Rezension

Spannender historischer Roman

Die Tote in der Henkersgasse - Astrid Fritz

Die Tote in der Henkersgasse
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

„...Was für ein herrlicher Tag! In manchen Momenten konnte sie es kaum fassen, wie gut es das Schicksal mit ihr meinte, seitdem sie ihr altes Leben aufgegeben hatte und in Freiburg lebte...“

 

Wir schreiben das Jahr 1417. Serafina Stadlerin, einstige Begine, ist mit dem Stadtarzt Adalbert Achaz verheiratet. Sie hat die Erlaubnis, eine kleine Armenapotheke zu führen und ihre Produkte kostenlos abzugeben. Dadurch hofft Adalbert, dass sie sich weniger für Kriminalfälle interessiert, denn das hat sie wiederholt in Schwierigkeiten gebracht. Wie das Eingangszitat zeigt, ist Serafina mit ihrem Leben zufrieden. Doch es drohen dunkle Wolken.

Am frühen Morgen wird Achaz zu einer Toten gerufen. In der Henkersgasse liegt eine junge Frau – erschlagen. Grethe, Serafinas Freundin und Begine, kennt die Tote.

Natürlich mischt sich Serafina in die Ermittlungen ein. Doch das ist nicht ihr einziges Problem. Wegen ihrer Apotheke gibt es Ärger. Der Stadtapotheker mag die Konkurrenz nicht. Und dann taucht ihr Bruder Peter plötzlich auf. Damit holen Serafina die dunkelsten Kapitel ihrer Vergangenheit ein.

Die Autorin hat erneut einen spannenden historischen Roman mit geschickt eingefügten Krimielementen geschrieben. Obwohl ich nicht alle Vorgängerbände kenne, konnte ich problemlos der Handlung folgen.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Nicht unerwähnt möchte ich Achaz` resolute Haushälterin Irmla lassen. Seerafina und sie haben sich nach anfänglichen Spannungen arrangiert und die Zuständigkeiten gütlich geklärt. Trotzdem nimmt Irmla, wenn es notwendig ist, kein Blatt vor den Mund. Dem Stadtbüttel gegenüber klingt das so:

 

„...Darf sich der Herr Stadtarzt vielleicht noch fertig ankleiden, oder soll er barfuß auf die Gass?...“

 

Gut gefällt mir außerdem, dass historische Begriffe immer dann verwendet werden, wenn es sich anbietet. In einem Glossar werden sie erklärt. Auch historische Gebäude spielen im Handlungsverlauf eine Rolle.

Das Markttreiben, die Arbeit der Beginen und das Geschehen in einem Freudenhaus einschließlich gesetzlicher Regelungen werden in die Handlung integriert und bilden neben weiteren Themen den historischen Rahmen.

Geschickt versteht es Serafina, ihren Gegenüber zum Reden zu bringen, sei es der Gatte der Toten, dem sie kondoliert, oder eine Bekannte im Frauenhaus. Zwar gibt es schnell einen Verdächtigen, doch dann wird jemand völlig anderes verhaftet. Serafina ist sich sicher, dass es der Falsche ist.

Nebenbei muss sie die Probleme mit ihrem Bruder klären. Der hat sich mit den falschen Leuten eingelassen und frönt dem Alkohol. Das ist weitaus schwieriger, denn das könnte ihr Leben völlig durcheinander bringen, da Peter Fakten aus ihrer Vergangenheit weiß, die tunlichst nicht an die Öffentlichkeit gehören. Sie weiß ihren Mann fest an ihrer Seite. Auch die Beginen geben ihr Rat und Hilfe.

Dann aber nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung.

Nachbemerkung der Autorin ergänzen die historischen Fakten und trennen Realität von Fiktion.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.