Rezension

Spannender Fall mit einer große Portion Literaturliebe

Finderlohn
von Stephen King

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fast wäre es komplett an mir vorbeigegangen, dass Stephen King seinem Charakter Bill Hodges nochmal auf Ermittlungstour schickt. Und das wäre sehr schade gewesen! Denn in diesem kurzweiligen Roman steckt nicht nur ein spannender Fall, sondern auch eine große Portion Literaturliebe.

Hodges seht hier nicht im Vordergrund, sondern der kluge und sehr sympathische Teenager Pete, der eine fast unglaubliche Entdeckung macht. Neben einem Haufen Geld, das seine Familie mehr als dringend gebrauchen kann findet er bisher unveröffentlichte Werke des großen amerikanischen Autors John Rothstein. Mit der Zeit lernt Pete Rothsteins Werk lieben und würde es am liebsten mit der ganzen Welt teilen. Aber da sein Fund aus einem Verbrechen stammt weiß er nicht, wie er das anstellen soll. Und es gibt noch jemanden der Rothsteins Werk liebt, ja sogar besessen davon ist. Nämlich Morris Bellamy, der Mörder Rothsteins und Dieb der Notizbücher. Bellamy ist ein gelungener Bösewicht. Er wirkt eigentlich gar nicht wie ein kaltblütiger Mörder, sondern eher wie ein unheimlicher Pechvogel, der einfach oft missverstanden wird. Dass er wirklich nicht zu unterschätzen ist, zeigt er aber später noch zur genüge...

Mir hat vor allem die Story „Junge findet Schatz“ gefallen und das großartige Drama, das sich daraus entwickelt. Dabei ist Pete genau die richtige Mischung aus klug, rechtschaffend und tough ohne dabei zu glatt und zu perfekt zu wirken. Dass es dann auch noch um Literatur geht, war ein weiteres Schmankerl. Toll fand ich auch, wie King es mit einer kleinen, wenig Raum einnehmenden Nebenhandlung schafft, dass man unbedingt Mind Control, den nächsten Teil der Hodges-Reihe lesen will, in dem der Mercedes-Killer Brady Hartsfield wieder eine größere Rolle spielt. Und einen Bezug zum Vorgängerband gibt es ebenfalls. Dabei ist Finderlohn ein in beide Richtungen abgeschlossener Fall und ließe sich auch einzeln lesen. Obwohl hier nichts offen bleibt kann ich mir aber nicht vorstellen, dass jemand Finderlohn liest, ohne danach absolut neugierig auf Mind Control zu sein.

Einziger winziger Kritikpunkt war für mich, dass ich Hodges und Anhang hier gar nicht unbedingt gebraucht hätte. Für mich wäre es auch mit einem andern Cop oder Ex-Cop eine runde Geschichte gewesen. Allerdings hätte so die Brücke zu Teil drei gefehlt.

Dieses Buch ist genau das Richtige, wenn man dem Alltagsstress für ein paar Stunden entkommen will. Locker und leicht geschrieben, spannend und unterhaltsam. Fans von Stephen King kommen genauso auf ihre Kosten wie Krimi-Liebhaber. Für mich ein klasse Buch, das auch das Potential hat den ein oder anderen Lesemuffel zu begeistern.