön gefunden, wenn mehr historische Persönlichkeiten eingebunden worden wären. So waren mir die erfundenen Personen etwas zu sehr in der Überzahl.

Auch bei der Geschichte handelt es sich um ein gekonntes Zusammenspiel von Realität und Fiktion. Dieses Verhältnis ist etwas ausgeglichener, immer wieder werden Details erwähnt, die tatsächlich so geschehen sind. So entsteht eine interessante Geschichte, die lange sehr spannend gehalten wurde und ohne Längen überzeugen. Ich hatte viel Freude daran, das Buch zu lesen und immer wieder entstanden Situationen, die ich so nie erwartet hätte. Manchen Lesern mag einiges vielleicht zu viel Drama gewesen sein, für mich war die Abwechslung zwischen ruhigen und aufregenderen, spannundgsreicheren Kapiteln genau richtig.

Lediglich auf den üngefähr letzten 70 Seiten war die Spannung weg. Es war zwar noch nicht jede Frage geklärt, doch als aufmerksamer Leser konnte man sich ein mögliches Ende schon vorstellen. Bei mir traf dies genau so ein, wie ich es erwartet hatte und hier hätten die Autoren die Ereignisse durchaus etwas kürzen können.

 

Am Anfang der Geschichte gibt es zwei Handlungsstränge, einer spielt in Augsburg, der andere auf Kloster Arnoldstein. Hier hat man die Möglichkeit, sowohl Maria, als auch Johannes näher kennenzulernen und man erfährt einige Geheimnisse von anderen Protagonisten. Nach gut 170 Seiten werden die beiden Stränge langsam zusammengeführt und vereinen sich irgendwann. Dann gibt es auch nur noch wenige Ortswechsel und das Setting verlagert sich fast vollkommen auf die Gegend rund um die Fuggerau und das Kloster Arnoldstein.

Bei dem Setting wurde versucht, es lebendig und bildhaft zu gestalten. Bei einigen Gebäuden und Orten gelang dies auch ganz gut, gerade das Kloster konnte ich mir richtig gut vorstellen. Auch die Beschreibungen von Augsburg, sowie von verschiedenen Räumen empfand ich als gelungen. Leider setzte sich dies bei der Fuggerau nicht so durch. Zum einen erschien mir das Wohnhaus, aber auch das gesamte Gelände als unfassbar groß und schwer einschätzbar, ich konnte mir die Dimension dessen nicht vorstellen. Zum anderen gab es auch nur recht wenige Kapitel und Abschnitte, die sich mit der Beschreibung dessen befassen. So blieb das Anwesen für mich schwammig und erschien nicht sonderlich lebendig oder wohnlich. Im Gegensatz dazu herrschte in Augsburg eine Lebendig- und Fröhlichkeit, die viel verlockender wirkte.

 

Wie bereits erwähnt gibt es eine bunte Mischung an Charakteren. Es treten einige reale und viele fiktive auf, es gibt ein angenehmes Zusammenspiel zwischen ihnen und keine Unterschiede bei der Beschreibung.

Ich empfand es schade, dass viele Figuren, die im Roman auftreten und nicht unbedeutend sind, irgendwann gar nicht mehr erwähnt werden. Besonders bei Elisabeth Glauber, ihrem Mann oder auch bei Veronika Fugger empfand ich dies als schade. Mir hätte es gefallen, wenn es wenigstens ein Kapitel gegeben hätte, in dem einige Worte zu deren weiteren Lebensweg und Wohlergehen gefallen wären.

Maria und Johannes begleitet man als Leser von klein auf, man lernt sie als kleine Kinder kennen und begleitet die Beiden bis in ihr Erwachsenenleben. Im Grunde verfolgt man einen großten Teil ihres Lebensweges und sieht dadurch Entwicklungen und Veränderungen ihres Wesens sehr deutlich.

An sich haben mir beide vom Charakter gefallen, sie sind recht sympathische Menschen, die ein gutes Herz haben. Doch ganz zufrieden bin ich mit ihnen nicht. Ich glaube, dass liegt an der Erziehung, die ihnen zuteil wurde.

Johannes ist sehr gutmütig und friedlich. Man kann sich nicht vorstellen, dass ihm mal ein böses Wort über die Lippen kommt. Dazu sagt er nur selten seine wahre Meinung, sondern legt Wert darauf, was andere erwarten, was er sagen soll. So erscheint es, als hätte Johannes lange keinen eigenen Willen und ich habe es mir immer schwierig für den jungen Mönch vorgestellt, sich in der Welt außerhalb der Klostermauern zu behaupten. Ich gaube, Johannes ist mir vom Charakter zu weich und freundlich, ich kann keine Eigenschaft aufzählen, die einen negativen Beigeschmack hat...

Maria entwickelt sich zu einem liebreizenden Mädchen. Mir hat es besonders gefallen, dass sie keine Standesunterschiede macht. Sie ist zwar unehelich geboren, hat aber doch einen gewissen Stand aufgrund ihres Ziehvaters Hans Fugger. Trotzdem ist sie sich nicht zu schade, mit im Haushalt zu helfen und sich mit einfachen Leuten anzufreunden. Von diesem Charakterzug her hatte sie meine Sympathie sofort.

Dazu hatte sie eindeutig Mut und sagte gerne mal ihre Meinung. Manchmal hätte dies nicht so sein müssen und die Gefühle sind etwas durchgegangen, doch sie zeigte verschiedene Seiten ihres Wesens.

Ich empfand es als merkwürdig, wie oft Maria einfach dorthin gehen konnte, wie sie wollte. Ihre Ziehmutter oder auch die Ziehschwesstern legen scheinbar keinen Wert darauf, dass Maria eine recht standesgemäße Erziehung genießt und sich nicht immer so in der Gegend herumtreiben kann.

 

Die entstehende Liebe zwischen Maria und Johannes erschien teilweise ganz niedlich, manchmal etwas zu jungfräulich und fixiert. Für beide war es gefühlt Liebe auf den ersten Blick, sie haben voneinander geträumt und wären füreinander durch die Hölle gegangen. Ich verstehe ja, dass Johannes nicht sofort seinen Gefühlen folgen will und diese für ihn unbekannt sind. Er nimmt sein Gelübde sehr ernst und das finde ich auch gut so. Doch diese unendliche Liebe war mir etwas zu schnulzig und aufgedrückt. Ich konnte das nicht richtig ernst nehmen. Etwas weniger Geturtel wäre ganz gut gewesen.

Fazit:

In vielen Aspekten hat mir die Geschichte richtig gut gefallen. Die Idee ist hervorragend, die Umsetzung stimmt, es gibt eine tolle Schreibweise, einige historische Details und nette Extras wie das Glossar oder das Personenverzeichnis. Das Nachwort hat perfekt seinen Sinn erfüllt, hat noch weitere Informationen gegeben und gezeigt, was für eine ausführliche Recherche es zu dem Werk gab. Als äußerst gelungen empfand ich die Zusammenführung der beiden Erzählstränge. Es gab einen fließenden Übergang, der auch Sinn gemacht hat und es war nicht zu abrupt.

Mir haben die beiden Hauptprotagonistin Maria und Johannes nicht vollkommen gefallen, sie waren zwar perfekt ausgearbeitet, mir aber nicht immer sympathisch. Auch ihre starke und heimliche Liebe war nicht immer unterhaltsam geschildert, mir waren manche Stellen zu kitschig.

Ansonsten hat das Autorenpaar Iny Lorentz eine tolle neue Geschichte geschrieben, die mich sehr gut unterhalten hat. Dazu konnte ich einige neue historische Fakten lernen und am Ende waren all meine offenen Fragen geklärt.