Rezension

Spannende Vergangenheit

Allee unserer Träume - Ulrike Gerold, Wolfram Hänel

Allee unserer Träume
von Ulrike Gerold Wolfram Hänel

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bewarb mich bei vorablesen.de um dieses Buch und bekam den Zuschlag. Die Leseprobe hat mich sehr neugierig auf eine starke Frau gemacht. Ich liebe und bewundere es, wenn Frauen ihre Träume leben und zu sich selber stehen und sich auch mal etwas zutrauen. Vor allem hat es mich interessiert, wie Ilse sich in einem reinen Männerjob durchschlägt und behauptet. Allerdings hatte ich dann im Buch das  Gefühl, dass sie sobald es wirklich schwierig wurde, immer weg lief. Trotzdem war mir Ilse von Anfang an sympathisch und ihre Probleme waren wahrscheinlich auch der schwierigen Zeit geschuldet, so dass ihr gar nicht viel mehr übrig blieb, als ständig wieder neu anzufangen. Das hat mich dann auch endgültig für sie eingenommen: viele Neuanfänge und trotzdem verlor sie ihren Lebensmut nicht und fiel jedes Mal wieder auf die Füße. Was mich ein wenig gegen sie eingenommen hat, dass sie immer einen Mann dafür brauchte um wieder auf die Beine zu kommen. Zuerst kam Helmut, welchen sie brauchte um Fuß im Kader der Architekten zu fassen und dann war es der Koch Paule, mit dem sie ein Leben im Westteil von Berlin begann.

Aber vielleicht erst mal ein wenig was zum Buch: das Cover finde ich sehr gut gelungen, es zeigt die Weite und Großartigkeit der „Prachtstraße“, welche Ilses Traum war und der sie einen Großteil ihres Lebens gewidmet hat. Auch die Frau auf dem Cover finde ich passend zum Buch – eine junge Frau, welche einen großen Traum hat und etwas mädchenhaft und anfänglich naiv rüber kommt, sich dann aber auf Grund von Erfahrungen und auch Rückschlägen entwickelt. Vom Klappentext auf der Rückseite des Buches war ich ein wenig enttäuscht – erst einmal Straße mit doppelt-s geschrieben und dann stimmte die Beschreibung auch nicht so wirklich mit der Geschichte im Buch überein. Aber das hindert mich nicht daran, das Buch trotzdem gut zu finden.

Den Autoren ist es jedenfalls super gelungen, die Stimmung der damaligen Zeit an den Leser zu bringen. An vielen Stellen erinnerte ich mich auch an meine Kindheit zurück und musste schmunzeln: “Kartoffeln werden nicht mit dem Messer geschnitten“ (Zitat Seite 18) hat mein Opa auch immer gesagt. Der Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen und mich mit in die Vergangenheit genommen. Auch wenn ich zur Zeit des Krieges und in den Nachkriegsjahren noch nicht lebte, kam mir vieles aus Erzählungen meiner Großeltern doch bekannt vor. Gerold/Hänel haben es wirklich geschafft die Zeit bewegend und nachvollziehbar darzustellen und anhand einer Architektin die Probleme, Wünsche und Träume der Menschen aufzuzeigen.

Für mich ein sehr gelungener, interessanter Roman, welcher sich zu lesen lohnt.