Rezension

Spannende und tief berührende Einblicke in das Leben von Erika Mann – einer beeindruckenden Persönlichkeit

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben - Heidi Rehn

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

New York, 1936: Erika Mann ist (mit ihrem Bruder Klaus und anderen Exilanten) in den USA angekommen und möchte dort mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner auf das Unrechtsregime in Nazideutschland aufmerksam machen und richtig aufrütteln. Doch der Start ist schwerer als gedacht. 
Neben den beruflichen Herausforderungen ist es für sie auch in Liebesdingen nicht leicht, denn sie ist hin- und hergerissen. Besonders der Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert verwirrt Erika über die Maßen. 

Meine Meinung:
Ich wusste vorher ein bisschen über Erika Mann, weil ich Thomas Mann – ihren Vater, den „Zauberer“ – sehr verehre und schon einiges über die Familie Mann gesehen oder gelesen hatte. Dieser Roman hat noch so viele weitere Facetten zu meinem Bild von Erika Mann hinzugefügt, dass ich nun wirklich beeindruckt von ihrer großen Persönlichkeit bin. Darüber hinaus ist der Roman aber auch sehr persönlich geschrieben und hat mich sehr berührt. 

Die Handlung umfasst nur einen relativ kurzen Zeitraum für wenige Monate in 1936 und 1937, aber der Zeitraum ist so geschickt ausgewählt und die Schilderung ist so reichhaltig, dass ich trotzdem einen guten Überblick über Erika Manns Persönlichkeit, ihre Zerrissenheit, ihre Stärke und auch ihre wichtige Arbeit bekommen habe. 
Besonders berührend fand ich ihre Konflikte hinsichtlich der Unvereinbarkeit von Karriere und Familie. Gerade auch ihr Beziehungs- und Gefühlsleben war recht turbulent und spannend. Darüber hinaus hat man auch ihre sehr enge Beziehung zu ihrem Bruder Klaus in diesem Roman nochmal sehr intensiv nachfühlen können. 

Neben Erikas eigener Person erlebt man als Leser(in) auch sehr gut mit, wie es den deutschen Künstlern und Intellektuellen im Exil in den USA geht. Diese kleine eigene Welt fand ich sehr spannend und auch die Perspektive der Exilanten sehr aufschlussreich, gerade in Bezug auf vielfältige Herausforderungen (nicht nur mit der fremden Sprache). 
Dass das politische Kabarett nicht so funktioniert wie gedacht, war auch eine interessante Erkenntnis. 

Der Roman ist dabei in allem so atmosphärisch und intensiv erzählt, dass ich mich sehr gut in Erika und nach New York versetzen konnte. Durch die eindringliche Erzählweise habe ich nicht nur viel gelernt, sondern auch mitgefiebert und mitgelitten. 

Durch Personen, Orte, Werke, Ereignisse… zeigt der Roman, dass der historische Stoff fundiert recherchiert wurde. Er ist stimmig erzählt, bringt viele Details, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Ich habe unglaublich viel gelernt, mich aber auch sehr gut unterhalten gefühlt. 
Ich habe nun richtig viel Lust bekommen, mich mit den Werken von Erika Mann, ihren Vorträgen und Veröffentlichungen, näher zu beschäftigen.  

Fazit:
Ein sehr tiefgründiger und wunderbar erzählter Roman über eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich bin begeistert, wie viel Stoff in einem so kurzen Zeitraum innerhalb eines Lebens steckt!