Rezension

Spannende Unterhaltung

Insel der blauen Gletscher - Christine Kabus

Insel der blauen Gletscher
von Christine Kabus

Eine spannende Geschichte mit viel Gefühl, Landschaft und gut recherchierter Geschichte.

1907

Emilie's 21ster Geburtstag steht kurz bevor, sie ist jetzt im heiratsfähigen Alter, doch alles in ihr sträubt sich gegen diese Vorstellung. Sie will was erleben, Kunst studieren, eine Ausbildung machen, in fremde Länder reisen, unabhängig von den Eltern bzw. einem Ehemann zu sein.

Da scheint es ihr Bruder Max schon besser zu haben, vor ein paar Wochen zog er nach Berlin um Biologie zu studieren. In seinen Briefen an Emilie,schwärmt er von Berlin und seinem Leben als rechte Hand und Stütze seines Professors.

Während Emilies Geburtstagsfeier beschließt Großmutter Hedwig ihre Enkelin für ein paar Wochen zu ihrer Tochter Franziska nach Berlin zu schicken. Franziska, Emilies Tante, ist ein Abbild ihrer Mutter und in der Familie Berghoff genauso gefürchtet wie unbeliebt. Emilie ist schockiert, nur das Wiedersehen mit ihrem Bruder Max tröstet sie.

Doch in Berlin erwarten sie viele Überraschungen: Tante Franziska entpuppt sich als sehr liebenswerte und äußerst modere Frau, und ihr Bruder Max wird sich in naher Zukunft auf eine Expedition nach Spitzbergen machen.

Franziska und Emilie beschließen Max ein Stück zu begleiten und ihn zu verabschieden wenn er im Hafen von Trelleborg eincheckt. Doch Emilie kennt ihren Bruder, sie wird von einem unguten Gefühl verfolgt. Schon einmal hat er versucht sich das Leben zu nehmen weil er mit der damaligen Situation in einer Militärschule nicht fertig geworden ist. Jetzt steht er vor einer großen Reise, vor der er eine Höllenangst hat aber seine Familie nicht wieder beschämen will. Und tatsächlich, in letzter Minute rettet sie ihn vor einem Sturz in die Tiefe. Emilie sieht darin ihre Chance und tritt verkleidet als Mann, an Stelle ihres Bruders die Reise an.

 

2013

Hannas Sohn Lukas hat sich für ein Jahr für ein Kinderhilfsprojekt in Bolivien verpflichtet. Mit gemischten Gefühlen verabschiedet sie sich von ihm am Flugplatz.

Das Nest hat sich geleert, jetzt sind sie und Thorsten alleine. Doch sie freut sich auf die gemeinsame Zeit, jetzt als Paar wie früher bevor die Kinder kamen. Sie träumt von gemeinsamen Ausflügen und Reisen, sobald Thorsten Zeit hat, der in seinem neuen Job sehr eingespannt ist. Doch als Hanna zuhause eintrifft, findet sie einen Brief von Thorsten und leere Schränke. Auch vom Konto fehlt einiges vom gemeinsamen Spargroschen. Nach einer Flasche Wein, einer durchheulten Nacht und einigen aufmunternden Worten ihres besten Freundes beschließt Hanna beruflich einen Neuanfang auf ihrem Beruf als Reisejournalistin zu machen und hat tatsächlich Glück.

Sie bekommt den Auftrag nach Spitzbergen zu reisen und einen Bericht für eine Zeitschrift zu schreiben. Mit Hilfe von Kare Nybol, einem Polarforscher, verliert sie ihr Herz nicht nur an das Land.

Für ihre Geschichte hat Christine Kabus unheimlich gut recherchiert, man erfährt viel über das Land, Leute, die beruflichen Möglichkeiten der damaligen aber auch heutigen Zeit, Umweltsünden, den Tieren und Pflanzen – beim Lesen konnte ich mich sehr gut in die Protagonisten rein versetzen, das blaue Eis „riechen“.

Für mich ist es eine sehr lebendige Geschichte mit einem spannenden Schreibstil.

Nach „Im Land der weiten Fjorde“ und „Töchter des Nordlichts“ ist „Insel der blauen Gletscher“ der dritte Roman von Christine Kabus. Und es tauchen in den Geschichten immer wieder alte Bekannte auf. Doch kann man alle drei auch für sich lesen.