Rezension

Spannende Idee mit Luft nach oben

Die Aschebringerin: Sprung zwischen den Welten - P. J. Ried

Die Aschebringerin: Sprung zwischen den Welten
von P. J. Ried

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich habe "Die Aschebringerin" als eBook gelesen und war relativ schnell in der Geschichte drinnen. Der Beginn ist recht rasant und sehr spannend, im Laufe der Geschichte verliert die Handlung dann etwas an Schnelligkeit, nur um gegen Mitte/Ende wieder an Geschwindigkeit zuzunehmen. Im Zentrum der Geschichte steht die Protagonistin Yashira "Ash" Willow, die ich größtenteils sympathisch fand, da sie ihren eigenen Kopf hatte, aber trotzdem auch Gefühle (wie Tränen, Trauer, Angst etc.) zugelassen hat und nicht nur "tough" war, wie man es von vielen Protagonistinnen erwartet. Andererseits muss ich aber auch dazu sagen, dass ihre Handlungen manchmal nicht so viel Sinn für mich ergeben haben und ich ein wenig den Kopf über sie schütteln musste. Teilweise wirkte ihr Charakter an einigen Stellen nicht ganz durchdacht, da sie manchmal unglaublich schwächlich und ängstlich beschrieben wurde und dann wieder tough und "bissig". Das war leider in meinen Augen nicht ganz konsistent.

Die Grundidee der Welt fand ich super spannend und das Setting sehr interessant. Die Geschichte spielt in der Zukunft, die Menschen haben den Planeten Erde verlassen und sind auf den "künstlichen" Planeten Alpha ausgewandert, der von 23 Monden umkreist wird. Die Energie der Monde wird von den sogenannten Portalläufern, zu denen auch Ash gehört, geholt und genutzt um die Atmosphäre des künstlichen Planeten Alpha zu generieren. Die Monde gelten als unbewohnbar und verlassen - bis Ash eines Tages nach einem Portallauf, der ungehörig schief lief, mit einem zweiten Menschen, Riley Chase, zurückkehrt. Zum ersten Mal muss Yashira hinterfragen: Ist ein Leben auf den Monden möglich und gibt es vielleicht noch mehr Menschen auf den Monden und was hat der Senat zu verbergen? Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Hintergrund gewünscht, um eine für mich schlüssige Welt zu erschaffen: Wie wurde der "künstliche" Planet erstellt? Gab es ein "Gerüst", das die Menschen genutzt haben? Wie wurde der Planet gefunden? Gab es die Monde schon? Leider erfahren wir wenig über das "wie" der bestehenden Welt, was ich sehr schade fand. Im Laufe der Geschichte erfahren wir auch mehr über die einzelnen Monde, was ich sehr spannend fand und deshalb hoffe, dass P.J. Reid eventuell noch ein paar Kurzgeschichten über die Monde schreiben wird, denn ich finde die erschaffene Welt und ihre Bewohner hat auf jeden Fall Potential.

Teilweise hatte ich ein wenig Schwierigkeiten mit einigen Passagen, die nur sehr "oberflächlich" behandelt wurden- Yashira trauert im Roman oft um ihr Leben und ihre Familie und ihre Freunde, die allerdings am Anfang des Romans nicht wirklich präsent sind, sodass es schwer ist da irgendwie eine Verbindung aufzubauen. Auch als Yashira einen anderen Menschen rettet, wird sie verstoßen und wie eine Aussätzige behandelt- was für einen gesunden Menschen skurill wirkt und nicht ganz verständlich. Auch dass weder Interviewanfragen an sie und an den "mysteriösen Fremden" gerichtet werden, obwohl Yashira eine Star-Atlethin ist, wundert mich... das System scheint also die zwischenmenschliche Seite abzulehnen, dann wundert es mich aber, dass in der Mitte des Romans plötzlich von "Protesten" die Rede ist- obwohl die Menschen scheinbar nichts mitbekommen haben und auch bis dato kein Interesse gezeigt haben. Das fand ich ein wenig "flach". Ebenso wie Yashiras und Rileys "magische" Gaben. Durch eine Genmutation verfügen sie über besondere Gaben, die jedoch recht wenig im Roman benutzt werden und dann so, dass der Leser nicht im Prozess des Erlernens mitgenommen wird. Auf einmal klappt es dann einfach doch - das fand ich nicht besonders gelungen und hätte mir hier mehr Input für den Leser gewünscht, um die Entwicklung zu verstehen.

Insgesamt fand ich schön, dass der Roman aufzeigt, dass es manchmal nicht nur "Schwarz" und "Weiß" gibt, sondern dass Unrecht nicht mit Unrecht bekämpft werden kann und das nicht alle Rebellen automatisch gute Menschen sind, denn die Rebellenbewegung in "Die Aschebringerin" wird oft von Yashira hinterfragt und zeigt auch negative Seiten auf, was ich einen sehr spannenden Ansatz fand.
Nicht ganz überzeugen konnte mich das Ende des Romans, das mir doch etwas zu "schnell" kam und ein bisschen nach "Deus ex machina" schrie, ohne jetzt hier zu viel verraten zu wollen. Auch die Liebesgeschichte fand ich zwischenzeitlich ein wenig anstrengend, da sehr offensichtlich war, dass Riley und Yashira sich mögen (was auch im Klappentext bereits verraten wird) und es aber seeeehr lange dauert, bis da mal etwas passiert- obwohl es beiden recht schnell klar ist.

Bis auf einige Wiederholungen (könnt ihr das Wort "Iriden" noch hören?) hat mir der lockere Schreibstil gut gefallen und es ließ sich gut runter lesen. Wie bereits gesagt fand ich Yashira insgesamt eine sympathische Protagonistin und konnte größtenteils mit ihr mitfühlen und mich darüber freuen, dass sie den für sich richtigen Weg gefunden hat.