Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Spannender historischer Kriminalroman - Brillant erzählt

Der Teufel von New York - Lyndsay Faye

Der Teufel von New York
von Lyndsay Faye

Bewertet mit 5 Sternen

Kraftvoll und mit großem stilistischem Können zeichnet die Autorin das gesellschaftliche Leben im alten New York von 1845 nach: Das pulsierende Gewusel in den dreckigen Straßen mit den Arbeitern und Huren, den ausgemergelten Opiumsüchtigen, den schwindsüchtigen Immigranten und den wie Dampfschiffe aufgetaktelten Damen. Und mittendrin der junge Polizist Timothy Wilde, der plötzlich in Teufels Fänge gerät. Auf einem abgelegenen Gelände findet neunzehn vergrabene Kinderleichen –.

Im Sommer 1845 wurde in New York City endlich eine Polizei gegründet. Gleichzeitig wurde in dem Jahr die Stadt von Tausenden von Immigranten aus Europa überflutet. Viele flohen vor der Hungersnot aus Irland, wo die Kartoffelfäule ihnen ihre Existenz nahm, Hunger und Elend beherrschte das Land. Sie wanderten aus in die Vereinigten Staaten oder auch Kanada.

Timothy Wilde hatte gezwungenermaßen den Job bei der Polizei angenommen, dem ihm sein Bruder vermittelt hatte. „Der Teufel von New York“ spielt im New York des 19. Jahrhunderts. Es blickt hinter die Kulissen, den Machenschaften, die sich bis in die heutige Zeit ziehen. Seinen bisherigen Job in einer Bar hatte er durch einen Brand verloren, alles war vernichtet worden. Sogar auch sein Geld und schließlich hatte er auch noch Brandnarben zurückbehalten. Er war gezeichnet.

Als ihm eines Abends ein kleines Mädchen über den Weg läuft, besudelt mit Blut, nimmt er sie nach einer Verfolgungsjagd mit zu sich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erfährt er die Geschichte ihrer Flucht und sie zeigt ihm den Platz, an dem sich neunzehn Kinderleichen finden.

Erzählt wird die Geschichte aus Timothys Sicht. Jedes Kapitel beginnt mit einer Notiz, entweder aus der damaligen Zeitung oder auch aus einer Schulfibel. Die Sätze sind kurz und aussagekräftig. Schon nach einigen Kapiteln wurde mir klar, dass die Autorin für ihr Buch sehr gut recherchierte. Sehr deutlich mit klaren, detaillierten Beschreibungen und durch ihren Schreibstil  erscheint dem Leser klar vor Augen, wie sich das damalige Leben abgespielt hat. Allein die Lebensumstände, die Unterkünfte, die verschiedenen Nationalitäten, überall wurde ums Überleben gekämpft. Man lebte von der Hand in den Mund, und oft, viel zu oft, waren die Kinder die Leidtragenden. Der Aufbruch in die Neue Welt, in ein besseres Leben, für viele endete er mit dem Tod.

Welche Möglichkeiten gab es damals, den Tod der Kinder aufzuklären? Was hatte das Mädchen damit zu tun? Erschreckend, grausam und dann doch einfühlsam hat die Autorin hier eine großartige Story geschrieben, die wieder einmal vor Augen führt, welche tiefe Kluft zwischen Arm und Reich herrschte.

Als die Nachricht von den vielen Kinderleichen sich verbreitet, glaubt man, es waren die Iren – die da, die mit ihrem Glauben und den komischen Ritualen.

Was früher in Religionskriege endete, artet hier in Straßenkämpfe bzw. Bandenkriege aus. Aber nicht nur. Als ich vor Kurzem im TV einen Bericht über Ellis Island sah, der mit ganz alten Filmaufnahmen aufwartete, las ich gerade „Der Teufel von New York“.

Bandenkriege, das organisierte Verbrechen, all das gehörten zur New Yorker Tagesordnung. Und das galt es nun seitens der Polizei zu bekämpfen.

Es gibt wirklich viele gute historische Romane, aber einen historischen Kriminalroman habe ich bis dato noch nicht gelesen. Lyndsay Faye hat mich mit ihrem Buch „Der Teufel von New York“ wirklich überzeugt, obwohl Krimis oder auch Thriller nicht zu meinen Lesefavoriten gehören.

Ich gebe sehr gerne eine Leseempfehlung und bin gespannt auf den zweiten Teil, der im Frühjahr 2015 erscheinen wird.

Zitat:

S. 356

„Wie viele Menschen in den Vereinigten Staaten sind sich wohl der Tatsache bewusst, dass der Papst die Kreuzzüge für nicht beendet hält und alle zwei Jahre eine Bulle erlässt, in der er Soldaten auffordert, sich daran zu beteiligen?

Amerikanische Protestanten zur Verteidigung der Bürgerlichen und Religiösen Freiheit gegen den Vormarsch des Papsttums, 1843.