Rezension

Spannender Krimi mit starker, emanzipierter Protagonistin

Der Fall der verhängnisvollen Blumen - Nancy Springer

Der Fall der verhängnisvollen Blumen
von Nancy Springer

Bewertet mit 5 Sternen

Unter sehr mysteriösen Umständen ist Dr. Watson verschwunden, sein Freund Sherlock Holmes scheint offensichtlich in diesem Fall ratlos. Bei eigenen Nachforschungen stößt Enola auf ein unheilvolles Blumengebinde und schwebt bald selbst in höchster Gefahr.

Enola Holmes ist immer noch auf der Flucht vor ihren Brüdern und versteckt sich in einer zwielichtigen Unterkunft, als sie in der Zeitung etwas über das mysteriöse Verschwinden von Dr. Watson liest. Besorgt beginnt sie unabhängig von ihrem Bruder, dem Meisterdetektiv Sherlock Holmes, mit eigenen Nachforschungen. Sehr schnell erfährt sie von der Ratlosigkeit ihres Bruders und entdeckt im Haus der Familie Watson einen unheimlichen Blumenstrauß. Da sie nicht so einfach Kontakt zu ihrem Bruder aufnehmen kann, ermittelt Enola im Falle Watson allein. Schon bald ist sie zwielichtigen Gestalten auf der Spur, enthüllt ein grauenvolles Geheimnis und schwebt in tödlicher Gefahr.

Enola Holmes ist die jüngere Schwester von Mycroft und Sherlock Holmes. Sie möchte ihren Brüdern unbedingt beweisen, dass sie auf eigenen Füßen stehen kann und entzieht sich ihrer Kontrolle. Ihre Leidenschaft ist das Suchen und Finden vermisster Personen bzw. Gegenstände. Sehr gern würde Enola als Perditor Anerkennung in der Gesellschaft finden. Ein Perditor ist, laut Definition der Autorin, ein professioneller Sucher vermisster Personen. Um ihren Brüdern zu entgehen muss Enola immer wieder auf ungewöhnliche Verkleidungen zurückgreifen. Sie ist emanzipiert, selbstbewusst, risikofreudig, clever und unangepasst. Von ihrer Mutter zu einer selbständigen jungen Frau erzogen, ist es für Enola absolut nicht akzeptabel, sich den Entscheidungen ihrer Brüder unterzuordnen.

Die von Enola in der Ich-Form im Präteritum erzählten spannenden Ereignisse sind eingerahmt von Prolog und Epilog eines auktorialen Erzählers. Der Prolog entführt seine Leser in die ausweglose Situation von Dr. Watson. Im Epilog rundet ein Gespräch zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson den Band perfekt ab und macht neugierig auf das nächste Abenteuer.

Dieses Buch ist der dritte Band einer Abenteuerreihe um Enola Holmes. Die Story ist in sich abgeschlossen. Auch ohne die vorrangegangen Bände gelesen zu haben, findet man sich schnell in Situation und Geschichte. Eine spannende Handlung, beklemmendes Setting, finstere Charaktere und eine außergewöhnliche Protagonistin entführen die Leser in das viktorianische London. Schreibstil und Wortwahl schaffen den Spagat zwischen historisch angepasst und jugendlich frisch perfekt. Die Anteile von Handlung, Setting und Dialog sind im Text ausgewogen und zu keiner Zeit langweilig. Buch- bzw. Textumfang sind verhältnismäßig gering und daher perfekt für kleine Lesemuffel.

Das Buch ist für Leser*innen ab 12 Jahre sehr zu empfehlen. Obwohl eine weibliche Protagonistin hauptsächlich Leserinnen anspricht, ist die Story genderneutral.

Eine wundervolle, spannende und kurzweilige Lektüre für eine vergnügliche Lesezeit.