Rezension

Spannende Suche nach Gerechtigkeit und Moral

Tag der Vergeltung - Liad Shoham

Tag der Vergeltung
von Liad Shoham

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Frau wird in einem guten Viertel in Tel Aviv vergewaltigt. Der Vater legt sich auf die Lauer und findet den (vermeintlichen?) Täter. Mit nicht ganz legalen Mitteln schießen sich alle auf diesen Mann ein, doch war er es wirklich, oder schlich er aus anderen Gründen in der Gegend umher? Letztlich muss der Mann aufgrund fehlerhafter Ermittlungen aus der Haft entlassen werden und das Chaos nimmt seinen Lauf

Die Geschichte als solche war interessant und über weite Teile auch spannend, der Schreibstil an sich flüssig, wortgewandt und wie die Kapitellängen angenehm. Selbst recht verwirrende und komplexe Beziehungsgeflechte wurden sehr gut dargestellt, ebenso die Zwänge und Ängste unter denen Opfer einer Straftat leiden, aber auch die Probleme und Hürden, die sich der Polizei stellen, wenn man sich erst mal auf einen Täter fixiert hat und alles andere aus dem Blick gerät.  Da es auch um die Mafia ging, hätte ich eine große Brutalität erwartet, doch zu meiner positiven Überraschung wurde auf überflüssiges Gemetzel verzichtet. Besonders hervorzuheben ist, dass die israelische Gesellschaft in einigen Facetten gezeigt wird und nicht nur die positiven oder negativen Aspekte erwähnt werden oder Stereotypen gemüht werden. Mit dem Täter konnte mich der Autor nochmal etwas überraschen, wobei im Nachhinein schon einiges auf ihn deutete. Toll fand ich auch, dass es ist zum letzten Satz spannend bleibt…aber ich möchte nicht zu viel verraten.

Problematisch waren zeitweise die recht großen inhaltlichen Sprünge und die Namen der Akteure, die in meinen Ohren zum Teil etwas ungewöhnlich waren, manchmal nicht klar einem Geschlecht zuzuordnen waren und daher zu Beginn etwas verwirrten. Mit der Zeit jedoch weiß man sofort von welchem gerade die Rede ist, denn die Protagonisten sind extrem gut und authentisch gelungen.