Rezension

Spannender Gerichtsthriller

Miracle Creek - Angie Kim

Miracle Creek
von Angie Kim

Bewertet mit 5 Sternen

Ein grässliches Feuer in einer medizinischen Einrichtung in dem kleinen, amerikanischen Ort „Miracle Creek“ zerstört das Leben vieler Menschen. Alle Beteiligten wollten Linderung verschiedener Krankheiten durch eine Sauerstofftherapie erreichen, doch eine Explosion richtet verheerenden Schaden an. Es gab zwei Tote, die Verletzungen anderer sind einschneidend und eine Mutter steht im Verdacht das Feuer gelegt zu haben. Mit dem Prozess beginnt die Geschichte…

 

…die mich nach wenigen Seiten schon sehr mitgenommen hat. Bei dem Unglück sind der achtjährige Autist Henry und eine Mutter, die ihren Sohn in der Druckkammer begleitet hat, ihren schweren Verletzungen erlegen. Aufgrund verschiedener Aspekte, die der Leser nach und nach erfährt, ist Henrys Mutter dringend tatverdächtig und gegen sie wird der Prozess gemacht. Dabei zeigt sich schnell, dass alle in irgendeine Art Geheimnisse haben. Manche sind einfach nur unschön, manche scheinen tiefgreifender zu sein, als man das erst einmal erwarten würde.

Rückblicke auf die Ereignisse in das Jahr zuvor, von heimlichen Treffen, verdrehten Worten und schlechtem Gewissen reicht die Palette. Wie sich das amerikanische Leben für die südkoreanische Einwanderfamilie Yoo auswirkt ist extrem gut dargestellt.

 

Der Schreibstil ist detailreich und die allmähliche Rekonstruktion des Jahres mit allen Geheimnissen aus den verschiedenen Perspektiven, teils vor aller Öffentlichkeit im Gerichtssaal präsentiert, teils von Dritten im Geheimen aufgedeckt oder aufgrund eines schlechten Gewissens verraten, ergibt nach und nach ein stimmiges Gesamtbild. Der Leser rätselt ständig mit und die Situation spitzt sich immer wieder zu.  Unweigerlich beginnt der Leser auch die Schuldfrage zu stellen und wer wie viel Anteil an dem Unglück hat. Es gibt immer wieder Widersprüche und man merkt, dass man den Leuten nicht unbesehen glauben kann. Emotional bedient die Geschichte eine ganze Palette. Die Krankheiten der Kinder, die behandelt werden sollten und der zahlreichen alltäglichen Schwierigkeiten, die sich daraus für Eltern ergeben, aber auch unerfüllte Kinderwünsche und integrative Probleme sind Thema, sodass eine ganze Bandbreite an Schwierigkeiten angesprochen wird. Das erscheint fast zu viel, um in einem Buch behandelt zu werden, aber die Autorin webt eine vielschichtige und überzeugende Geschichte, deren Ausgang mich auch überzeugt hat.

 

Insgesamt ein spannender Gerichtsthriller bei dem Identität, Rassismus, Krankheit, Eltern, die Opfer für ihre Kinder bringen und die Wahrheit, mit ihren Facetten, zentral sind. Mich erinnerte das Buch ein wenig an Law&Order, nur in tiefgründiger.