Rezension

Spannender Politkrimi nach wahrer Begebenheit

Die Krieger
von Martin Maurer

Bewertet mit 4 Sternen

REZENSION – Der Brandanschlag auf die Münchner Diskothek „Liverpool“ am 7. Januar 1984 mit anschließenden Ermittlungen liefern den Hintergrund zu dem im November im Dumont Buchverlag veröffentlichten Krimi „Die Krieger“ des deutschen Schriftstellers und Drehbuch-Autors Martin Maurer (52). Es ist der Auftakt einer Krimireihe um den verwitweten 43-jährigen Kommissar Nick Marzek, der kürzlich aus Berlin zur Münchner Mordkommission versetzt wurde.

Der Diskotheken-Brand im Münchner Bahnhofsviertel forderte Verletzte und eine Tote. Erste Indizien deuten auf einen Revierkampf im Rotlicht-Milieu hin. Doch dann wird den Ermittlern von italienischen Kollegen ein Bekennerschreiben mit Runen und Hakenkreuz einer bislang unbekannten „Gruppe Ludwig“ übermittelt. Nick Marzek wird zu weiteren Nachforschungen nach Norditalien geschickt. Als Dolmetscherin muss er mit Graziella Altieri vorliebnehmen, der Reinigungskraft des Kommissariats.

In seinem Krimi bindet der Autor die bis in kleinste Einzelheiten reichenden Fakten und Hintergründe des realen Kriminalfalles in eine teils spannende, teils auch amüsante Rahmenhandlung um Kommissar Nick Marzek und Putzfrau Graziella ein. „Ich soll mit unserer Putzfrau nach Mailand fahren?“, ist der Ermittler anfangs entsetzt. Sein Entsetzen steigert sich sogar noch, als er feststellen muss, dass Graziella kaum lesen und schreiben kann. Doch schnell spürt er, dass sie ihm mit ihrer Lebenserfahrung, ihrer Kenntnis italienischer Mentalität sowie ihrem Ehrgeiz, sich nun beweisen zu müssen, eine wertvolle Stütze in der Ermittlungsarbeit ist. Dass Nick und Graziella während ihres Italien-Aufenthalts auch im Doppelbett landen – beide allerdings eher zwangsläufig als freiwillig –, ihre kurze Affäre jedoch vor der Rückkehr in München zu beenden scheinen, lässt Raum für Spekulation und eine Fortsetzung.

Raum für Spekulation lässt auch das bisher gesammelte Wissen um die Terrorgruppe Ludwig. Es ist zwar erwiesen, dass die beiden etwa 25-jährigen Wolfgang Abel und Marco Furlan den Brandanschlag in der Münchner Diskothek tatsächlich verübt haben, und dass in den zehn Jahren zuvor in Italien mindestens zehn Mordanschläge auf Personen aus der Rotlicht- und Drogenszene auf das Konto der Terrorgruppe gehen. Doch bis heute sind die mutmaßlichen Hintermänner unbekannt.

Maurers Krimi beginnt in seiner Rahmenhandlung etwas langsam und klischeehaft: Berliner Kommissar versinkt nach dem Freitod seiner Frau im Alkoholsumpf, beginnt dank eines befreundeten Kollegen in München ein neues Leben und trifft in seiner Einsamkeit auf burschikose Italienerin. Doch dann wird es spannend, kommt immer mehr Tempo auf. Der Autor versteht es, die nackten Fakten der zurückliegenden Mordfälle in Italien sowie die komplexen Hintergründe zur Gruppe Ludwig verständlich aufzubereiten und lesbar zu machen, ohne zu langweilen oder durch die Vielzahl an Fakten zu verwirren.

Wie schon in seinem ersten Politthriller „Terror“ (2011) entwickelt sich auch Maurers neuer Krimi „Die Krieger“ gegen Ende zu einem Politthriller. Wieder geht es um reale Fälle terroristischer und politischer Netzwerke in Italien, deren Spuren vereinzelt bis nach Deutschland reichen – ein Thema, in dem sich der Autor, der wechselnd in beiden Ländern lebt, auszukennen scheint. Ob dies allerdings für eine geplante Krimireihe ausreicht, bleibt abzuwarten. Als Einzelwerk ist Maurers Krimi „Die Krieger“ jedenfalls eine spannende Lektüre, die nicht wenige Leser zu weiteren Nachforschungen über die Gruppe Ludwig im Internet verleiten dürfte.