Rezension

Spannender Krimi mit einem außergewöhnlichen Ermittler

Gun Street Girl - Adrian McKinty

Gun Street Girl
von Adrian McKinty

Bewertet mit 4 Sternen

Belfast, 1985

Detective Inspector Sean Duffy ist als katholischer Bulle bei der protestantischen Royal Ulster Constabulary ( RUC ) angestellt. Allein diese Tatsache lässt seinen Alltag zuweilen recht stressig wirken. Dazu kommen allerdings noch Aufstände, die ständige Gefahr von Bombenattentaten und Waffenschmuggler, die ihre Aktionen um jeden Preis durchziehen wollen. Duffy ist also alles andere als unterbeschäftigt, als ein wohlhabendes Ehepaar ermordet aufgefunden wird. Der Fall scheint zunächst recht eindeutig, doch schon bald tauchen erste Zweifel am Tathergang auf. Duffy beginnt Dinge ans Tageslicht zu zerren, die lieber im Verborgenen geblieben wären. Dabei tritt er mächtigen Gegnern auf die Füße. Doch solche Kleinigkeiten haben Duffy ja noch nie gestört....

"Gun Street Girl" ist mittlerweile der vierte Band um DI Sean Duffy. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch ohne Vorkenntnisse aus den vorherigen Teilen folgen. Um die Weiterentwicklung des Hauptprotagonisten besser nachvollziehen zu können, empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. Doch auch ohne dieses Hintergrundwissen wird man schnell feststellen, dass Sean Duffy ein wenig anders tickt, als andere Ermittler. Denn er hat recht eigenwillige Ansichten, hält sich nur selten an Vorschriften und nimmt es bei seinem eigenen Drogen- und Rauschmittelkonsum auch nicht so genau. Trotzdem ist Duffy ein sehr sympathischer Protagonist, der einem, durch seine sarkastische Art und seinen speziellen Humor, beim Lesen so manch unverhofftes Lächeln entlockt. Dennoch hat man das Gefühl, dass Duffy sich am Rande eines Abgrunds bewegt und dass ein winziger Fehltritt genügen könnte, um ihn zum Absturz zu bringen. Da Duffy trotzdem so sympathisch wirkt, beobachtet man gebannt sein Vorgehen und hofft darauf, dass er es nicht zum Äußersten treibt. Dieses Mitfiebern macht einen großen Teil der Spannung aus, die dieser Fall zu bieten hat. Denn Duffy selbst und seine Aktionen geben diesen Ermittlungen einen ganz besonderen Reiz.

Dem Autor gelingt es hervorragend, eine recht bedrohliche und düstere Atmosphäre zu vermitteln, die allgegenwärtig zwischen den Zeilen schwebt. Man ist sich außerdem stets bewusst, in welcher Zeit die Handlung angesiedelt ist. Denn die Popsongs dieser Jahre hat man beim Lesen quasi gleich mit im Ohr. Der Fall selbst ist spannend und man verfolgt gebannt, was Duffy alles ans Tageslicht bringt. Die Stimmung ist explosiv und stellenweise hat man das Gefühl, dass Duffy auf einem Pulverfass sitzen würde, das jeden Moment hochgehen kann.

Für mich war das die erste Bekanntschaft mit Sean Duffy, da ich vorher noch keinen Band aus der Reihe gelesen habe. Dennoch ist mir der Einstieg in den Fall sehr gut gelungen und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden. Ich habe mich sehr gut und spannend unterhalten und werde sicher zu weiteren Fällen des eigenwilligen Ermittlers greifen. Ich vergebe deshalb vier von fünf Bewertungssternen und eine klare Leseempfehlung!