Rezension

Spannende Mittelalter-Kost

Die Hexe und der Leichendieb - Helga Glaesener

Die Hexe und der Leichendieb
von Helga Glaesener

Bewertet mit 4 Sternen

Mittelalterliches Road-Movie

Sophie heiratet Marsilius, den Herrn der Wildenburg, und hofft auf eine zufriedene Ehe. Stattdessen ist ihr Mann ein regelrechtes Scheusal. Brutal und selbstherrlich und obendrein noch Edith verfallen, die im Rufe steht, eine Hexe zu sein. Er denkt auch gar nicht daran, seine Gespielin vor dem Gesinde zu verbergen und zumindest den Anstand zu wahren - er verbringt den größten Teil seiner Zeit mit ihr, sogar auf öffentlichen Anlässen. Die ganze Burg fürchtet sich vor Marsilius und Edith, da beide zu Gewalttätigkeiten neigen.

Als ein wegen Mordes verurteilter auf sein Geheiß hin hingerichtet werden soll, gelingt es diesem, schwer verletzt mit Hilfe Sophies (die nicht einmal sagen kann, warum sie geholfen hat) zu fliehen. Für Sophie wird die Situation auf der Wildenburg immer unerträglicher. Ihre Angst ist erdrückend und obendrein schmiedet Edith pläne, sie aus dem Weg zu räumen. Als sie hochschwanger von der Wildenburg flieht, versucht sie Hilfe bei dem geflohenen Marx zu suchen. Es beginnt ein mittelalterliches Road-Movie.

Das Buch ist von der ersten Seite an fesselnd geschrieben und es gelingt der Autorin Helga Glaesener mühelos, den Leser in das finstere Zeitalter des 30jährigen Krieges mitzunehmen. Es gibt zahlreiche Wendungen in der Geschichte und die Protagonisten sind nicht ausnahmslos sympathisch, genauso wie die "bösen" Mitwirkenden durchaus nachvollziehbare Schwächen haben und dadurch auch gewisse Sympathien erwerben.Die Handlung ist flott geschrieben und ich kann mich an keine Längen in der Story erinnern. Dazu wird immer wieder Zeitgeschehen ausgesprochen interessant erläutert, ohne dabei lehrbuchhaft zu wirken.

Ich vermute jedoch, dass generell das Leben zu jener Zeit noch geschönt dargestellt wurde, um nicht zu sehr von der Rahmenhandlung abzulenken. Die sich entwickelnde Romanze zwischen Marx und Sophie bleibt angenehmerweise eine Randgeschichte und rückt nicht zu sehr ins Geschehen. Das hatte ich erst anders befürchtet. So ist es eher ein historischer Kriminalroman geworden als ein Herz-Schmerz-Historien-Roman.

Fazit: Mir hat dieses Buch wirklich gut gefallen. Es enthält alles, was ein guter historischer Roman braucht und sorgt stellenweise auch immer wieder für überraschende Entwicklungen. Genau das Richtige für Liebhaber mittelalterlicher Lese-Kost.