Rezension

Spannender Cold Case Fall mit Abstrichen

Das Buch der Spiegel - E. O. Chirovici

Das Buch der Spiegel
von E. O. Chirovici

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses wunderhübsche Buch hat ja schon einige Begeisterungsstürme ausgelöst. Ich kann mich da leider nicht ganz anschließen. Aber hier erstmal die positiven Seiten des Buches:

Chirovici schreibt sehr klar, bildhaft, spannend und interessant. Man mag gar nicht glauben, dass er das Buch nicht in seiner Muttersprache geschrieben hat. Es gab nichts, was den Lesefluss gestört hat und Das Buch der Spiegel ließ sich dementsprechend superschnell durchlesen. Gerade der erste des in drei Teile gegliederten Buches zieht einen sofort mit. Ein Manuskript taucht auf, das einen 20 Jahre alten Mord an einem Uniprofessor klären soll. Und dieses Manuskript ist toll! Es herrscht eine leicht bedrohliche Stimmung die für Spannung sorgt und die drei Hauptcharaktere Richard Flynn, Laura Baines und Joseph Wieder sind vielschichtig und interessant beschrieben. Richard ist so sympathisch wie Laura und Joseph undurchsichtig und rätselhaft. Nun bestand das Buch leider nicht nur aus dem ersten Teil. Der hätte nämlich fünf Sterne verdient.

Jeder Teil des Buches hat eine andere Hauptperson, einen anderen Erzähler. Das ist insoweit ok, als das jeder auf seine Weise den Fall weiter voranbringen kann. Nur hat mich der Journalist John Keller im zweiten Teil weit weniger begeistert als die anderen Protagonisten. Und Chirovici nimmt hier selbst Spannung aus seiner Geschichte, indem er seinen Charakter wegen privater Probleme das Interesse am Fall verlieren lässt. Wie soll ich denn für etwas Begeisterung aufbringen, das der Autor selbst kleinredet? Auch die vielen Namen sind in diesen Teil verwirrend. Hier kam oft ein „wer ist das nun wieder“-Gefühl auf, weil viele im Manuskript erwähnte Nebencharaktere auftauchen. Es klärt sich zwar jeweils beim lesen, war aber insgesamt etwas unübersichtlich.

Mein größter Kritikpunkt ist das Ende. Das wird natürlich nicht verraten, aber meiner Meinung nach ordnet Chirovici seine Geschichte seiner Idee unter. Und so wahnsinnig innovativ finde ich seine Idee nun auch wieder nicht. Vor allem nicht, dass er dafür so großartige Charaktere unter den Tisch fallen lässt wie Laura Baines! Die hat mir in ihrer Intelligenz, Undurchsichtigkeit und Härte wirklich wirklich gut gefallen. Aber sie kommt letztlich kaum mehr vor. Genauso wie der Autor des Manuskripts Richard Flynn und das Mordopfer Joseph Wieder. Dabei hätte es gerade über die drei so viel zu erzählen gegeben. Ich verstehe durchaus die Idee des Autors. Sein „alles hat zwei Seien“, sein „Buch der Spiegel“ eben. Aber ich finde auch, mit einem anderen Focus hätte mehr in diesem Buch stecken können.

Trotz allem ist Das Buch der Spiegel ein spannender und gut geschriebener Krimi ohne 0/8/15 Plot und mit sinniger Auflösung. Letztlich geht es darum, ob einem die Idee des Buches gefällt oder ob sie einen eher unbefriedigt zurücklässt. Neugierige Menschen, die am Ende wirklich alles wissen müssen, sollten aber eher die Finger davon lassen.