Rezension

Spannender Krimi

Die Tote im Wannsee - Lutz Wilhelm Kellerhoff

Die Tote im Wannsee
von Lutz Wilhelm Kellerhoff

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin, 1968, in den Straßen herrschen die Studentenaufstände und Polizisten sind in ihren Augen Faschisten. Dann wird eine Tote am Rand des Wannsees gefunden, die junge Mutter Heidi Gent. Aber wer könnte Interesse daran haben, die junge Anwaltsgehilfin zu töten? Wolf Heller beginnt zu ermitteln und stößt dabei auf immer mehr Ungereimtheiten und Widerstände, sogar in den eigenen Reihen. Was hatte Heidi Gent zu verbergen? Gibt es vielleicht sogar Zusammenhänge zu ihrem Arbeitgeber, dem umstrittenden Anwalt Mahler?

Meine Meinung

An diesem Buch hat mich am meisten die Zeit gereizt, in der es spielt. Ich war neugierig auf die damaligen Begebenheiten, auf die Ermittlungsarbeiten zu diesen Zeiten und überhaupt auf eine Zusammenarbeit gleich dreier Autoren. Gleich vorab, all das ist hier absolut gelungen und weiß zu überzeugen.
Das hier gleich drei Autoren an dem Buch gearbeitet haben, merkt man in keinster Weise. Der Einstieg gelingt problemlos und der Krimi liest sich spannend und flüssig. Der Schreibstil lässt sich gut verständlich und leicht lesen und Beschreibungen der damaligen Zeit werden schnell lebendig.
Was hier die Spannung ausmacht, ist die absolut dichte Recherche über die damalige Zeit. Die Autoren verknüpfen geschickt die realen Ereignisse, teils sogar reale Persönlichkeiten, mit den fiktiven Begebenheiten. Ich fand dies sehr spannend zu verfolgen, denn von dieser Zeit ist mir gar nicht viel bewusst. Selbstverständlich waren mir Namen wie Uschi Obermaier bekannt, aber was zu dieser Zeit wirklich so los war, war mir nicht sehr bekannt. Man spürt hier den Umschwung im Denken und Handeln, hat aber auch immer noch diesen Nazistempel im Rücken, auch das Homosexualität verboten war in dieser Zeit, war mir gar nicht so bewusst. Ermitteln und recherchieren ohne Handy und PC ist allein schon spannend zu verfolgen, aber hier wird es so gut beschrieben, dass man schon das Gefühl hat, live dabei gewesen zu sein. All das gibt diesem Krimi einen besonderen Reiz und schafft eine reale Atmosphäre.
Ein personeller Erzähler in dritter Person führt durch den Krimi. Dieser gibt dem Leser einen weitumfassenden Überblick. Man ahnt schon ein wenig mehr, als der Ermittler Heller, da man hier auch die Perspektive des Mörders, bzw. dessen Auftraggebers erhält. Wer es ist und wie alles miteinander zusammenhängt, wird aber erst klar, als alle Puzzleteile zusammengesetzt werden.
Heller ist ein sehr sympathischer Ermittler, der das Herz am rechten Fleck hat. Er ist noch ein sehr junger Ermittler von gerade mal zweiunddreißig Jahren, sein Vater war ebenfalls Polizist und an der Front, Hellers Mutter starb unter mysteriösen Umständen und man spürt ihm deutlich an, dass dies an ihm nagt. Auch wenn ich sehr viele Fakten über ihn kenne, habe ich aber noch einige Fragen über ihn offen und ich denke, dass wir hier durchaus auch mit Fortsetzungen rechnen können, bei denen wir ihn noch intensiver kennenlernen.
Neben Heller gibt es eine Vielzahl an weiteren Charakteren, bei denen ich hier und da nochmal nachschlagen musste, wer es denn gerade war. Hier werden unheimlich viele Ereignisse und Personen miteinander verknüpft und es erfordert durchaus Konzentriertheit, um den Überblick nicht zu verlieren.

Mein Fazit

Der Krimi überzeugt mit einem sehr gut recherchierten Hintergrund und lässt das Jahr 1968 absolut lebendig werden, auch für diejenigen, die nur wenig Kenntnisse aus dieser Zeit haben, so wie ich. Der Schreibstil ist flüssig und klar, so dass man hier durchaus inhaltlich zurecht kommt. Schnelle Wechsel in den Perspektiven erfordern ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, um den Überblick nicht zu verlieren. Ich habe den Krimi an zwei Abenden verschlungen, weil ich es absolut spannend fand, diese Zeit mitzuerleben. Der Fall selber war glaubwürdig und die Lösung spannend. Leseempfehlung!