Rezension

Spannender als so mancher Krimi!

Die Nacht mit Nancy - Wilson Collison

Die Nacht mit Nancy
von Wilson Collison

Bewertet mit 5 Sternen

Amerika Anfang der 1930er Jahre. Eine Hausparty in einem großbürgerlichen Landhaus. Ein lauter Schrei lässt mitten in der Nacht Bewohner und Gäste aufschrecken. Die sittenstrenge Gastgeberin Mrs. Hanley kommt herangeeilt und traut ihren Augen kaum: Im Schlafzimmer trifft sie nicht nur auf die junge, attraktive und nur mit einem Negligé bekleidete Witwe Nancy, sondern auch auf drei Männer in Pyjama unter anderem auch ihren eigenen Ehemann. Empört lässt sie alle Gäste und Bediensteten herbeirufen und fordert den jungen Anwalt Jimmy Landon auf, ein Kreuzverhör durchzuführen, um diese pikante Angelegenheit aufzuklären: Wer verbrachte die Nacht mit Nancy? Warum hat sie geschrien? Welche Rollen spielen die Ehemänner in diesem Spiel? Nach dem erfolgreichen Gefühls-Drama Das Haus am Kongo liefert Wilson Collison mit Die Nacht mit Nancy ein weiteres nostalgisches Lesevergnügen um eine selbstbewusste, präemanzipierte Heldin und zugleich ein spannendes Sittengemälde der damaligen US-Mittelschicht. Unterhaltsam, spannend, humorvoll, romantisch und voller Überraschungen...

Die Handlung lässt sich eigentlich banal zusammen. Drei befreundete Ehepaare, ein junge Frau und ein junger Mann veranstalten eine Hausparty in einem gutbürgerlichen Haushalt, Anfang der 30 iger Jahre (in Amerika). Mitten in der Nacht werden die Gäste durch einen lauten Schrei Nancys aufgeweckt, die Hausherrin muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass drei Männer bei Nancy im Zimmer sind und einer davon ist ihr eigener Ehemann. Während alle schliefen, schlich sich jemand zu Nancy ins Zimmer und erschreckte sie. Zu Beginn des Buchs fand die "Tat"schon statt und alle sitzen im Salon des Hauses. Die Gastgeberin, die moralische Instanz des Ganzen, besteht auf eine lückenlose Aufklärung des skandalösen Vorfalls. Da unter den Gästen ein junger Rechtsanwalt ist, soll dieser den Vorfall aufklären. Akribisch verhört er alle Anwesenden umso Licht ins Dunkel zu bringen, gegen Ende des Buchs wird Phipps das "Verbrechen" aufklären und noch andere pikante Details offenbaren. Der Hausdienser Phipps hat ein bewegtes Leben hinter sich, so war er unter anderem Detektiv.

Bevor ich das Buch zum ersten Mal in die Hand genommen hatte, wusste ich nicht, dass die Handlungszeit nur wenige Stunden beträgt aber das macht das Buch so einzigartig. Obwohl es ein Gesellschaftsroman aus den 30 igern Jahre ist,  ist die Handlung wie ein klassischer Who-done-it Krimi aufgebaut. Das Buch lebt von seinen spritzigen Dialogen und Wendungen mit denen ich nicht gerechnet habe