Rezension

Spannender Einstieg, interessante Idee, abwegige Handlungen, gelungenes Ende – konnte mich nicht überzeugen.

Das Porzellanmädchen - Max Bentow

Das Porzellanmädchen
von Max Bentow

Das Porzallanmädchen. Max Bentow

Infos zum Buch

Titel: Das Porzellanmädchen
Autor: Max Bentow
Seiten: 380
Verlag: Goldmann
Handlungsort: Potsdam, Deutschland
Erstveröffentlichung: 17. Juli 2017

Infos zum Autor

„Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestseller-Erfolge.“ (Quelle)

Rezension

An dieser Stelle möchte ich dem Goldmann-Verlag und dem Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplarens herzlich danken.

Mit Das Porzellanmädchen wagt Max Bentow einen kleinen Neuanfang. Der Berliner Autor der durch Der Federmann und anschließender Nils-Trojan-Reihe bekannt und berühmt würde hat in Das Porzellanmädchen eine neue Protagonistin geschaffen – Luna Moor.

Das Buch beginnt im ersten Teil, dieser spielt im Juni 2003. Dieser Teil handelt von einer Entführung. Ein 16-jähriges junges Mädchen, wird auf einem Waldstück betäubt und wacht erst in einem einsamen Haus wieder auf. Der Entführer erinnert das Mädchen an ein Riesen-Insekt. Ständiger Begleiter in ihrer Angst vor dem Entführer ist eine Puppe – doch die Puppe ist keine normale Puppe, denn diese Puppe kann sprechen. Und das Mädchen soll töten, ihren Entführer töten um aus seinen Fängen zu entkommen.
Der zweite Teil beginnt seine Handlungen im November 2015. Luna Moor ist eine junge Autor, die sich gerade auf einer Lesereise befindet. Ihr Debüt „Der Verführer“ bricht alle Rekorde und sie steht ganz oben am Thriller-Himmel. Bei ihren Auftritt in der Öffentlichkeit zu Beginn des zweiten Teiles bekommt der Leser einen Einblick in Lunas Psyche. Sie wirkt sehr abwesend und mit den Gedanken nicht im Hier und Jetzt. Ein Besucher macht ihr besonders viel Angst und sie ist, froh, als sie in ihre Heimat zurückkehren und sich wieder dem Schreiben widmen kann. Doch ihre beste Freundin Anna macht ihr einen Strich durch ihre Pläne. Anna bittet sie einige Zeit auf ihren Sohn Leon aufzupassen, da sie selbst in die USA reisen muss. Leons Vater ist ebenfalls geschäftlich unterwegs. Luna Moor ist zunächst nicht begeistert von der Idee – ihr neues Buch hat etwas sehr persönliches und um es so authentisch wie eben möglich zu schreiben, hat sie sich ein Haus mitten im Wald außerhalb von Berlin gemietet. Dennoch kann sie Anna die Bitte nicht abschlagen und fährt gemeinsam mit Leon hinaus in den Wald. Sie arbeitet hart an ihrem neuen Buch, in dem sie versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen und endlich Frieden zu finden. Doch es passieren ungewöhnliche Dinge und dem Leser fällt es schwer zu entscheiden, was Real und was Fiktion ist.

Zunächst fand ich die Aufteilung und Gestaltung des Buches sehr gelungen. Die Kapitel und auch die einzelnen Teile des Buches erschienen mir als sinnvoll eingeteilt und sorgfältig durchdacht. Die Gestaltung des Buches fand ich ebenfalls sehr angenehm. Man hat sowohl Luna Moor, als auch Leon bei ihren Handlungen begleitet. Außerdem erhielt man Einblicke in die Handlung des Buches im Buch. Gerade diese Thematik habe ich als äußerst spannend erlebt, wenn auch, sie an manchen Stellen schwer zu trennen war. Hier haben mir die unterschiedlichen Schriftarten sehr geholfen.
Das Cover des Buches finde ich persönlich nicht so gelungen. Ich kann keinen direkten Zusammenhang zum Inhalt feststellen und hätte es schöner gefunden, wenn man das Gesicht einer Puppe, passend zum Titel und passender zum Inhalt verwendet hätte. Den Titel finde ich im Allgemeinen recht angenehm. Er lässt dem Leser einen kurzen Einblick auf den Inhalt, erzeugt aber keine wirkliche Spannung.

Leider musste ich feststellen,dass mir die Figuren nicht sehr sympathisch waren. Ich empfand Luna Moor als sehr naive Persönlichkeit, die sich schlecht auf andere Menschen einlassen kann. Vielleicht hatte ich auch einfach andere Erwartungen, da ich immer davon ausgegangen bin, dass man als Thrillerautor/in eine starke Persönlichkeit braucht. Die Einblicke in das Schreiben ihres Buches fand ich hingegen sehr interessant.
Eine weitere wichtige Person im Buch war Leon. Leon ist 15 Jahre alt und „lebt“ zur Zeit bei Luna, da seine Mutter in die USA gereist ist. Den wahren Sinn seiner Figur und seiner Rolle im Buch konnte ich nicht wirklich feststellen. Für mich war er ein Teenager, der begeistert von Luna Moor neustem Werk ist und der die Grenze zwischen Realität und Fiktion noch nicht erkannt hat. Als authentische Person würde ich ihn nicht bezeichen, denn ich fand, dass er teils weder wie ein 15jähriger gesprochen, noch sich so verhalten hat. Vielleicht wäre ein Mann an Moors Seite die bessere Alternative gewesen.
Dieser Mann hätte vielleicht auch nicht dazu geführt, dass ich so manches Mal den Kopf geschüttelt oder fragend geguckt habe, wenn ich die Interaktionen von Luna und Leon gelesen und mir vorgestellt habe.

Den Inhalt habe ich weiter oben zwar bereits beschrieben, aber noch nicht bewertet, was vor allem daran liegt, das mir dies sichtlich schwer fällt. Viele Leser der Nils-Trojan-Reihe haben sich sicher auf eine neue Protagonistin gefreut, doch ich musste beim Lesen häufig an das alte Sprichwort „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ denken. Ich finde den Wechsel der Protagonisten nicht wirklich gelungen und habe das Buch zwar mit Interesse, aber nicht mit Begeisterung gelesen. Die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit waren für mich viel zu schnell ersichtlich, ebenfalls der Inhalt des Buches, welcher eigentlich geheim sein sollte. Von großen Insekten und sprechenden Puppen halte ich nicht viel, ohne mich zu fragen ob die Personen im Buch wohl ein psychischen Problem haben. Es waren einige Teile sehr sehr oberflächlich und die Spannung hielt sich meiner Meinung nach auch auf einem konstanten, recht niedrigem Level. Das Ende hingegen fand ich dann doch relativ spannend oder zumindest interessant. Auch wenn der Weg und und die Beweggründe doch etwas absurd waren. Hier hatte ich das Gefühl, das Bentow gerne noch einen oben drauf setzen wollte.

Ich bin auf jeden Fall sehr froh, wenn nächstes Jahr im Sommer mit Schmetterlingsjunge ein weiterer Teil rund um Nils-Trojan erscheint. Da weiß man, was man hat und weiß auch jetzt schon, was einen gegebenenfalls stören wird. Ich kann nicht mehr als 2 Sterne vergeben, würde aber auch nicht zwingend davon abraten, dieses Buch zu lesen. Vielleicht war es bei mir persönlich auch einfach der falsche Zeitpunkt.