Rezension

Spannende Zeitreise durch die Kinowelt und deutsche Geschichte

Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung - Heidi Rehn

Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung
von Heidi Rehn

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser erste Teil der Familien-Saga um die fiktive Kino-Betreiber-Familie Donaubauer in München deckt den Zeitraum 1926 bis 1939 ab.
In den goldenen zwanziger Jahren nehmen die Menschen, die sich von den Folgen des 1. Weltkriegs langsam erholt haben, das Angebot der Lichtspielhäuser an und lassen sich von schönen Filmen unterhalten.
Die Lichtspielhäuser haben noch Bühnen, die Stummfilme werden mit Live-Musik untermalt und die Einrichtung ist schön und elegant.
Elsa, die ehemalige Schauspielerin und ihr Mann Karl Donaubauer haben es geschafft und sind mit ihrem Lichtspielhaus erfolgreich.
Aber dann brennt Karl mit einer Tänzerin nach Amerika durch und Elsa steht mit ihren beiden kleinen Töchtern alleine da.
Aber sie und ihre Schwiegermutter Zenzi sowie Schwager Heinrich halten zusammen und kümmern sich weiter um die Lichtspielhäuser. Heinrich versucht jedoch im Laufe der Zeit mehr und mehr an Einfluss auf die Geschäftsführung zu gewinnen.

Mit diesem Roman machen wir eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte aber auch durch die Geschichte der Entwicklung des Films und der Kinos, von den Stummfilmen mit Musikuntermalung bis zum Tonfilm. Viele reale Filme und Schauspieler der jeweiligen Zeit finden Erwähnung und auch bekannte Persönlichkeiten wie Alfred Hitchcock spielen eine Rolle. Am Ende des Buchs gibt es eine Liste der erwähnten Filme.
Sehr authentisch wird der ebenfalls reale Konkurrenzkampf zwischen den Filmproduktionen Emelka (Bavaria) in München und der UFA in Berlin geschildert. Diese realen Ereignisse nutzt die Autorin geschickt für ihre Geschichte. Ebenso wie die politischen Verhältnisse in Deutschland, die sich im Laufe der Jahre ja stark verändern. Die Nationalsozialisten gewinnen immer mehr an Einfluss, die ersten Einschränkungen für Juden erfolgen und die Kinos und Lichtspielhäuser werden für Parteipropaganda benutzt, oft auch dadurch, dass die Inhaber unter Druck gesetzt werden.
Das war alles nicht nur sehr interessant sondern auch unterhaltsam zu lesen. Manches war mir etwas zu detailliert geschildert, so dass schon mal kleine Längen entstanden aber insgesamt war alleine dieses Thema schon sehr fesselnd.
Dazu kommt dann noch die Familiengeschichte der Donaubauers.
Die Hauptfiguren Zenzi, Elsa und Heinrich waren gut und lebendig gezeichnet und sie machen Entwicklungen durch, die der jeweiligen Zeit entsprechen.
Besonders gut gefallen hat mir Zenzi, die früh Witwe wurde und es gewohnt ist, alles alleine zu entscheiden und zu regeln. Sie ist eine starke Frau mit eisernem Willen, die ein richtiges Münchner Urgestein verkörpert, was auch durch ihren Münchner Dialekt zum Ausdruck kommt.
Aber auch Elsa, die nach der großen Enttäuschung durch ihren Mann ihre Töchter alleine großziehen muss, entwickelt sich am Vorbild ihrer Schwiegermutter zu einer starken Frau, die ihren Weg geht und auch der Liebe noch einmal eine Chance geben kann.

Diese Geschichte vereint eine Familien-Saga mit einem Stück deutscher Geschichte, schön aus der Perspektive der Film- und Kinobranche dargestellt. Unerwartete Ereignisse und Wendungen machen die Geschichte spannend und es war interessant und unterhaltsam, das Schicksal der Donaubauers zu verfolgen.
Jetzt bin ich gespannt, wie es mit der Familie weiter geht und freue mich auf die Fortsetzung!

Fazit: 4 von 5 Sternen
 

 

© Fanti2412