Rezension

Spannender Auftakt mit toller Atmosphäre

The 5th Wave - Rick Yancey

The 5th Wave
von Rick Yancey

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt

10 Tage nach der ersten Sichtung des Mutterschiffes auf den Satellitenbildern beginnt die erste Angriffswelle der "Anderen". Elektromagnetische Impulse bringen die Dunkelheit über die Erde und fordern eine halbe Million Opfer.
Bei der Flut der zweiten Welle lassen bis zu 3 Milliarden Menschen ihr Leben, doch die dritte rottet 97% der restlichen Überlebenden aus.

Die 17jährige Cassie gehört zu den Wenigen, die überlebt haben, doch die vierte Welle bringt eine Einsamkeit mit sich, die auch den letzten Rest Menschlichkeit wegzuschwemmen scheint. Denn wenn man Freund nicht mehr von Feind unterscheiden kann, bestimmt jede Entscheidung das Schicksal über Leben und Tod - und die fünfte Welle hat schon begonnen ...

Meine Meinung

Bei diesem Buch muss ich erstmal was zum Cover sagen, das wirklich toll aussieht! Ich hab die HC-Ausgabe und der helle Hintergrund schimmert total schön und blendet fast wie eine Sonne, wenn man es gegen das Licht hält. Auf jeden Fall ein Hingucker! :)

Während dem Lesen war ich mir erst etwas unschlüssig, wie ich das Buch finden soll. Aber je mehr ich in die Geschichte eingetaucht bin, desto mehr war ich von ihr gefesselt.
Auf den ersten Seiten erzählt die 17jährige Cassie, wie sie einsam und auf sich allein gestellt, scheinbar gegen den Rest der Welt bestehen muss. Den Rest, der aus den "Anderen" besteht, den Außerirdischen, die Milliarden von Menschen getötet haben. Es wirkt sehr authentisch und besticht durch die trostlosen, hilflosen Gedanken, die Cassie jedoch nicht davon abhalten, alles zu tun, was getan werden muss.

Das Buch ist in 13 Teile gegliedert und beschreibt darin die Handlung aus den Sichtweisen mehrerer Charaktere, teilweise aus der Ich-Perspektive. Dadurch kommt man den Figuren sehr nah und erlebt anschaulich, was mit ihnen und ihren Gefühlen in dieser Ausnahmesituation passiert. Rick Yancey passt seinen Schreibstil dabei dem jeweiligen Charakter an. In anderen Rezensionen hab ich gelesen, dass es als "berichtartig" und "distanziert" empfunden wurde, was ich so gar nicht nachvollziehen kann. Gerade die Gedanken, mit denen die Protagonisten erzählen, wirken in der Knappheit gerade sehr echt. Auch tauchen immer wieder viele Metaphern auf, die sehr gut ins Bild passen und dem ganzen eine besondere Note gegeben. Vor allem war auch die Atmosphäre der zerstörten Lebensgrundlage immer sehr präsent und hat die Stimmung sehr gut rübergebracht.
Zuerst war mir Cassies pupertäres Gefühlschaos zu sehr auf das übliche Jugendschema gemünzt, aber andererseits: wie reagiert schon ein junges Mädchen in so einer ausweglosen Lage ... je mehr ich über sie gelesen habe, desto besser konnte ich sie verstehen und mich in sie hineinversetzen. Sie hat eine innere Stärke entwickelt, die sich wohl jeder wünschen würde und die sie ihrem Ziel näher bringt: ihr Versprechen zu halten und damit den letzten Rest Menschlichkeit zu bewahren. Gerade diese (teilweise) jugendliche Leichtfertigkeit, die sie in ihren Gedanken transportiert, macht umso deutlicher, wie hilflos sie sich trotz ihrem eisernen Willen fühlt.

Die ersten 100 Seiten waren für mich allerdings etwas zäh, weil Cassie viel erzählt, wie alles gekommen ist, obwohl man das ja eigentlich schon weiß. Natürlich ist es wichtig um zu sehen, warum sich alles so entwickelt hat, es zog sich aber meinem Gefühl nach doch etwas in die Länge. Ein bisschen frustriert war ich auch, weil Rick Yancey einen so überhaupt nicht hinter die Kulissen schauen lässt. Die Hintergründe werden zwar nach und nach aufgedeckt, aber dabei nur an der Oberfläche gekratzt. Das verspricht natürlich viel Spannung, die mir trotzdem in der ersten Hälfte gefehlt hat.
Dann gab es allerdings einen Wendepunkt, ab dem es mich plötzlich total gefesselt hat und der Aufbau der Geschichte einen Sinn ergab bzw. ich die etwas "langweilige" erste Hälfte schnell vergaß. Die Spannung ist gestiegen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Es ist eine grausame, schreckliche Sicht auf eine Zukunft, die trotz der gnadenlosen Realität sehr gekonnt gedämpft worden ist. Der Autor hat hier wirklich einen sehr guten Mittelweg gefunden. Einige Fragen sind natürlich offen geblieben und ich hoffe, dass diese noch sinnvoll aufgeklärt werden. Jetzt bin ich sehr gespannt, wie es mit Cassie und den anderen weitergeht.

Auf die anderen Charaktere bin ich hier bewusst nicht näher eingegangen, um nicht zu spoilern ;)

Fazit

Der Stoff, aus dem gute Filme gemacht sind: eine Invasion der Außerirdischen auf einer völlig neuen Ebene, starke Charaktere, die um ihr Leben und ihre Menschlichkeit kämpfen und eine bis jetzt gut durchdachte Handlung, die einige Überraschungen bereithält.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Die 5. Welle

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