Rezension

Spannender, etwas unterkühlter Start einer komplexen Fantasy-Trilogie

Das Erwachen des Feuers - Anthony Ryan

Das Erwachen des Feuers
von Anthony Ryan

Bewertet mit 4 Sternen

In einer Welt, in der Technik und Fortschritt auf Drachenblut basieren, werden drei völlig unterschiedliche Personen in spannende und gefährliche Abenteuer verwickelt: Eine Spionin, ein Dieb und ein Marineoffizier. Denn die Quelle des Drachenelexiers scheint zu versiegen: Die wilden Drachen werden weniger, und die Blutqualität der in Gefangenschaft gehaltenen Drachen verschlechtert sich rapide. Die Hoffnung liegt nun im Auffinden des legendären Weißen Drachen. Doch wird dieser Drache dem Fortschritt der Menschen dienen – oder ihren Untergang einläuten?

Die Welt im Roman wird hauptsächlich von zwei Großmächten kontrolliert: Dem Corvantinischen Kaiserreich sowie der Wirtschaftsmacht Mandinorien. Beide nutzen sie das ökonomisch wertvolle Drachenblut-Elixier, auf dem ein Großteil des technischen Fortschritts aufgebaut ist. Doch auch in anderen Lebensbereichen sind die Elixiere hilfreich. Je nach Art des Drachens – blau, grün, rot oder schwarz – wohnen dessen Blutelixier andere magische Kräfte inne. So können nicht nur magische Feuer zum Antrieb von Motoren erzeugt, sondern auch körperliche und mentale Fähigkeiten massiv gesteigert werden, wenn dies auch hauptsächlich den Blutgesegneten vorbehalten ist.

Der Lebensraum der Drachen beschränkt sich auf auf eine Insel, welche von beiden Großmächten besetzt ist. In dessen Wildnis wird Claydon „Clay“ Torcreek, der bisher als Dieb und unregistrierter Blutgesegneter Karriere machte, im Auftrag des mandinorianischen Eisenboot-Handelssyndikats auf eine Drachen-Expedition geschickt. Gleichzeitig versucht Spionin Lizanne, an Informationen zum Aufenthaltsort des Weißen Drachen zu gelangen. Doch die Dinge laufen anders als erwartet…

Der Roman hält sich nicht mit einer Einleitung auf – vielmehr wird man vom Autor einfach in eine Welt hinein geworfen, in der Drachen brutal abgeerntet werden, um Reichtum und Fortschritt zu bedienen. An den Gedanken musste ich mich erstmal gewöhnen, ebenso, dass eine Weltmacht rein auf Wirtschaft aufgebaut ist, in der Handelssyndikate die Zügel in Händen halten. Leider beginnt der Roman sehr gefühlskalt, was sich leider auch im Laufe der Handlung kaum ändert. Dadurch blieben mir die Protagonisten bis zum Schluss emotional fremd. Der ganze Roman wirkt recht distanziert, wenn auch das Worldbuilding selbst wiederum sehr gelungen ist. Doch auch hierbei sucht man ausschweifende Ausschmückungen vergeblich. Bei einer Seitenzahl von über 700 Seiten ist dies allerdings von Vorteil, sonst wäre das Buch noch umfangreicher geworden. Sehr gefiel mir der leichte Steampunk-Charakter des Romans in Verbindung mit viktorianischen Anklängen.

Der Roman ist so aufgebaut, dass den drei Hauptprotagonisten jeweils eigene Kapitel im Wechsel zugeteilt sind. Da die Kapitel eine gewisse Länge aufweisen hatte ich dadurch manchmal Probleme, nach mehreren Zwischenkapiteln in den Handlungsstrang eines Protagonisten wieder einzusteigen.

Mit „Das Erwachen des Feuers“ beginnt eine sehr komplex aufgebaute Fantasy-Trilogie, die „Draconis Memoria“, die Elemente von Spionage und (See-)Abenteuern sowie Steampunk  aufweist, mir jedoch emotional etwas zu unterkühlt blieb.