Rezension

Spannende Handlung in ungewöhnlichem Schreibstil

Dustlands - Die Entführung - Moira Young

Dustlands - Die Entführung
von Moira Young

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sie leben am Rande der Welt, weit entfernt von jeglicher Zivilisation.
Doch das schützt sie nicht vor den Feinden, die bereits nach ihnen suchen und gerade dann zuschlagen, als sie es am wenigsten erwarten.

 

Saba lebt mit ihrem Zwillingsbruder Lugh, ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester mitten in der Wüste an einem abgeschiedenen See. In ihrem Leben hat sie kaum andere Menschen kennengelernt als ihre Familie.
Doch dann tauchen eines Tages vier bewaffnete Reiter nach einem heftigen Sandsturm auf und entführen den Jungen. Bei dem Versuch, ihn zu beschützen, wird Sabas Vater getötet und die Fremden können mit ihrem Opfer fliehen.
Wild entschlossen, Lugh zurückzuholen, macht sich die junge Frau auf den Weg durch die Wüste und entdeckt eine gefährliche Welt außerhalb von Silverlake, voller Heimtücke, Brutalität und Grausamkeiten. Wie soll sie hier jemals jemandem vertrauen, selbst wenn er ihr das Leben rettet?

 

 

Von Dustlands hatte ich vor dem Lesen schon ein paar Dinge gehört, für mich galt der erste Band der Reihe trotzdem sozusagen als Geheimtipp. Das Szenario klang auf alle Fälle interessant und war in meinen Augen auch eine willkommene Abwechslung zu den in der Zukunft noch teilweise erhaltenen Metropolen unserer Gegenwart. Es war beinahe so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber eben nicht ganz.
Zum einen lag das an der Figur Saba. Ich muss gestehen, am Anfang hatte ich es schwer mit ihr. Ihre große Verehrung für ihren Bruder und ihren gleichzeitigen Egoismus konnte ich zuerst nicht nachvollziehen, doch im Laufe der Geschichte machte sie durchaus Sinn. Sie kennt kaum jemanden außer ihrer Familie und hat auch wenige männliche Bezugspunkte, denen sie wirklich vertraut. Je länger sie unterwegs ist und je mehr Menschen sie trifft, desto häufiger verschwindet Lugh aus ihren Gedanken und ihre eigentliche kämpferische und liebevolle Persönlichkeit kommt immer mehr zum Vorschein, die mir sehr gut gefallen hat.
Einen schönen Kontrast zu ihr bildet da Jack. Ich liebte die beiden einfach zusammen! Er schafft es wie kein Anderer, Saba aus der Reserve zu locken und ihre Entwicklung voranzutreiben. Und ihre ständigen Streitgespräche sind ein weiteres Highlight des Buchs.

 

Der zweite Grund dafür, dass der Roman nicht ganz meine Erwartungen erfüllt hat, war der Schreibstil. Man hat mich ja schon vorher gewarnt, dass dieser etwas gewöhnungsbedürftig sei. Er ist ziemlich einfach gehalten, teilweise in Umgangssprache verfasst, die Sätze meist kurz und prägnant. Ich finde, dass er Saba, ihre raue Umgebung und die gesamte Atmosphäre toll charakterisiert. Die Unwirtlichkeit der trocken-heißen Wüstenlandschaft, die harte und kalte Grausamkeit ihrer Bewohner und die völlig auf das Recht des Stärkeren ausgerichtete Lebensweise werden dem Leser auf diese Weise wunderbar nahe gebracht.
Dadurch erzeugt die Autorin eine regelrechte Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Nach etwa hundert Seiten nimmt die Spannung rasant an Fahrt auf und reist einen mit, sobald die Hauptheldin Hopetown erreicht und die Ereignisse sich überschlagen.
Nur leider, und das ist mein Kritikpunkt, machen fehlende Satzzeichen bei der wörtlichen Rede einem das Lesen schwer. Mit der Zeit arrangiert man sich damit, deswegen ziehe ich bloß einen halben Stern ab. Dennoch hat es mich so gestört, dass ich es nicht unerwähnt lassen will.

 

 

Dustlands: Die Entführung ist ein schöner Einstieg in Moira Youngs außerordentliche Dystopienreihe. Spannend, mitreißend und mit einem schlagfertigen Pärchen, das zu überzeugen weiß, bietet das Buch jede Menge Lesespaß. Die endzeitliche, Mad Max ähnliche Kulisse, die teils unglaublich brutalen Charaktere und die sich neu gebildete Art der Zivilisation werden durch den einfachen und umgangssprachlichem Schreibstil, an den man sich erst gewöhnen muss, atmosphärisch sehr gut unterstützt.
Dieser Roman ist wirklich für diejenigen geeignet, die gerne ein nicht alltägliches Setting, eine sich positiv entwickelnde Heldin und einen ganz eigenen Humor lieben. Solche Leser werden auch von diesem Roman begeistert sein.