Rezension

Spannende, temporeiche Fantasy mit Magie, Intrigen und Liebe

Flammenflug - Melissa Caruso

Flammenflug
von Melissa Caruso

In Flammenflug, dem ersten Teil einer Trilogie, erzählt Melissa Caruso die Geschichte von Amalia Cornaro. Diese ist die Erbin ihrer Mutter und zählt zum Adel Reveras, einem Land, in dem Magier, auch Falken genannt, mithilfe eines Geschühs an ihren Falkner gebunden werden. Dieser ist fortan der Einzige, der ihre Magie wieder freisetzen kann. Diese Maßnahme soll sowohl dem Schutz des Reiches dienen, als auch dem der Magier, die gemeinsam mit den anderen Falken in „Stallungen“ wohnen und unterrichtet werden. Amalia hat als Adlige nichts mit den Falken zu tun, bis sie eines Tages zufällig einer bislang unentdeckten Feuermagierin begegnet, die sich verteidigen musste und dabei die Kontrolle über ihre Mächte verloren hat. Um Revera vor dem Flammentod zu retten, streift Amalia Zaira ein Geschüh über und ab da sind die beiden Mädchen untrennbar miteinander verbunden - zum Leidwesen aller. Doch Revera droht Gefahr und irgendwie müssen sich die beiden zusammenraufen.

 

Die Geschichte wird komplett aus der Ich-Perspektive Amalias erzählt, was ich schon mal grandios finde. Denn sie ist eigentlich keine der typischen Fantasyheldinnen. Sie ist weder magisch begabt, noch kann sie kämpfen. Im Prinzip wurde ihr Leben bisher von ihrer Mutter und den Verpflichtungen als Erbin bestimmt. Hat sie doch mal Zeit für sich, steckt sie die Nase in Bücher. Dadurch erhält man mal eine ganz andere Perspektive, was mir unheimlich gut gefallen hat.

Auch die anderen Charaktere sind alle recht vielschichtig und entsprechen nicht so ganz den typischen Klischees. So ist da beispielsweise Leutnant Marcello, der zum Oberst über die Falken aufsteigen möchte, aber eine recht zartbesaitete Seele ist, die nicht gerne alles kurz und klein haut, sondern lieber nach gewaltlosen Wegen sucht. Dadurch kommt er auch öfters mit Amalia ins Gespräch und so ist in dem Buch auch für eine zarte, zugleich verbotene Liebe gesorgt.

Zaira wird als die Rebellin aus der Unterschicht dargestellt, die wütend auf die Welt ist, aber eine verletzliche Seite hat. 

Und so gibt es noch einige weitere Personen mit verschiedenen Charaktereigenschaften und Eigenheiten, die gut ausgearbeitet wurden. Die Handlungsweisen und Motive waren alle absolut nachvollziehbar und authentisch und ich hatte wirklich kein einziges Mal das Gefühl, auf Ungereimtheiten zu stoßen, was bei der Fülle an Intrigen erstaunlich und fantastisch ist!

 

Der Schreibstil war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da er teilweise sehr geschwollen ist, weil die Geschichte wohl in einer Zeit ähnlich dem Ende des 16. Jahrhunderts spielt. Die Sprache passt daher auch super zum Setting und nach dem ich mich reingelesen hatte, fand ich diese leicht gewähltere Sprache mal eine tolle Abwechslung. Zudem verwendet die Autorin viele bildhafte Vergleiche, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte, während ich gleichzeitig ihre Kreativität bewundert habe.

 

„Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen und löste mich mit dem ganzen Widerstreben der Sonne, die sich nur langsam aus dem Meer erhebt, aus seinen Armen.“

 

„[ich kam] mir vor wie ein Krebs, den eine Seemöwe einige Male aus großer Höhe auf einen Felsen hatte fallen lassen, um seine Schale aufzubrechen“

 

Da man direkt in die Geschichte und Welt von Ravera geworfen wird, war ich am Anfang leicht orientierungslos und brauchte eine Weile, bis ich richtig in der Geschichte drin war, vor allem weil mich die Falkensache anfangs irritiert hat, weil ich ständig den Vogel vor Augen hatte. Aber als ich dann in der Geschichte drin war, gab es kein Halten mehr und ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Es gibt keine Längen oder Pausen, sondern Ereignis folgt auf Ereignis, nur unterbrochen von kurzen Beschreibungen des Landes, sodass keine Langeweile aufkommt und das obwohl es viel um Politik und Diplomatie geht. Der Weltenaufbau findet parallel zur Entwicklung der Geschichte statt, sodass es abwechslungsreich bleibt. Zudem kann man immer mit rätseln, wer wohl der „Böse“ ist, da man nur Amalias Perspektive hat und mit ihr durch die Straßen rennt oder Bälle besucht.

 

Amalia macht im Verlauf des Buches eine ziemliche Entwicklung durch, was ich super fand und auch dass sie sich Fehler eingestehen und zugeben kann, genauso wie andere Charaktere. Es gibt kein richtiges Schwarz-Weiß, sondern viele Grautöne dazwischen.

 

Wie man merkt, hat mich das Buch völlig begeistert und ist bis jetzt eines meiner Buchhighlights dieses Jahr. Es hat alles, was ich mir in einem Buch wünsche: Spannung, sympathische Figuren mit Ecken und Kanten, Magie, eine faszinierende Welt und auch einen Hauch Liebe. Ich bin ganz hin und weg und freue mich schon auf den zweiten Band, auf den man leider noch ziemlich lange warten muss.

 

Vielen Dank an NetGalley und Bastei Lübbe für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hatte.