Rezension

Spannende Krimi-Unterhaltung im klassisch-britischen Stil – packend, viele Wendungen und die Auflösung war wirklich überraschend.

Der Fall Moriarty
von Anthony Horowitz

Bewertet mit 5 Sternen

New York vs. London

Die Londoner Unterwelt ist in Aufruhr: Der gefürchtete amerikanische Gangster Clarence Devereux will seine Geschäfte nach England ausdehnen. Auch Professor Moriarty soll seine Hände im Spiel haben – aber ist er nicht, ebenso wie Sherlock Holmes, an den Reichenbachfällen in den Tod gestürzt? Und welche Rolle spielt der undurchsichtige Detektiv Chase, der plötzlich in London auftaucht? Als der Machtkampf der Giganten des Verbrechens seine Opfer fordert und eine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird, macht sich Inspector Jones von Scotland Yard daran, die Machenschaften des Amerikaners aufzudecken. Eine blutige Spur führt von den Docks bis in die Katakomben des Smithfield Meat Market. Kann es sein, dass Moriarty noch lebt?
Ganz in der Tradition seines Sherlock-Holmes-Romans Das Geheimnis des weißen Bandes schickt Anthony Horowitz erneut die Ermittler von Scotland Yard auf Verbrecherjagd – und Athelney Jones beweist, dass er Sherlock Holmes ein würdiger Nachfolger ist...(Klappentext)

♙♙♙♙♙♙♙♙♙♙

 

„Glaubt irgendjemand wirklich, was an den Reichenbachfällen passiert ist?
Viele Berichte sind darüber geschrieben worden, aber mir scheint, dass bei allen das Wichtigste fehlt…nämlich die Wahrheit.“
(S. 11 – Anfang)

Es wird aus der Sicht von Frederick Chase erzählt, Chefermittler der New Yorker Detektiv-Argentur Pinkerton.
Seine Geschichte beginnt direkt nach dem Fall „Das letzte Problem“ an den Reichenbachfällen, von dessen Wahrheit er so gar nicht überzeugt zu sein scheint.
Hier macht er die Bekanntschaft mit Inspector Jones von Scotland Yard, der dem Können und der Scharfsinnigkeit von Sherlock Holmes in nichts nachsteht, ist er doch ein wahrer Fan des nun verstorbenen Ermittler-Genies. Dieser möchte sich vom Tod Moriartys überzeugen. Dessen Leiche wird in der Nähe der Reichenbachfälle aus dem Wasser gefischt und mit ihr eine mysteriöse Nachricht.
Frederick Chase ist davon überzeugt, dass der berüchtigte New Yorker Gangsterboss Clarence Devereux gemeinsame Sache mit Moriarty machen wollte und sich dafür nun in London aufhält. Damit dürfte er auch gar nicht so unrecht haben, denn mit dieser Nachricht scheinen New Yorker Gangsterverhältnisse in London Einzug zu halten. Morde und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung, Blut tränkt die Straßen Londons. Die Amerikaner scheinen sich in London also sichtlich wohl zu fühlen und an Einfluß zu gewinnen. Alles scheint mit dem Gangsterboss Devereux zu tun zu haben.
Gemeinsam mit Inspector Jones und Scotland Yard macht sich Chase daran diesen amerikanischen Gangstern das Handwerk zu legen und Devereux endlich in die Finger zu kriegen…(persönliche Inhaltsangabe)

„>>Verstehen sie jetzt, warum ich Sie zu warnen versucht habe?
Die Ereignisse hier in Bladeston House sind nur der Anfang, die ersten warnenden Symptome des Gifts, das in den Blutkreislauf Ihres Landes eingedrungen ist.<<“
(S. 108)

Hier eröffnet sich dem Leser ein Krimi im klassisch-britischen Stil der sich an Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes-Romanen orientiert. Wie auch in dessen Sherlock-Romanen wird hier aus der Ich-Perspektive erzählt, jedoch nicht aus Dr. Watsons Sicht, sondern eben aus die des Privatermittlers Frederick Chase. Auch dieser richtet sich hier direkt an den Leser und blickt auf vergangene Ereignisse zurück. Schreib- und Erzählstil kommt dem Doyles ziemlich nahe, aber seien wir uns mal ehrlich – es kann nur einen Doyle geben.

Obwohl dies quasi eine Fortsetzung des Sherlock-Krimis „Das letzte Problem“ ist, kann der vorliegende Krimi auch von Sherlock-unkundigen Lesern gelesen und genossen werden. Alle wichtigen Fakten die man müssen muss, werden in die Handlung gekonnt eingebracht, inklusive Rückblick zu vergangenen Sherlock-Fällen und berühmten Zitaten. Das mag bei so manchen Sherlockians zu Langweile geführt haben, ich jedoch habe es genossen an diese erinnert und etwas nostalgisch zu werden.

Der Krimi selbst ist überaus spannend, enthält viele Wendungen und auch die typisch historische Atmosphäre wird gekonnt an den Leser transportiert. Auch an Actionszenen und Cliffhanger am Ende der Kapitel wird hier nicht gespart und mit der Auflösung konnte mich der Autor wirklich überraschen.

Fazit:
Ich habe den 1. und 2. Teil dieser Reihe nicht gelesen und kann daher keine Vergleiche ziehen wie manche anderen Rezensenten. Viele sind enttäuscht da dieser Krimi wie ein Sherlock-Krimi sein will, es aber nicht schafft. Tja Leute, es schreibt eben kein Sir Arthur Conan Doyle, sondern ein Anthony Horowitz. Als Sherlockian muss man dies also schon etwas differenzierter betrachten.
Ich persönlich finde, dass Horowitz es verdammt gut hinbekommen hat. Es war für mich ein Vergnügen in einen Sherlock-Holmes-ähnlichen Krimi einzutauchen und werde mir auch noch die anderen Teile dieser Reihe zulegen.

© Pink Anemone