Rezension

Spannender historischer Hintergrund

Bühlerhöhe - Brigitte Glaser

Bühlerhöhe
von Brigitte Glaser

"Bühlerhöhe", ich gebe zu, dies war mir vor der Lektüre nur ein sehr wager Begriff. Brigitte Glaser hat um dieses Hotel, in dem Adenauer wirklich auch Urlaub gemacht  hat ihre Handlung aufgebaut. Mich hat der Roman auch deshalb überzeugt, weil es ihr gelungen ist, die Mentalität der Nachkriegszeit darzustellen ohne dabei nur Stereotype zu zeichnen. Ich hatte das Gefühl wirklichen Menschen zu begegnen. 

Dabei baut Glaser ihre Geschichte rund um drei Frauen auf, die die Zeit des Nationalsozialismus höchst unterschiedlich erlebt und überlebt haben. 
Rosa Goldmann ist eine Jüdin, deren Familie fast gänzlich ermordet wurde (nur eine Schwester hat mit ihr überlebt). Vor allem ihre Zwiespältigkeit den Menschen gegenüber, ich konnte sehr gut nachvollziehen, weshalb sie in diesem Land nie wieder wohnen kann. Trotzdem ist da auch gleichzeitig ihr Heimweh, das sie trotz allem plagt. Persönlich interessiere ich mich für jüdische Geschichte nach 1945, speziell auch in Deutschland. Die genaueren Zusammenhänge, wie Deutschland und Israel gerade auch in den frühen Jahren der BRD miteinander verknüpft waren, war mir dabei tatsächlich nicht so klar. Dazu hat mir die Autorin einen ersten Eindruck verschafft. 

Sophie Reisacher dagegen versucht vor allem in ihrem Leben, immer wieder weiter zu kommen. Eine dieser kleinlichen Personen, die nur an sich selbst denken und das jeweilige System geschickt für sich zu nutzen wissen. Wer sich fragt, weshalb eigentlich der Nationalsozialismus so erfolgreich sein konnte, findet gerade auch in ihr eine der vielen möglichen Antworten darauf. Und auch darauf, wie es ein kann, das nach dem Krieg dann auf einmal alle schwiegen. 
Trotzdem versucht Brigitte Glaser verschiedene Fassetten der Geschichte aufzubereiten. Agnes und ihre Schwester Walburg sind dafür ihre Mittel um zu zeigen, noch einmal einen neuen Blickwinkel kennen zu lernen. Ihr Hof wurde bei Kriegende von den französischen Truppen geplündert. 

Nicht immer macht die Autorin es einem dabei einfach. Mit keiner der drei Frauen wurde ich wirklich warm, alle sind sie sperrig und nicht so leicht zu erhaschen. Alle haben sie ihre Motive, weshalb sie bestimmte Dinge verheimlichen wollen. Gerade dieser Aspekt hat mich persönlich sehr überzeugt. Diese ganze Schweigekultur  in den 50er Jahren, das beschreibt Glaser einfach sehr glaubwürdig. Das Schweigen führt zu Stille auf allen Seiten. Die einen schweigen, weil sie sonst zugeben müssten, was ihre Schuld ist, die anderen weil sie sich schämen und wieder Andere weil sie Schweigen sollen.   

Konrad Adenauer war 1957 tatsächlich nicht sicher vor Attentaten. Die sogenannten Wiedergutmachungsverhandlungen mit Israel, gefielen vielen Menschen, sowohl auf deutscher aber auch auf israelischer Seite,  nicht. Ich fand das diese Kulisse als Rahmen sehr gelungen ist. Die Ereignisse spiegeln die Geschichte und geben jeder Seite Raum. Glaser schafft es meiner Meinung nach sehr gut, die Stimmung der Zeit einzufangen. Mich hat eher die Geschichte rund um das Attentat nicht immer überzeugt. Auch wenn die Lösung, wer hier wohl der Attentäter sein könnte, interessant ist. Ganz rund erzählt war sie für mich nicht. Mir hat da etwas Raum für diese Figur gefehlt. Trotzdem wäre der Roman ein anderer, wenn er nicht genauso erzählt worden wäre.