Rezension

Spannender Mittelalter-Krimi

Die Tote in der Henkersgasse - Astrid Fritz

Die Tote in der Henkersgasse
von Astrid Fritz

Bewertet mit 4 Sternen

Es wird wieder spannend im mittelalterlichen Freiburg. „Die Tote in der Henkersgasse“ ist der fünfte Fall für die ehemalige Begine und jetzt angesehene Stadtarztfrau Serafina Stadlerin, erdacht von Astrid Fritz.

Die Ehefrau eines reichen Kaufmanns wird nachts auf der titelgebenden Straße gefunden - mit rot bemalten Wangen und einem falschen Muttermal. Während Serafina nicht von diesem interessanten Fall lassen kann, muss sie diesmal aber auch gegen ganz persönliche Probleme kämpfen: Ihr Bruder taucht nach Jahren überraschend auf, doch seine Motive sind höchst zweifelhaft.

 

Es dauert tatsächlich nur wenige Seiten, bis die Leser*innen wieder vollständig in Serafinas Leben eingetaucht sind. Das etwas prophetische und definitiv mit einem zwinkernden Auge geschriebene Personenregister zu Beginn des Buches hilft dabei sehr. Doch auch, wenn man bisher keine Berührungspunkte mit Serafina und „ihrem“ Freiburg hatte, können Leser der Geschichte gut folgen. Wissen aus den vorherigen Bänden ist nicht zwingend notwendig, auch wenn es zum Teil Anspielung dahingehend gibt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass es nicht lange dauert, bis der Mord geschieht bzw. die Leiche gefunden wird. Viele andere Krimis lassen hier Kapitel um Kapitel verstreichen in denen sie über das Leben der Protagonisten berichten. Bei Astrid Fritz hingegen, geht es nach kurzer Einleitung schnell zur Sache – perfekt, denn genau für die dadurch einsetzenden Ermittlungen nehmen wir einen Krimi doch in die Hand!

 

Serafina ist und bleibt eine tolle Persönlichkeit. Sie ist mutig, neugierig, sehr zielstrebig, gibt nicht auf und ist auch etwas stur. Das alles macht sie zu einer hervorragenden Ermittlerin, die – hätte es einen vergleichbaren Beruf gegeben und wäre dieser überhaupt für Frauen zugelassen gewesen – eine großartige Polizistin sein könnte. Auch ihr Mann Adalbert ist ein wunderbar gezeichneter Charakter. An ihm gefällt mir besonders, dass er nicht der perfekte Mann ist, der alles weiß und alles kann. Er ist Serafina ein liebevoller, unterstützender Partner und den Leser*innen sympathisch.

 

Das Spannungslevel ist durchweg hoch. Es gibt so viele Hinweise und Vermutungen, die beim Lesen angestellt werden können und immer kommt etwas Neues hinzu, was ein anderes Licht auf den Fall wirft. Die letztendliche Auflösung habe ich so allerdings nicht kommen sehen. Das gefällt mir sehr gut bei einem Krimi: ein unerwartetes, aber dennoch plausibles Ende.

Astrid Fritz garniert das noch mit einer Prise Humor, die ihren angenehmen und flüssigen Schreibstil noch lebendiger macht. Hier ist vor allem die bärbeißige Hausmagd Irmla hervorzuheben, die getreu dem Motto „Harte Schale, weicher Kern“ schnell zu meinem Lieblingsnebencharakter avanciert ist. Ihre Sprüche sind immer ein Treffer und pointieren hervorragend, was für ein Irrsinn zum Teil im Haus des Stadtarztes vor sich geht.

 

Den Abschluss des Buches bildet zum einen ein umfangreiches Glossar. Hierin werden die verwendeten historischen Begrifflichkeiten gut erklärt. Eine besondere Zuckerkirsche für Freiburg-Kenner*innen sind auch die Erläuterungen, welche damaligen Straßen und Gebäude, welchen heutigen Orten entsprechen. Ich persönlich konnte damit nicht so viel anfangen, aber in jedem Punkt spürt man die gründliche Recherche der Autorin. Zum anderen rundet ein historisches Nachwort die Geschichte ab. Dies ist eine gelungene Ergänzung, um das Gelesene in den richtigen historischen Kontext zu setzen und nebenbei wieder einiges über die damalige Epoche zu lernen. Astrid Fritz kann auch diese vermeintlich trockenen Fakten leicht verständlich und interessant rüberbringen.

 

Der fünfte Teil der Serafina-Reihe ist wieder spannend und unvorhersehbar. Die Charaktere sind wie immer wunderbar und diesmal ist das Ende auch wieder stimmiger als beim Vorgänger "Tod im Höllental". Zusammenfassend komme ich daher zu 4 von 5 Sternen und freue mich auf Band sechs!