Rezension

spannende High-Fantasy

Flammenflug - Melissa Caruso

Flammenflug
von Melissa Caruso

Bewertet mit 5 Sternen

Nach einigen New Adult Romanen hatte ich mal wieder Lust auf ein richtig gutes Fantasy-Buch! Da kam mir Flammenflug von Melissa Caruso gerade recht. Der Klappentext hörte sich nach einer spannenden und außergewöhnlichen Geschichte an. Erschienen ist das Paperback Ende Mai 2019 bei Bastei Lübbe.

Durch die Augen unserer Protagonistin Amalia wird man in eine Welt katapultiert, in der Magie eine gefährliche Waffe ist und gebändigt werden muss. Jeder, der in Raverra Magie wirken kann ist an einen Falkner gebunden, der die Kräfte seines Falken kontrolliert. Zaira ist eine Feuermagierin und diesem Schicksal bisher geschickt aus dem Weg gegangen. Als sie jedoch in Gefahr gerät, entfesselt sie einen Feuersturm, der droht die gesamte Stadt zu vernichten. Nur durch Amalias eingreifen kann schlimmeres verhinder werden. Doch nun sind die beiden jungen Frauen für immer aneinander gebunden.

Dass dies Melissa Carusos Debüt ist, mag man kaum glauben, wenn man erst einmal angefangen hat zu lesen. Durch ihre zwar hochgestochene und nicht immer ganz einfache Sprache, jedoch immer geschickte Wortwahl, kann man gar nichts anderes machen, als zu lesen und nicht mehr aufzuhören. Die gesamte Handlung sowie der Aufbau aller Charaktere sind perfekt ausgearbeitet und wahnsinnig komplex. Die Autorin hat hier eine wahnsinnig faszinierende High-Fantasy-Welt geschaffen. Zu Beginn wird erklärt was es mit den Falknern und den Falken auf sich hat und wie die Welt funktioniert, in die der Leser hinein gezogen wird. Dabei hat die Autorin sehr auf Details geachtet, es aber dennoch geschafft das Ganze nicht langweilig erscheinen zu lassen.

„Das Unbehagen in meinen Eingeweiden nahm mit jeder Meile, die ich mich von Raverra entfernte, zu, und das Holpern der Kutsche trug das seine dazu bei. Dies war offenes Land, frei von Geheimnissen, jede Oberfläche von der Sonne geküsst.“ S. 267

Die Detailverliebtheit spiegelt sich auch im Cover wider. Auf orangem Untergrund ist ein Falke von Unten zu sehen, der sich mit gespreizten Flügeln in die Luft erhebt. Wenn man genau hinguckt, sieht man im Falken die Silhouette einer Frau, die in Flammen aufgeht. Wirklich schön gemacht!

In einer Beziehung von Falkner und Falke finden sich Amalia und Zaira auch sehr schnell wieder. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Amalia kommt auf gutem Hause, ist eine Grafentochter und ihre Zukunft durch ihre Mutter komplett durchgeplant. Sie ist eine unglaubliche freundliche und treue Seele, die alles für diejenigen tun würde, die sie liebt. Dabei verfolgt sie immer den Weg der Gerechtigkeit und würde nie etwas Unethisches tun. Zaira dagegen ist auf der Straße groß geworden, immer auf der Flucht, nie ein richtiges Zuhause, weil sie das Magiermal trägt und sie nie ein Falke werden wollte. Ihre rebellische und aggressive Art steht den beiden Frauen am Anfang ihres Bundes sehr im Weg. Gerade durch ihre Gegensätze entsteht ein interessantes Spannungsgefüge, was eine schöne Dynamik in die Geschichte mit einbringt. Gemeinsam müssen sie diverse Hürden nehmen und Opfer bringen, aber nach und nach erkennen Sie, dass ihre Unterschiede ihnen behilflich sein können. Und schon bald sind sie in einen politischen Skandal verwickelt, der einen Krieg auslösen könnte. Sehr spannend fand ich dabei, dass durch die Abhängigkeit der beiden voneinander immer wieder die Frage aufkommt, was eigentlich Freiheit ist, wie sie definiert wird und was es bedeutet wirklich frei zu sein.

»Es fährt so oder so schon alles zur Hölle der Zwietracht, Amalia. Ich weiß nicht, wie wir das verhindern sollten.« S. 356

Da Amalia aus politischem und hoch angesehenem Hause kommt, fließen immer mehr Informationen zu der politischen Lage, dem Rechts- und Regierungssystem in die Handlung ein. Das ist nur logisch, da Amalia irgendwann in die Fußstapfen ihrer Mutter treten soll und langsam in die Politik und ihre Machenschaften einführt wird. Dadurch gibt es aber zahlreiche Gespräche mit politischen Details und kriegerischen Schachzügen, die einige Leser eventuell langweilen könnten. Mir haben diese Einblicke sehr gefallen und es zeigt zudem wie ausgefeilt und komplex diese Geschichte wirklich ist.

Auch zu erwähnen ist, dass es zwar eine kleine romantische Nebenhandlung gibt, die Geschichte an sich aber überhaupt nicht kitschig ist. Sie strotzt eher so vor Spannung und Intrigen und bleibt, soweit es bei Fantasy möglich ist, realistisch und im Rahmen. Die Geschichte in sich geschlossen und hat kein offenes Ende. Dennoch wird es weitere Bände geben – der dritte und letzte Teil der Trilogie ist vor Kurzem in Amerika veröffentlicht worden.

Fazit:

Eine komplexe und facettenreiche High-Fantasy-Geschichte, die mich ab Seite eins mitreißen konnte. Ohne großes Herumreden gebe ich Flammenflug 5 Schmetterlinge.