Rezension

Spannender historischer Krimi

Im dunklen Nebel - Jürgen Ehlers

Im dunklen Nebel
von Jürgen Ehlers

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Mann war nicht gerade sein Wunschpartner. Aber zumindest war es angenehmer, mit ihm zusammenzuarbeiten als mit Giskes. Christmann besaß wenigstens die Skrupellosigkeit, die man für diesen Einsatz braucht...“

 

Wir schreiben das Jahr 1942 im besetzten Niederlande. Die Jüdin Sofieke, der englische Agent Gerald und die kleine Sara, die sie vor der Deputation gerettet haben, sitzen mit Richard Christmann zusammen. Die Flucht aus Deutschland ist soeben gescheitert. Richard nimmt das Heft des Handelns in die Hand. Er schickt Sofieke mit neuen Papieren zurück in ihre Wohnung, bringt die sechsjährige Sara auf einem Bauernhof in Driebergen unter, und Gerhard wird weiter für den deutschen Geheimdienst arbeiten. Weder Gerhard noch Sofieke ahnen, dass sei wohlgesetzte Spielfiguren im Spiel von Geheimdienst und SS sind.

Der Autor hat erneut einen fesselnden Spionageroman geschrieben, der zeitnah an Teil 1 anschließt.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Im Mittelpunkt steht Anton de Wilde, der es versteht, sein wahres Wesen und seine Ziele gekonnt zu verschleiern. Sofieke ködert er damit, dass er behauptet, Kontakt zu ihrem im KZ inhaftierten Bruder zu haben. Mit Sofieke an seiner Seite ist es sein Ziel, den niederländischen Widerstand zu unterminieren.

Sehr detailliert erfahre ich, wie Sozialdemokraten und Kommunisten in den Niederlanden auf unterschiedlichen Wegen versuchen, den deutschen Besatzern zu schaden. Während eine Seite auf eher passiven widerstand und Kontaktaufnahme nach England setzt, verübt die andere Seite Attentate. Was für mich auch im zweiten Teil völlig im Dunkeln bleibt, ist die Motivation des englischen Geheimdienstes. Ab und an habe ich den Eindruck, er schickt seine Agenten bewusst in den Tod. Die Ansicht der deutschen Seite liest sich so.

 

„...Deutschland ist ein Rechtsstaat. Die Verhafteten werden also nach und nach vor Gericht gestellt und entweder verurteilt oder freigesprochen. Aber viele der Verhafteten dürfen nicht wieder frei gelassen werden, solange der Krieg dauert...“

 

Das Buch zeugt von exakter Recherche des Autors. Viele der beschriebenen Tatsachen sind historisch belegt.

Mit der Niederlage von Stalingrad bekommt der Widerstand zusätzlich Aufwind. Doch alle Skepsis und Vorsicht nutzt nichts, wenn es gelingt, in den inneren Zirkel einzudringen. Dabei wird Anton van der Waals, wie er in Wirklichkeit heißt, Vorgehen selbst von den eigenen Leuten nicht immer gebilligt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht einen Einblick in geheimdienstliche Verstrickungen, Provokationen, Verrat und gekonnte Manipulation von Meinungen.

Ein ausführliches Personenregister, eine Karte der Niederlande und Quellenangaben vervollständigen das Buch.