Rezension

Spannender Krimi mit viel Jahrhundertwendeflair

Der treue Spion -

Der treue Spion
von Uta Seeburg

Bewertet mit 5 Sternen

"Der treue Spion" von Uta Seeberg ist der dritte Band um Major Gryszinski, den königlich-bayerischer Sonderermittler der Münchner Kriminalpolizei. Im Jahr 1896 verschwindet ein französischer Diplomat spurlos aus dem Hotel Vier Jahreszeiten. Gryszinski nimmt die Ermittlungen in dem Fall auf, der sich als überaus verzwickt und mysteriös erweist und ihn in die Welt von Spionage und Hochstapelei entführt. 20 Jahre später, während des 1. Weltkriegs, befindet sich Gryszinskis inzwischen erwachsener Sohn Fritz als Meldegänger in Verdun und erhält unverhofft neue Hinweise zu dem alten Fall seines Vaters.

Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Handlungssträngen erzählt, wobei der erste 1896 spielt und Major Gryszinskis Ermittlungen beinhaltet. Der zweite ist 20 Jahre später angesiedelt und erzählt die Erlebnisse von Fritz.

Uta Seeberg beschreibt die handelnden Figuren und ihre Gedanken sehr detailliert und lebendig, so dass ich sie sofort lebhaft vor Augen hatte und auch mit dem Ehepaar Gryszinski und ihrem Sohn richtig mitfiebern konnte. Auch die Handlungsorte, Hotels, Restaurants, Wohnungen etc. werden in ihrer Austattung und Atmosphäre sehr ausführlich beschrieben, so dass man als Leser*in richtig in die Welt der Jahrhundertwende und die Zeit des ersten Weltkrieges eintauchen kann. Allerdings tritt hierdurch auch der kriminalistische Part manchmal etwas in den Hintergrund.

Obwohl ich die beiden Vorgängerbände nicht kannte (das wird sich ändern!), bin ich problemlos in die Geschichte hineingekommen, da keinerlei Vorkenntnisse nötig sind. Die Handlung ist richtig spannend, die Puzzleteile fügen sich erst ganz zum Schluss ineinander und ich habe bis zur letzten Minute mitgerätselt.

Das Hörbuch gibt das Buch ungekürzt wieder und hat eine Laufzeit von 13 Stunden und 20 Minuten. Der Sprecher Michael Schrodt hat nach meinem Empfinden eine sehr angenehme, ruhige Stimme und genau das richtige Sprechtempo. Er verleiht jeder Figur eine individuelle Note und baut ihre persönlichen Eigenheiten, wie etwa ein charakteristisches Schnauben oder einen sächsischen Dialekt, gekonnt ein. Einzig bei den wenigen bayerischen Sätzen ist seine norddeutsche Herkunft für mich als Bayerin spürbar (und auch, wenn er die Münchner Liebigstrasse als "Liebichstrasse" ausspricht oder den Odeonsplatz auf der 1. anstatt der 2. Silbe betont.). Da die Familie Gryszinski jedoch selbst aus Preußen stammt, ist ein norddeutscher Sprecher hier sogar authentischer.

Fazit: Ein wirklich spannender, atmosphärisch toll erzählter Krimi, der sehr gelungen als Hörbuch umgesetzt wurde. Wilhelm, Sophie und Fritz Gryszinski sind mir richtig ans Herz gewachsen und ich bin sehr gespannt auf weitere Folgen (und auch die beiden Vorgängerbände, die ich noch lesen möchte).