Rezension

Spannender Auftakt

Die Auserwählten - Im Labyrinth - James Dashner

Die Auserwählten - Im Labyrinth
von James Dashner

Nach dem Film musste ich mir sofort den Schuber kaufen. Im neuen Jahr habe ich mich endlich drauf gestürzt und den ersten Band regelrecht verschlungen - ohne es zu merken. Meine Rezension bezieht sich auf den Schuber, zu dem ich speziell noch ein paar Worte sagen möchte. In den Infos findet man aber auch den Link zum Einzelband.

Thomas erwacht in einem Fahrstuhl, der mit hoher Geschwindigkeit nach oben rast. Er weiß weder wie er dort gelandet ist, noch wer er eigentlich ist. Seine Fahrt endet auf einer Lichtung, auf der viele Jungs leben und sich eine kleine Zivilisation aufgebaut haben. Jeder erfüllt hier eine bestimmte Aufgabe und auch von Thomas wird erwartet, dass er sich anpasst. Doch der Frischling ist fasziniert von dem gewaltigen Labyrinth, das die Lichtung umgibt. Seit 2 Jahren suchen die Jungs einen Ausweg und haben noch nichts entdeckt. Thomas' Aufgabe wird ihm schnell klar: er will um jeden Preis Läufer werden und das Labyrint erkunden!

Natürlich liegen auch hier wieder Welten zwischen dem Film und dem Buch. Teilweise muss ich allerdings sagen, dass mir ein paar Sachen am Film besser gefallen haben, aber die Unterschiede will ich hier nicht diskutieren.

Man ist direkt in der Story und hat keine lange Einleitung, denn man sitzt direkt mit Thomas in dem Lastenaufzug auf dem Weg zur Lichtung. Solche Einstiege mag ich sehr und eignen sich wirklich gut für Dystopien. So wird man nicht am Anfang zu lange mit zu vielen Informationen geflutet.
Das wäre dann wiederum aber auch ein Nachteil in diesem Roman, denn die Lichter sparen sehr mit ihren Informationen. Klar, nach 50 Frischlingen sind sie es leid, alles immer wieder erklären zu müssen, aber als Leser ist man irgendwann - genau wie Thomas - gefrustet, weil man nichts erfährt. Auf der anderen Seite ist das natürlich ein guter Trick, weil man sich als Leser dem Protagonisten so etwas näher fühlt und mit ihm leidet.

Trotzdem hatte ich mit Thomas so meine Probleme. Es ist nicht so, dass er mir unsympathisch war oder so, aber wir fanden auch nicht direkt zusammen. Ich fand ihn sehr unstet und unausgeglichen. Seine Gefühle und Gedanken schwanken gelegentlich so hin und her wie bei einer Schwangeren. So macht Gally ihm mal Angst, dann wundert er sich, warum er sich vor dem Typen gefürchtet hat, dann hat er wieder Angst vor ihm und so weiter. Entscheide dich! Ist der Kerl nun furchteinflößend oder nur ne Witzfigur? Man könnte seine Sprunghaftigkeit mit dem Gedächtnisverlust und der Härte der Situation erklären. Quasi, dass er sich erst mal finden muss. Erst gegen Ende wirkte er auf mich glaubhafter. Ich hoffe hier in den nächsten Bänden noch auf Charakterentwicklung.
Auch die anderen Charaktere machten es mir nicht unbedingt leicht - was vorallem daran lag, dass ich die Filmrollen im Hinterkopf hatte. Alby, der im Film hart aber herzlich ist, ist mir im Buch z.B. total unsympathisch gewesen. Auch Newt hat es mir echt nicht leicht gemacht. Dagegen wurde ich zu einem richtigen Fan von Minho und Teresa. Gerade Teresa lockert mit ihrer großen Klappe einiges auf und ist für Thomas eine wichtige Stütze. Zum Glück wurde im ersten Teil auf Kitsch verzichtet. Es klingt zwar an, wie wichtig sich Teresa und Thomas sind, aber es ist angenehm eingebaut und sprengt nicht die Story. Romantisches Geturtel hätte da echt nicht rein gepasst.

Der Stil ist ... mäh! Sagen wir mal, ausbaufähig. Ich bin hier und da über einige Formulierungen gestolpert und habe mich mit den Wiederholungen echt schwer getan. Da wurden einige Reaktionen immer gleich beschrieben, Wort für Wort und das ging gar nicht. Aber es hielt sich zum Glück in Grenzen. Auch die zwanghaft jugendliche Sprache nervte mich etwas. Die Idee, dass eine Gruppe Kids ihre eigenen Wörter entwickelt, finde ich ganz cool und es ist auch realistisch. Das kenne ich ja auch aus meiner eigenen Klicke. Aber dieser inflationäre Gebrauch dieser Wörter war dann doch zu viel des Guten.
An sich ist der Stil sehr leicht zu lesen und ich war beinahe schockiert, wie viele Seiten ich in einer Stunde schaffe, wenn ich mir wirklich mal die Zeit nehme. Sollte das so bleiben, schaffe ich meine Lektüreliste im Januar locker!
Durch neue Entwicklungen bleibt die Handlung immer spannend und als Leser darf man auch gelegentlich mitdenken. Dann kommt man vielleicht eher auf manche Dinge als die Lichter selbst.

Das Ende ist eine krasse Wendung, auf die ich ja schon zum Glück vorbereitet war. Erst denkt man, alles sei gut und man hat ein entspanntes, rundes Ende und dann kommt im Epilog noch dieser krasse Cliffhanger. Man sollte den zweiten Band also direkt griffbereit haben! Ich habe mich direkt drauf gestürzt.Man hat das Gefühl, dass auch noch wesentlich mehr dahinter steckt, als man erahnt und das macht einen neugierig. Ich glaube, das Konzept wird noch viel größer.

Zum Schuber: Der ist wirklich wunderschön geworden. Er wirkt sehr schlicht mit dem vielen Schwarz und der klaren Schrift, ist aber ein Beweiß, dass weniger manchmal mehr ist. Die Bücher selbst haben diesen Print im Metaliclook, der sehr schön schimmert, wenn das Licht drauf fällt. Leider bilden sich beim Lesen schnell Leserillen, aber das sehe ich nicht so eng. Irritiert hat mich etwas der Geruch. Eigentlich liebe ich den Duft von Büchern, aber diese rochen irgendwie anders. Da war ich froh, als es nach 2-3 Tagen ausgelüftet war. Ja, Bücherwürmer haben schon komische Ticks.

Fazit:
"Die Auserwählten - Im Labyrinth" ist mit kleineren Abzügen ein spannender Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe. Wer nur den Film kennt, sollte sich darauf einstellen, dass das Buch ganz anders ist. Trotzdem ist man gebannt und liest die Seiten wie im Flug. Maze Runner ist eine ausgetüftelte Idee, die noch ganz groß werden könnte. Das Suchtpotential reicht schon fast an Panem ran. Ich werde Thomas und seinen Freunden weiter auf ihrer Reise folgen.