Rezension

Spannender Auftakt, hätte aber auch „Rebellen“ heißen können

Nanos - Sie bestimmen, was du denkst - Timo Leibig

Nanos - Sie bestimmen, was du denkst
von Timo Leibig

Bewertet mit 3.5 Sternen

 „Deutschland 2028: Die Bevölkerung ist hörig. Dank Nanoteilchen in Lebensmitteln und im Trinkwasser glauben die Menschen alles, was ihnen die Regierungspartei weismacht. Nur wenige sind »free«, also resistent gegen die manipulativen Nanos – und sammeln sich im Untergrund zu einer Rebellion. Unter ihnen befindet sich der entflohene Sträfling Malek, ein Mann, der nur ein Ziel hat: überleben. Und wer wie er nichts zu verlieren hat, den kümmert auch kein Freiheitskampf – wäre da nicht jenes Versprechen, das er seinem besten Freund auf dem Totenbett gab …“

Bei Nanos handelt es sich um einen recht spannenden Thriller, der auch mal für Überraschungen sorgt und erschreckend gut ein Bild einer möglichen Zukunftsvision darstellt:

Die Bevölkerung wird durch „Nanos“ im Essen und Trinkwasser kontrolliert , und die Intoleranz zeigt sich nicht nur gedanklich, sondern auch körperlich. Intolerante Menschen werden gemeldet und weggebracht, oder wie es im Buch heißt „gebeichtet“.

Wir folgen der Geschichte von Malek, bekommen aber auch Informationen zu der Lage in Mitten der Bevölkerung durch Maria, der intoleranten Schwester des Freundes von Malek, die dieser aufspüren und aus Deutschland rausbringen soll. Malek trifft auf die Rebellion und wir hören also das meiste von ihnen, ihrem Plan zur Schwächung des Regimes, aber es gibt auch Szenen aus der Sicht des Feindes.

Es werden vor allem die Charaktere vorgestellt, wenngleich das auch immer mit etwas ‚action‘ versehen ist. Von den Nanos hört man zwar auch etwas, aber viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass sie den Titel des Buches ausmachen. Bei „ sie kontrollieren, was du denkst“ hatte ich eher mit jemandem aus der Bevölkerung gerechnet, der von Ihnen Betrofffen ist und das Ganze aber bemerkt, oder so ähnlich. Zugegebenermaßen klingt der Titel so natürlich spannender, aber was drauf steht, ist ja nur halb drin. Die Nanos bilden das Grundgerüst bzw. sind einer der Handlungsgründe und rücken für den zweiten Teil potentiell in den Vordergrund, aber hier hätte ich mir mehr davon gewünscht.

Zu loben ist jedoch der Schreibstil des Autors. Hat man das Buch einmal angefasst, legt man es so schnell nicht mehr weg. Der Leser wird gut angesprochen, und man findet die richtige Mischung aus Spannung, Komik und Ruhe vor, wobei die Spannung natürlich überwiegt. Es gab aber Stellen, an denen ich laut gelacht habe. Auch eine kleine Romanze ist übrigens dabei, nicht immer super präsent, aber definitv auch nicht nur im Hintergrund.

Die Charaktere werden hier, wie gesagt, eher vorgestellt, sind aber alle ganz gut geschrieben und klingen auch wie echte Menschen. Gegen Ende ist jedoch zu bemerken, dass die Charaktere mit einer Mutterrolle alle, weil ihre Kinder in Gefahr sind, durchdrehen und emotionsbasiert handeln, was zu den teilweise sehr rationalen Charakteren nicht passt. Man kann argumentieren, dass das darstellen soll, dass Leben der Charaktere zerbricht/ durchdreht und ihr Verhalten das widerspiegeln soll, aber gerade Maria wird immer als rational und stark beschrieben und ist am Ende weder das eine, noch das andere, eher etwas wahnsinnig.

Alles in allem war ich mit dem Thriller jedoch sehr zufrieden, finde das Thema gut gewählt und aktuell, kann es jedoch nicht mit 4 oder 5 Sternen bewerten, weil mir zu wenig auf die Nanos (Titel!) eingegangen wurde und mich der Charakterbruch am Ende stört.