Rezension

Spannende Spurensuche in der Vergangenheit

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL - Dolores Redondo

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
von Dolores Redondo

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Alles was ich dir geben will" von Dolores Redondo folgt dem spanischen Schriftsteller Manuel, der nach dem scheinbaren Unfalltod seines Ehemanns Álvaro erfährt, dass dieser ihm einiges aus seiner Vergangenheit und seine adlige Herkunft verschwiegen hat. Manuel reist zu dem Gut der Familie, um herauszufinden, ob es sich wirklich um einen Unfall gehandelt hat und um Álvaros Doppelleben aufzudecken.

Manuel trifft im Verlauf des Romans auf viele Personen aus Álvaros Vergangenheit. Sie sind sehr vielschichtig beschrieben, auch diejenigen aus der Familie, für die man nichts als Antipathie empfinden kann. Besonders interessant ist Pater Lucas, ein Freund des Verstorbenen aus Kindertagen. Manuel selbst ist aufgrund der Ereignisse nicht nur traurig, sondern vor allem unglaublich wütend. Seine daraus resultierende Arroganz, Eigensinnigkeit und die Überzeugung, dass nichts von dem, was Álvaro jemals getan hat, echt sein könne, stören mich, spiegeln aber wohl seine Trauer wider. Als etwas überflüssig empfinde ich, dass Manuel die Ereignisse nebenbei selbst als Roman verarbeitet - diese Dopplung irritiert eher.

Manuels Nachforschungen zusammen mit einem ehemaligen Polizisten in der Welt des alten spanischen Adels sind sehr packend beschrieben. Die Abgründe, auf die er trifft, und das Verhalten von Álvaros Familie erscheinen wie ein böser Traum und doch real. Mindestens ebenso gut wie die Krimihandlung gefällt mir die wunderbare atmosphärische Beschreibung der Landschaft, vor allem des Weinanbaus. Sehr interessant ist außerdem, wie Manuel nach und nach Menschen und Gegend kennenlernt.

Das Buch ist als Kriminalroman sehr spannend und gleichzeitig ist fantastischer Roman über Verlust und Freundschaft zwischen Menschen ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft.