Rezension

Spannender Blick neben die Kreuzzüge

Die Gebote des Templers
von Tom Melley

Bewertet mit 4.5 Sternen

Guillaume de Born ist bei seinem Templer-Orden aufgrund seines sittenlosen Lebenswandels in Ungnade gefallen und hat sich etliche Feinde gemacht. Scheinbar bekommt er noch eine letzte Chance, indem er einen geheimen Auftrag erfüllen soll und begibt sich nach Jerusalem, wo er eher zufällig auf die verschollene, sagenumwobene Bundeslade stößt, die er jedoch bei einem mörderischen Überfall wieder verliert. Zusammen mit der Jüdin Leah, deren Onkel eigene Interessen an der Lade ha t,und dem Moslem Harit sowie zwei unerschrockenen Rittern macht er sich auf die Suche...

Tom Melley ist mit seinem Roman "Die Gebote des Templers" ein außerordentlicher historischer Roman gelungen, der den Leser in das Jahr 1193 ins Heilige Land entführt.

Trotz der herrschenden politischen Verwicklungen und der zahlreichen involvierten Personen und Machthaber, erreicht der Autor es problemlos, den Leser in seinen Bann zu ziehen, und ich mochte das spannende Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Großartig sind die authentischen und mehrdimensional beschriebenen Protagonisten, die sich zudem im Laufe der Handlung auch weiterentwickeln und dem Leser dabei immer mehr ans Herz wachsen. Dabei sind die Hauptpersonen, von denen auch die früheren Lebensgeschichten harmonisch in das aktuelle Geschehen eingeflochten werden, mit allen Vorzügen und Fehlern gut dargestellt und geben dem Leser ein umfangreiches Verständnis der Charaktere und ihrer Taten. Die gut ausgearbeiteten Dialoge machen Spaß zu lesen. Ganz nebenbei führt auch die gemeinsame Sache zwischen Christen, Moslem und Juden zum Erfolg, was ein schöner Fingerzeit auf ein mögliches Handeln in heutiger Zeit ist!

Dass der Templer-Orden in seiner Geschichte insgesamt nicht gerade ein gutes Bild abgab, wird wieder ins Bewusstsein gerufen. Und auch die sagenumwobenen Kreuzzüge von Richard Löwenherz erscheinen in einem neuen Licht.

Mit flüssigem Schreibstil malt der Autor ein Bild der Städte Jerusalem und Akkron und der Landschaften im Heiligen Land und lässt auch die im 12. Jahrhundert herrschenden Zustände zum Leben erwachen. Ein wahrhaft gut recherchiertes Buch!

Die komplexen Schilderungen gehen keinesfalls zu Lasten der Spannung und ich fieberte von Anfang bis Ende mit Guillaume und seinen Mitstreitern mit, bis es nach etlichen Schlachten und Wendungen zu einem überaus befriedigendem und logischen Ende kommt.

Ein umfangreiches Glossar und Nachwort runden das Buch ab und es wird deutlich, was neben der echten Historie hier fiktiv ist.

Diesen historischen Roman kann ich allen Interessierten nur wärmstens empfehlen und ich freue mich schon auf eine eventuelle Fortsetzung mit den Charakteren neben Guillaume - oder auf jedes andere Werk von Tom Melley!