Rezension

Spannender Lokalkrimi um religiöse Verflechtungen

Tod im Pilgerdom - Simone Lucas

Tod im Pilgerdom
von Simone Lucas

Bewertet mit 4 Sternen

Kommissar Böll ist ein typischer Rheinländer. Mit dem Hang zur Kölner Leichtigkeit, etwas zerfahren wirkend und zu Beginn der Geschichte mit etwas dilettantischer Fahndungsstrategie. So kam er mir zumindest vor, als ich das Buch bis zur Hälfte gelesen hatte. Die Spannung steigt zunächst nur mäßig an, was auch damit zu tun hat, dass man im ersten Drittel des Buches ausnahmslos Kommissar Bölls Handlungen folgt und es weder Charakterenwechsel noch unerwartete Plottwists gibt, die dem Spannungsbogen im ersten Teil des Buches gut getan hätten.

Dies ändert sich jedoch mit dem Auftreten verschiedener Charaktere wie Thomas, dem Typen aus der rechten Szene, der Novizin Angela Sandowski und den seltsamen Verstrickungen von Eike van de Vries. Und Bölls Abstecher nach Berlin zu Monika Weißenfels, einer Historikerin mit Berliner Schnauze, sorgt für die wohltuende Komik im Laufe der Ermittlungen. Wie bestellt läuft auch Kommissar Böll plötzlich zur Höchstleistung auf, legt seinen dilettantischen Stil ab und wird zum knallharten Ermittler.

In der zweiten Buchhälfte überschlagen sich dann die Ereignisse und das Buch wird zu einem richtig guten Krimi. Viele Protagonisten machen sich verdächtig und die seltsamen Geschehnisse um einen mysteriösen Orden tragen zur Verwirrung bei - beim Leser sowie bei Kommissar Böll, der in einem grandiosen Finale den wahren Täter zur Strecke bringt.

"Tod im Pilgerdom" hat mich insbesondere in der zweiten Buchhälfte mitgenommen und den zunächst schleppenden Einstieg in einen Kriminalfall später ungeahnt spannend werden lassen. Die ominösen Vorfälle um die Ordensgemeinschaft und die Novizin Angela hätten bereits früher "häppchenweise" in den Handlungsstrang eingebaut werden können. Dies hätte dem Spannungsbogen sicherlich gut getan.

Fazit

"Tod im Pilgerdom" ist ein solider Krimi mit viel Lokalkolorit und einer ordentlichen Portion Lokalpatriotismus. Der Hauptdarsteller, Kommissar Böll, wächst im Laufe des Romans zu einem kaltschnäuzigen Ermittler heran. Ein Buch, das vor allem in der zweiten Hälfte durch eine Brisanz aus religiösen Verflechtungen und politischer Aktualität hochspannend wird.