Rezension

Spannende Idee, aber mit einem zu einfachen Ende

Die Träumenden - Karen Thompson Walker

Die Träumenden
von Karen Thompson Walker

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Ein junges Mädchen fühlt sich plötzlich müde auf einer Party und wacht nicht wieder auf. Niemand weiß, woher das kommt – die Luft, Gift, ein Virus? Eines jedoch ist sicher: Es breitet sich rasend schnell aus in Santa Lora, der Kleinstadt in Kalifornien. Die Menschen werden einfach müde, legen sich hin und schlafen für immer. Überall sieht man schlafende Einwohner – auf Parkbänken, in Autos, in Badewannen. Panik bricht aus und die Stadt wird von der Außenwelt abgeriegelt, denn niemand weiß, wie lange die Einwohner schlafen werden und was sie währenddessen träumen…

Der Story-Stapel

Die Story beginnt recht unscheinbar, arbeitet dabei aber schon auf das Kernthema des Schlafvirus hin, denn der Beginn der Geschichte ist dort, wo auch das Virus den Anfang findet. Danach begleiten wir mehr und mehr Personen, die unterschiedlich stark getroffen sind und die alle unterschiedlich mit diesem Ausnahmezustand umgehen. Dabei sind die Kapitel eher kürzer gehalten und wechseln oft die Perspektive, was den Spannungsbogen ebenso anheizt, wie die Ungewissheit, was es mit diesem tiefen Schlaf auf sich hat und vor allem, was so ein Virus mit der Gesellschaft macht. Das Ende wirkte dann für mich aber irgendwie unspektakulär und überhaupt blieb es ruhig in dieser Kleinstadt, wenn man bedenkt, dass dort ein seltsames Schlafvirus sein Unwesen treibt.

Charakter-Stapel

Aufgrund des besonderen Schreibstils lernt man zwar eine Menge Charaktere kennen und hat auch das Gefühl, viele Informationen über diese zu erhalten, auch Geheimnisse, die sie sonst nicht verraten würden. Gleichzeitig bleiben aber alle Charaktere irgendwie fremd. Es gibt keine direkten Protagonisten, sondern einfach wahllos Leute, die man ein Stück auf diesem Weg begleitet, was dazu führt, das man auch keine Sympathieträger findet, bei denen man mitfiebert, sondern es einfach hinnimmt, sollte derjenige einschlafen oder eben wach bleiben.

Stil Stapel

Der Schreibstil liest sich sehr speziell und man brauch gewiss einige Seiten, um sich daran zu gewöhnen. Er beschreibt in der dritten Person, ist auktorial und wirkt gleichzeitig sogar noch weiter weg. Als hätte man diese Erzählperspektive gewählt und dann noch drei Schritte zurückgemacht, um noch mehr Abstand beim Erzählen zu haben. Damit wirkt man bei dem Geschehen eher wie ein Zuschauer, der die Berichte im Fernsehen verfolgt und nicht wie jemand, der eigentlich dabei ist. Der Schreibstil fiel auch mir schwer und hat dafür gesorgt, dass mir die Geschichte trotz spannender Idee etwas fern blieb, weil keine Emotionen aufkamen.

Kritik Stapel

Der spezielle Schreibstil an sich ist für mich kein Kritikpunkt, aber die Art des Erzählens hat schlicht dafür gesorgt, dass man keine Nähe zu den Personen aufbauen konnte. Somit habe ich die einzelnen Schicksale zwar mitverfolgt, aber ob sie die Sache überleben oder nicht, war mir irgendwie egal, was schade ist, denn die vorgestellten Charaktere waren sehr breit gefächert und hätten gewiss für jeden Sympathieträger bereitgestellt. Auch das recht einfache Ende hat mich enttäuscht, hier habe ich einfach mehr erwartet, stattdessen wirkte alles recht friedlich und einfach.

Fazit

Das Buch hat einen interessanten Grundgedanken und die Entwicklung dieser Schlaf-Krankheit ist spannend mitzuverfolgen. Wechselnde Perspektiven unterstützen den Spannungsbogen zusätzlich. Doch die Kritikpunkte wiegen hier ebenfalls mit rein und wenn die Nähe zu Charakteren fehlt und das Ende einen eher unzufrieden zurücklässt, dann sind das für mich zwar solide 3 Sterne, aber eben auch nicht mehr. Das Potenzial für mehr wäre aber da gewesen – schade.