Rezension

Spannende und berührende Fantasy

Grischa - Goldene Flammen - Leigh Bardugo

Grischa - Goldene Flammen
von Leigh Bardugo

Alina und Maljen sind Waisenkinder, die mit ihresgleichen in einem Haus eines mildtätigen Herzogs heranwachsen. Die beiden sind unzertrennlich und werden hier unterrichtet und erzogen. Einige wenige dieser Kinder, die ein besonders Potential haben, werden von den Grischas - Menschen, die die sogenannten Kleinen Künste ausüben, die magischen Fähigkeiten ähneln - erwählt und speziell geschult. Nach einer Prüfung ihrer Fähigkeiten stellt sich jedoch heraus, dass sie nicht zu den Auserwählten gehören.

Viele Jahre später stehen sie beide kurz davor, gemeinsam mit einigen anderen, die sogenannte Schattenflur, eine in Dunklheit gehüllte Ödnis, die gefährliche Wesen beherbergt und die die Küstenstädte und das Meer vom restlichen Land trennt, zu überqueren. Alina ist jetzt Kartographin und fürchtet sich davor, doch die Anwesenheit des unter die Fährtenleser gegangenen Maljens, wirkt wie stets beruhigend auf sie.
Bei der Durchquerung der Schattenflur kommt es dann zum Angriff. Ein riesiger Schwarm Volkras - so werden die in der Schattenflur lebenden Ungeheuer genannt - greift die Flotte an. Es kommt zu herben personellen Verlusten und als letztendlich Maljen angegriffen wird, wirft sich Alina schützend über ihn. Während bereits die Krallen eines Volkras in ihren Rücken greifen und Maljen und Alina voneinander Abschied nehmen, explodieren sämtliche Gefühle in Alina und aus ihr bricht ein gleißendes Licht heraus, das alle Angreifer in die Flucht schlägt. Als sie aus ihrer anschließenden Ohnmacht erwacht, wird sie von Waffen bedroht und die Flotte erreicht ihren Ausgangspunkt wieder. Alina wird dem Dunklen, dem mächtigsten Grischa, vorgeführt, der in einer Befragung festzustellen versucht, ob tatsächlich Alina der Ursprung des Lichts war. Was wird nun mit ihr passieren? Ist sie tatsächlich die lang ersehnte Sonnenkriegerin?

Der Dunkle nimmt Alina mit zum Schloss des Zaren und versucht, ihre Ausbildung zu initiieren und voranzutreiben. Er ist fest davon überzeugt, dass sie eine Sonnenkriegerin ist und so erhält sie in diveren Fächern Unterricht. Dabei vermisst sie jedoch ständig Maljen. Nach einer langen Zeit der enttäuschenden Rückschläge gelingt es Alina endlich, auf ihre Macht zuzugreifen. Sie ist glücklich, zumal der Dunkle sich nicht nur für ihre Kräfte zu interessieren scheint. Doch kann sie dem mächtigen Mann trauen? Und wo ist eigentlich Maljen, der bislang auf keinen ihrer Briefe geantwortet hat?

"Grischa - Goldene Flammen" liess sich leicht und flüssig lesen und ist aus der Perspektive der Protagonistin Alina geschrieben, was dem Leser einen tieferen Einblick ins Geschehen verschafft und die fesselnde Geschichte noch spannender macht. Nur der Prolog und der Epilog, hier das "Davor" und "Danach", wurde aus der Sicht eines Außenstehenden geschildert, so dass die beiden Teile der Geschichte einen äußeren Rahmen geben.

Zunächst musste ich mich erst einmal in die vielen verschiedenartigen und ungewöhnlichen Bezeichnungen für Menschen, unterschiedliche Grischa, Tiere und Orte hineinfinden, doch anschließend fühlte ich mich von dieser Welt nur noch verzaubert.

Alina und Maljen waren mir gleich von Anfang an sympathisch und haben mich mit in das Geschehen hineingezogen. Alina wirkt zurückhaltend und verletzlich und weckte sofort meine Beschützerinstinkte, während Maljen die Aura eines attraktiven und zufriedenen Mannes umgab. Man kann gar nicht anders als die beiden zu mögen. Sie sind in einem Waisenhaus aufgewachsen und haben seitdem eine starke Bindung zueinander. Während Alina sich ihrer Gefühle für den vielumschwärmten Maljen bereits sehr früh bewusst ist, scheint dieser seine eigenen bisher noch nicht hinterfragt zu haben und weiterhin in Alina nicht mehr als eine Schwester zu sehen.
Letztere trägt schwer an den Hoffnungen der Menschen, dass sie möglicherweise die Schattenflur zu zerstören vermag. Die Atmosphäre am Hof des Zaren ist bizarr und es fällt ihr nicht leicht, dort Bindungen einzugehen, da niemand der zu sein scheint, den er vorgibt. Dadurch, dass sie keinen Kontakt zu Maljen bekommt, ist sie von ihrer ehemaligen Welt restlos abgeschnitten. Mit der Zeit fühlt sie sich zum Dunklen hingezogen, der ihr signalisiert, dass er an ihr interessiert ist. Ihre Gefühle flammen stehts in seiner Gegenwart auf, ganz so, als würde die Präsenz seiner Macht sie anziehen. Doch sind diese Gefühle echt?

Der Roman von Leigh Bardugo hat mich gleich zu Beginn gefesselt und nicht mehr losgelassen. Er enthält eine völlig eigene und neuartige Welt, die entfernt an das russische Zarenreich erinnert. Gut gefallen hat mir auch die optische Aufmachung des Buches. Während sich auf dem Cover wichtige Elemente der Geschichte widerspiegeln, enthält das Innenleben des Buches eine wunderschöne Karte von Rawka und aller angrenzenden Gebiete. Gleich zu Beginn werden die verschiedenen Orden der Grischas erklärt, denen später auch ihre typischen Farben der Keftas, eine Art Mantel, zugeordnet wird. Eine wirklich gelungene Aufmachung, die das Gesamtbild dieses unvergleichlichen Romans sehr schön abrundet.
"Grischa - Goldene Flammen" hat mich verzaubert und gefesselt. Das Buch ist ein spannender Fantasyroman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann und der der Auftakt einer vielversprechenden Trilogie ist. Ich hoffe sehr, dass ich nicht all zu lange auf den nächsten Band warten muss.