Rezension

Spannender historischer Krimi

Die Meisterbanditin - Silvia Stolzenburg

Die Meisterbanditin
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

„...Deine Schwester muss zusehen, dass sie irgendwo unterkommt, wo man sie haben will. Wählerisch kann sie nicht sein...“

 

Als die 17jährige Marie erfährt, dass Bartholomäus die Tochter eines Pferdebauern heiraten wird, bricht für sie die Welt zusammen. Sie ist die Tochter eines Kleinbauern und muss sich nun eine Arbeit suchen. Außerdem hat sie im Dorf ihr Gesicht verloren. Die Worte der Mutter im Eingangszitat klingen heftig, doch Marie ist nun ein überflüssiger Esser. Die Hochzeit mit Bartholomäus wäre ein gesellschaftlicher Aufstieg gewesen. Marie geht zur Burg der Gutsherrin Wilhelmine von Grävenitz und wird dort als Küchenmädchen eingestellt. Der Jäger, dem sie sich verweigert, beschuldigt sie des Diebstahls. Um den Pranger zu entgegen entscheidet sich Marie, das Angebot von Wilhelmine anzunehmen und als Spionin in einer Schaustellertruppe zu arbeiten.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben.

Wilhelmine von Grävenitz ist die Mätresse des Herzogs von Württemberg. Gleichzeitig ist sie als Landhofmeisterin für die Geschicke des Landes verantwortlich. Allerdings hat sie sich eine Menge Feinde gemacht. Insbesondere die Herzogin lässt nichts unversucht, um sie los zu werden.

Der Schriftstil des Buches ist ausgereift und lässt sich angenehm lesen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Marie ist mit mehreren Brüdern aufgewachsen und hat gelernt, sich zu wehren. Das sollte ihr in Zukunft zugute kommen. Bartholomäus` Verrat allerdings hat sie hart getroffen. Der Abschied von der Heimat fällt ihr nicht leicht, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Das Dorf war ihre einzige Heimat, die sie kannte. Obwohl sie nichts sehnlicher gewünscht hatte, als frei zu sein, fühlte es sich unvermittelt an, als laste ein Stein auf ihren Herzen...“

 

Das dörfliche Leben und dessen Zwänge werden an Maries Schicksal deutlich. Aber auch das Leben bei Hofe hat seine Schattenseiten. Die Mägde sind Freiwild. Verrat und Intrige sind an der Tagesordnung.

In der Schauspieltruppe zeigt sich Marie talentiert. Allerdings hat sie auch dort eine Feindin, die durch Marie ihre Stellung beim Besitzer der Bühne wanken sieht. Überrascht war ich, dass es zur damaligen Zeit schon Drehbühnen gab.

Das Leben auf der Straße war nicht einfach. Es galt, die Platzgebühr wider einzuspielen. Lustige und derbe Stücke waren an der Tagesordnung. Die Leute wollten zum Lachen gebracht werden. Manchmal musste das Zelt vor der Stadt aufgebaut werden. Andere Orte stellten einen Saal zu Verfügung.

Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Marie ahnt nicht, dass der Auftrag von Wilhelmine lebensgefährlich werden kann.

Im Nachwort trennt die Autorin Fiktion von Realität.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.