Rezension

Spannender Krimi

Münchhausenwut - Deborah Emrath

Münchhausenwut
von Deborah Emrath

Bewertet mit 5 Sternen

„...“Sind Sie nicht etwas zu jung für die Kriminalpolizei?“ „Ich kann auch gerne in eine paar Jahren wiederkommen, wenn ich ihnen noch zu jung bin“, sagte Emma leichthin...“

 

Ralf Ebelski hat ein wenig gefeiert. Nun ist er auf den Weg nach Hause. Dort wird er nie ankommen. Kriminalhauptkommissarin Emma wird später seine Leiche am Münchhausenbrunnen begutachten.

Die Autorin hat einen spannenden und geschickt konstruierten Krimi geschrieben.

Das Eingangszitat stammt aus dem Gespräch von Emma mit der Witwe des Toten. Es zeigt Emmas trockenen Humor.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist abwechslungsreich. So werden die Örtlichkeiten gut beschrieben:

 

„...Im fahlen Mondlicht erschien der Münchhausenbrunnen düster und kalt. Die Steine waren von die Dunkelheit in der Fußgängerzone zu vertreiben. Raureif überzogen; die Sonne hatte es noch nicht geschafft...“

 

Die Witwe präsentiert Emma sofort einen Täter. Ralf war Gynäkologe, hatte aber seit Jahren die Hauptrolle im Musical Münchhausen inne. Das sollte sich in diesem Jahr ändern. Die Rolle sollte an einen junge Schauspieler gehen. Doch kurzfristig hat Ralf entschieden, weiter zu machen. Das nahm ihm der andere Übel.

Sehr gut wird dargestellt, wie schnell es geht, jemand über die sozialen Medien ins Abseits zu stellen. Nach Beweisen der Schuld fragt niemand mehr. Es genügen Gerüchte.

Dann aber schürft Emma tiefer. Plötzlich gibt es weitere Verdächtige. Nach und nach aber fallen die auch durchs Raster. Die Autorin versteht es, mich auf ihre Umwege mitzunehmen und in manche Falle tappen zu lassen.

Bei ihrer Arbeit trifft Emma mehrmals auf Andreas, ihren Ex. Die Trennung ging von ihr aus. Den Grund habe ich eigentlich nicht begriffen – und Andreas auch nicht, wenn ich seine Reaktionen richtig deute.

 

„...Er sah sie mit einem waidwunden Dackelblick an, der Emma jedes Mal ins Mark traf, Er ließ sie regelmäßig wie ein Uhrwerk an ihren Entscheidungen zweifeln...“

 

Nicht nur Emma ist auf Grund ihrer Scheidung alleinerziehend. Die Probleme, die sich dabei ergeben, werden gekonnt in die Handlung integriert. Gleichzeitig geht es um die Frage: Wie viel Freiraum lässt man einem Kind und wie viele Entscheidungen nimmt man ihm aus der Hand? Die Diskussionen zwischen Barbara und Emma bringen das Thema auf den Punkt.

Und ein weiteres Problem wird kurz angedeutet. Dazu möge ein Zitat genügen:

 

„...Nur, weil fast niemand im Nachkriegsdeutschland über die Nazizeit sprach, hieß nicht, dass es diese eine ganze Generation traumatisierenden Erlebnisse nicht gab. Man durfte schlicht über die eigenen Erlebnisse nicht sprechen, weil man sich gefälligst zu schämen hatte...“

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Eine taffe Ermittlerin, ein hoher Spannungsbogen und viel Lokalkolorit geben ihm das Gepräge.