Rezension

Spannende Story, interessanter geschichtlicher Hintergrund

Herbststurm - Angelika Felenda

Herbststurm
von Angelika Felenda

Bewertet mit 4 Sternen

»Und deine politische Polizei steckt mit den feinen Herrn unter einer Decke? Dann pass nur auf, dass du nicht plötzlich in der schönen Oberpfalz auf Streife gehen darfst.«

Kommissär Reitmeyer riskiert wieder einmal, sich mit seinen Vorgesetzten und der politischen Polizei anzulegen. Aber unabhängig von seiner eigenen politischen Einstellung ist er nun mal der Ansicht, dass es Aufgabe der Polizei ist, alle Bürger zu schützen, auch die, deren Parteibuch einem nicht passt.

Die Ermittlungen in zwei Mordfällen führen ihn diesmal in die Kreise russischer Exilmonarchisten, die sich nach der Oktoberrevolution in München niedergelassen haben. Zeitgleich sucht sein alter Freund, der Rechtsanwalt Sepp Leitner, die Tochter einer russischen Adligen, die scheinbar spurlos verschwunden ist. Die Mutter ist bereit, eine hohe Summe in US-Dollar zu bezahlen, ein Anreiz, dem man angesichts der herrschenden Inflation nur schwer widerstehen kann.

Bald schon merken Reitmeyer und Leitner, dass sich ihre Fälle kreuzen. Und dann ist da auch noch der junge Polizist Rattler, bis über beide Ohren verliebt in die geheimnisvolle Larissa aus dem Baltikum…

 

Ein spannender Fall ist Angelika Felenda hier wieder gelungen. Wie auch in den Vorgängerbänden gelingt es mühelos, von der ersten Seite an in die Atmosphäre Münchens in den 1920er Jahren einzutauchen.

Verschiedene Punkte stehen dabei im Fokus. Zum einen das Leben der Exilmonarchisten einschließlich ihrer politischen Bestrebungen und dann die aufgespaltene Gesellschaft Münchens, in der wohlhabende Kreise Empfänge geben und Hausmusik zelebrieren während auf der anderen Seite der Medaille Menschen in erbärmlicher Armut hausen und junge Mädchen sich als Tänzerin oder Prostituierte verdingen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mehrere eindringliche Beispiele im Buch zeigen, wie da jeder Strohhalm ergriffen wird, der Hoffnung verspricht.

Die Inflation setzt allen zu und so manch überlebender Weltkriegsteilnehmer sucht nach einer Neuorientierung.

In diesem Szenario sucht also Reitmeyer seine Mörder.

 

Schon aus den ersten beiden Bänden war er mir sympathisch, eben weil er bereit ist, gegen den aufkommenden Strom zu schwimmen, weil er nicht blind Anordnungen befolgt, sondern hinterfragt und seinem Gewissen folgt. Nicht immer einfach, das Agieren der politischen Polizei und das Aufkommen des Nationalsozialismus sind Themen, die immer wieder behandelt werden. Umso schöner, wenn von einem gewissen Menschen und seinen Parolen als von »dem Schreier« gesprochen wird.

Ein weiterer wichtiger Charakter ist der des jungen Polizisten Rattler. Ein intelligenter junger Mann mit viel Engagement und Herzensbildung, was ihm schlicht noch fehlt, ist Lebenserfahrung. Am Ende des Buchs wird er um eine Erfahrung reicher sein.

 

Der Fall ist spannend, es passiert ziemlich viel, auch weitere Todesfälle wird es geben. Die Auflösung ist schlüssig und überraschend, als Leser wird man zuvor gekonnt in die Irre geführt.

Dieser dritte Band kann unabhängig von den beiden ersten gelesen werden und setzt keine Kenntnisse voraus.

Gut gefiel mir auch der Anhang, der interessante Anmerkungen zum geschichtlichen Hintergrund ausführt und mit den Ereignissen im Buch abgleicht.

 

Fazit: Spannende Story mit sympathischen Charakteren vor interessantem geschichtlichem Hintergrund.