Rezension

Spannender Krimi mit Thrillerelementen, rasantem Plot und hochaktueller Thematik.

In eisiger Nacht - Tony Parsons

In eisiger Nacht
von Tony Parsons

Bewertet mit 4 Sternen

Eisiges Grab

London, an einem frostigen Wintermorgen. Bei einem Einsatz erwartet Detective Max Wolfe ein schrecklicher Anblick: In einem Kühllaster liegen zwölf erfrorene Frauen. Offenbar hatten sie noch versucht, sich aus ihrem eisigen Gefängnis zu befreien - vergeblich. Alles deutet darauf hin, dass sie von Schleusern illegal ins Land geschafft wurden. Doch warum mussten sie sterben? Als man im Führerhaus des Lasters nicht zwölf, sondern dreizehn Pässe entdeckt, schöpft Max Hoffnung: Wo ist die dreizehnte Frau? Lebt sie vielleicht noch? Auf der Suche nach ihr tauchen Max und seine Kollegen tief in die dunkle, gefährliche Welt des Menschenhandels ein - und nicht jeder von ihnen wird lebend zurückkehren ...(Klappentext)

❆❆❆❆❆❆❆❆❆❆

"Als Erstes nahmen sie ihr den Pass ab. Der Mann sprang von der Ladefläche des Lastwagens und schnippte mit den Fingern in ihre Richtung. 'klickklack'. Ein trockenes, forderndes Geräusch" (S. 9 - Anfang)

Dies ist der 4. Teil der britischen Krimi-Reihe rund um Detective Max Wolfe.
Für mich war es der erste Tony Parsons-Krimi überhaupt und daher hatte ich keinerlei Vorkenntnisse bezüglich der vorherigen 3 Teile. Diese benötigt man meiner Meinung auch nicht.
Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten in den Krimi hinein zu finden. Das liegt daran, dass der Autor immer wieder Informationen bezüglich der vergangenen Geschehnisse einfließen lässt. Dies jedoch keineswegs ausschweifend, sondern sehr gut in die Handlung integriert. Immer nur so viel, wie man für den aktuellen Fall benötigt, um der Handlung folgen zu können und gewisse Reaktionen und auch Handlungen der Protagonisten selbst zu verstehen.
Bezüglich der Privatsituationen der Charaktere, allen voran des Hauptprotagonisten Max Wolfe, wird hierbei aber auch gleichzeitig die Neugierde des Lesers geweckt, die mich persönlich dazu anregt mir auch die vorherigen Teile zu zulegen.

Dies ist jedoch nicht der einzige Grund. Es liegt vor allem am flüssigen und sehr bildhaften Schreibstil des Autors. Der Plot ist fesselnd und die Thematik dieses Krimis hochaktuell - Flüchtlinge, Schlepper, Flüchtlingscamps und Menschenhandel. Dies wird hier aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, sowohl von der polizeilichen, als auch von Flüchtlingen und Schleppern selbst. Hier gibt es kein bloßes schwarz-weiß oder gut-böse Schema.

Der Autor schafft es zudem die entsprechende Atmosphäre an den Leser zu transportieren, ob nun spannungsgeladen oder bedrückend.
Ab dem ersten Drittel nimmt der Krimi dann auch gehörig an Fahrt zu. Es wird spannender, aber auch brutaler und bedrückender, was natürlich auch an der Thematik selbst liegt.
Dieser Krimi hält so viele Emotionen bereit, sodass einem schwindelig werden könnte und doch muss man immer weiter lesen.

Manchmal hätte ich mir jedoch bei gewissen Details und Handlungen mehr Tiefgang gewünscht. Manches wird einfach viel zu schnell abgehandelt oder gar nur am Rande erwähnt.
Leider war in gewisser Weise auch schnell klar wer dahintersteckt. Hier wiederum wäre bei so manchen Erwähnungen weniger besser gewesen.
Trotzdem enthält der Krimi, welchen ich persönlich eher im Thriller-Genre einordnen würde, durchaus auch überraschende Wendungen.

Fazit:
Im Großen und Ganzen hat mich dieser Krimi wunderbar unterhalten, was aufgrund der Thematik vielleicht etwas befremdlich wirken mag. Aber alle Handlungsstränge laufen hier gekonnt zusammen und es kommt zu einem schlüssigen und für mich stimmiges Ende.
Manchmal hätte ich mir mehr Details und manchmal wiederum weniger (bezüglich Auflösung) gewünscht.
Dieser Krimi weist deutliche Merkmale eines Thrillers auf und ist sicher nicht für jeden geeignet. Trotz der angeführten Mankos kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Vor allem auch für Thrillerfans mit einem etwas stärkeren Magen.
Ich persönlich werde mir definitiv auch die vorherigen Teile dieser Max Wolfe-Reihe zulegen.

© Pink Anemone

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 31. Januar 2018 um 19:18

Deine Rezi macht neugierig: Der Krimi mit Thrilleraspekten ist unterwegs zu mir ;)

Liebe Grüße nach Wien von Sigrid (auch SigiLovesBooks ;)