Rezension

Spannender Kriminalfall mit bayerischem Humor, der oft nicht mein Fall ist

Tote Hand - Andreas Föhr

Tote Hand
von Andreas Föhr

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichte fängt reichlich skurril an: Als der Polizist Kreuthner und seine Freunde die Hand von Johann Lintinger beerdigen wollen, befindet sich an der Stelle bereits eine Leiche. Kommissar Wallner und sein Team nehmen die Ermittlungen auf.

Mit „Tote Hand“ erzählt Andreas Föhr einen spannenden Kriminalfall, dessen einzelne Teile er geschickt nach und nach zusammensetzt. Er arbeitet dabei, wie das mittlerweile in dem Genre üblich ist, auf mehreren Zeitebenen. Die aktuellen Ermittlungen spielen im November 2018. Die Ereignisse, die dazu geführt haben, dass ein Toter im Boden begraben liegt, in den Monaten bis Juli 2018.

Der Kriminalfall hat mir sehr gut gefallen, da ich als Leserin miträtseln konnte, wer der Täter ist. So etwas gefällt mir. Zumal der Autor im Verlauf der Erzählung alle Personen im Umkreis des Opfers verdächtig erscheinen lässt.

Überhaupt nicht gefallen hat mir, wie zu Beginn des Buches mit dem Thema Alkoholismus umgegangen wird. Die schwere Alkoholerkrankung Johann Lintingers wird in eine Maße verharmlost und bagatellisiert, dass ich es gar nicht fassen konnte. Das kann man meiner Ansicht nach auch nicht mit dem Schlagwort Humor entschuldigen. „…, denn seine Gefährten hatten ihm lediglich zwölf Flaschen Bier ins Krankenhaus bringen können, bevor eine rigorose Krankenschwester dem Alkoholverkehr ein Ende bereitet hatte mit dem Hinweis, Lintingers Fahne könne man bis ins Stationszimmer riechen, es gebe schließlich noch andere Patienten.“ (Seite 16)

Ebenso finde ich gerade zu Beginn des Buches die Dialoge übertrieben albern. Wobei ich nicht sagen kann, ob ich mich später vielleicht einfach daran gewöhnt habe, darüber hinweglese oder meinen Fokus auf die Handlung des Kriminalfalls konzentriere, sodass es mir nicht mehr so negativ ins Auge springt. „Wie ich war, hab ich zum Christkind gebetet, dass es die Hand wieder mitnimmt. Aber wenn´s kommen ist, hab ich ja nicht mit ihm reden dürfen. Ach, jetzt is es schon weg! Hat´s immer g´heißen. Mit siebzehn hab ich dann g´spannt, dass die mich die ganze Zeit vera…en“. (Seite 21) Mal ganz ehrlich, wie kommt ein Autor auf solchen Unsinn? Wer glaubt mit 17 noch ans Christkind? Und wer findet so etwas witzig?

Überhaupt hat mich das Lokalkolorit sehr an das Vorabendprogramm im Fernsehen erinnert. Es gibt bestimmt Leser/innen, die genau das mögen. Meinen Geschmack hat es jedoch nicht getroffen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen haben die Witze nicht gezündet.

Fazit:
Ich kann nicht verstehen, wie jemand Alkoholismus dermaßen verharmlosen kann. Da müssen die Verantwortlichen im Verlag doch etwas sagen. Zudem konnte ich feststellen, dass der bayerische Regionalkrimi mit Humor von Andreas Föhr nicht meinem Geschmack entspricht. Die Szenen und Dialoge sind mir oft zu albern. Zudem merkt man dem Autor an, dass er für das Vorabendprogamm des Fernsehens schreibt. Da ich den Kriminalfall jedoch spannend fand und er diesen erzählerisch gut entwickelt hat, würde ich gerne noch ein Buch aus seiner anderen Reihe lesen, und zwar aus der Serie um die Rechtsanwältin Rachel Eisenberg.